Schöne Aussichten fürs Bellevue

Das Rondell am Bellevue

Am Bellevue-Platz wird hart gearbeitet. Nur der Verkehr im sonst so belebten Herzen von Zürich hält teilweise einen erholsamen Power Nap. Kein Grund, sich zu grämen. Wenn das Bellevue erst erwacht, macht es seinem Namen alle Ehre.   

Nun, Strassenbelag hält nicht ewig und auch das Ende der Schienen ist vorprogrammiert. Natürlich weiss man lange im Voraus, wann die Strasse in die Jahre kommt. Also stecken die Verantwortlichen schon Jahre vorher die Köpfe zusammen. Das Hoch- und Tiefbauamt, Entsorgung & Recycling und die Dienstabteilung Verkehr sind mit von der Partie, die Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke, ebenso die VBZ und Kommunikationsfirmen wie die Swiss- oder Cablecom. Sie beraten, was ansteht und wann der optimale Zeitpunkt ist, um alle Arbeiten in einem Aufwisch zu erledigen.

Das Ende der Verkehrswege

Im Falle des Bellevue wurde der Strassenbelag rund um diesen Verkehrsknotenpunkt vor etwa 45 Jahren zum letzten Mal komplett erneuert. Punktuelle Reparaturen wurden seither natürlich immer wieder mal vorgenommen. Für die Lebensdauer des Belags macht es freilich einen Unterschied, ob eine friedliche Quartierstrasse erneuert wird oder täglich hunderte von Fahrzeugen über das Bellevue rattern.

Gleise zeigen nach spätestens 20 Jahren ihre Ermüdungserscheinungen. Wo sich viele Wege kreuzen, so wie am Bellevue, werden Flachrillengleise eingesetzt. Diese nützen schneller ab – nach rund 10 Jahren. Danach ergeht es ihnen wie dem Fingerschmuck in «Herr der Ringe» – sie werden eingeschmolzen. Der Alteisenhändler verhilft ihnen zu einem neuen, nützlichen Dasein.

Flachrillengleise nützen schneller ab (Bild und Titelbild: Tom Kawara, Januar 2015)

Ins Tram eintreten statt einsteigen

Zur Zeit sind vier Haltekanten am Bellevue nicht hoch genug, um mit dem Rollstuhl oder Kinderwagen ebenerdig hineinrollen zu können. Das ist nicht nur mühsam, sondern entspricht auch nicht den gesetzlichen Vorgaben. Letztere sind bis 2024 umzusetzen. Also bringen die VBZ alle Haltekanten, die nicht ganz auf der Höhe sind, auf Vordermann. Dazu ist es notwendig, dass die Fahrzeuge gerade in die Haltestelle einfahren können. Bis anhin wurden die Trams der Linie 5, 8 und 9 von der Rämistrasse her in einer Kurve ins Bellevue gelenkt. Jetzt werden die Gleise so verlegt, dass die Haltestelle höchstens mit sanftem Schwung statt bananenkrumm angefahren und die Fahrzeuge hindernisfrei betreten werden können.

Apropos hindernisfrei: Auf den Fussgängerstreifen vom Bellevue sowie dem Sechseläutenplatz zum Utoquai werden Schutzinseln gebaut, die für Sehbehinderte mit dem Stock spürbar sind. So kommen alle sicher über die Strasse.

Blick in die Unterwelt

Lenken wir den Blick in die Tiefe: Auch unter dem Erdboden wirken fleissige Hände für den Komfort von Zürich. Es werden die Werkleitungen saniert: Wasser- , Gas- und Stromleitungen, die Kanalisation, Telekommunikationsleitungen und die Steuerungskabel für Lichtsignalanlagen. Wenn der Blick schon im Untergrund ruht: Wussten Sie, dass sich am Kopf der Quaibrücke unter dem Bürkliplatz ein Bunker aus den 40er-Jahren befindet? In der über einen Schachtdeckel begehbaren Anlage hat es Maschinengewehrscharten, welche ermöglichen, einen von Norden herannahenden Feind abzuwehren. Saniert werden diese Räume nicht – und hoffentlich auch nie benötigt.

Sehen Sie die Schiessscharten? (Bild: VBZ)

Die Schöne ist auch praktisch

Die Patientin Bellevue erhält bei der Operation auch ein Face-Lift: Die Dächer der Wartehallen in der Rämi- und der Theaterstrasse werden nämlich dem denkmalgeschützten Rondell in der Mitte des Platzes optisch angepasst. Das neue Ensemble besitzt jedoch nicht nur ästhetische Qualitäten, es breitet seine Überdachung auch grosszügig vor Sonne und Regen schützend über den Häuptern der Fahrgäste aus.

Haben Sie neulich die Quaibrücke zu Fuss oder mit dem Velo überquert? Dann werden Sie vielleicht gemerkt haben, dass Sie gar nicht mehr auf der Brücke sind. An der Unterseite der Brücke wurden links und rechts sogenannte „Auskragungen“ montiert, damit niemandem der Kragen platzt, wenn er trotz Baustelle die andere Seite der Stadt erreichen will. Auch auf der Quaibrücke werden nämlich Strassenbelag und Schienen erneuert. Für die versperrte Aussicht auf beide Seiten entschädigen farbenfrohe Graffiti der Zürcher Künstler und Künstlergruppen One Truth, Redl Artworks und Soup auf den Bauwänden.

Noch Fragen?

Die Arbeiten dauern noch bis in den November. Auf Mitte August ist das Bellevue aber schon wieder so fit, dass sich auch die Menschenmassen der Street Parade in den Platz ergiessen dürfen. Und in der Zwischenzeit? Die ausgeklügelten Umleitungen für Fussgänger, Velo- und Autofahrer finden Sie hier. Alles zum ÖV gibt’s natürlich auf vbz.ch.

Die Baustelle in Zahlen

Das Bellevue   7 Tramlinien 2 Buslinien 16 Nachtbuslinien über 1900 Tramfahrten pro Tag 76 000 Ein-/AussteigerInnen pro Werktag => über 23 Millionen im Jahr VBZ-Haltestelle mit der höchsten Fahrgastfrequenz   Daten Bauarbeiten   16.03. – 30.11. Baustelle Bellevueplatz und Quaibrücke 11.07. – 14.08. Sperrung Haltestelle Bellevue und Quaibrücke für den Trambetrieb   Verbautes Material   1,5 km Gleise + 300 m auf der Quaibrücke 19 Weichen, Schmieranlagen und Kreuze 1400 m2 Oberbeton im Gleisbereich  5200 t Strassenbelagsmaterial 15 000 m2 Strassenbeläge  Letzte Gleiserneuerungen (partiell): 1985, 2005, 2008, 2009   Kosten   32,2 Mio  Hindernisfreier Ausbau Haltestellen und Fussgängerschutzinseln, Strassenbelag und Tramgleiserneue-rung, Werkleitungsbau, neue Wartedächer   20,0 Mio Sanierung Quaibrücke   2,7 Mio Bau 150 Kilovolt Rohrblock und Ersatz Werkleitungen im Utoquai Abschnitt Quaibrücke bis Seehofstrasse

Interessantes zum Bellevue

Während der 5-wöchigen Bellevue-Baustelle wird jede Woche ein Artikel zum Thema Bellevue veröffentlicht. Nächste Woche erfahren Sie hier, wer für das leibliche Wohl der rund 400 Bauarbeiter sorgt.

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