Auf welcher Tram-Linie sind die Fahrgäste am besten gelaunt? Ganz klar, auf der Event-Linie. Für den kontaktfreudigen Trampiloten Thayalan Sundararajah macht dies die Erlebnisfahrten zu einem Traumjob. Er erzählt uns, wann auf den Extrafahrten Flexibilität gefragt ist und woran er sich besonders gerne erinnert.
Wenn am 3. April das neue «Züri-Tram» zum Fliegen kommt, braucht es selbstredend einen Piloten im Cockpit. Einer der Trampiloten, die bei den VBZ für Erlebnisfahrten in Oldtimern oder eben im neuen Tram 2000 eingesetzt werden, ist Thayalan Sundararajah. Der Vorname «Thayalan» bedeutet auch «freundlich». Das ist einerseits eine wichtige Anforderung an das Fahrpersonal der Event-Linie, also dass es «gut mit Menschen kann». Andererseits beschreibt es das Wesen des Trampiloten Sundararajah sehr genau, wie wir im Verlaufe des Gesprächs mit ihm erkennen werden. Doch beginnen wir erst mal von vorn:
Angenehme Gespräche entstehen durch Interesse
So wie das neu umgebaute Fahrzeug der Event-Linie unter der Bezeichnung «Tram 2000» läuft, könnte man Sundararajah quasi einen Trampiloten «2001» nennen. Seit jenem Jahr nämlich arbeitet er bei den VBZ, 23 Jahre um genau zu sein. Wer die Oldtimer der VBZ steuern will, braucht eine Zusatzausbildung. Vier Jahre später, im 2005, ging es los: «Anfänglich war es vor allem die Neugierde, die mich bei den Extrafahrten einsteigen liess, die Aussicht auf etwas Abwechslung im Berufsleben», erzählt er. Heute sei es vor allem der Kontakt zu den Menschen, der ihn begeistere: «Ich habe alle möglichen Menschen kennengelernt, Lehrer, Ärzte, Piloten. Manche davon sehe ich später auf der Strasse wieder, sie winken mir zu», sagt er mit unverhohlener Freude.
Früher habe man die Tische bereits im Depot gedeckt und sei dann unter Klirren und Scheppern zur Extrafahrten-Schleife beim Bellevue gefahren. «Heute sind wir frühzeitig am Bellevue und decken dort die Tische. Da viele Fahrgäste ebenfalls früh eintreffen, ergeben sich vor der Fahrt oft Gespräche», erklärt er.
Der Kontakt mit den Fahrgästen, erklärt er, habe bei den Extrafahrten eine andere Qualität. Während im alltäglichen Betrieb Fragen zum Fahrplan im Vordergrund stünden, würden sich die Gäste der Erlebnisfahrten oft für die Fahrzeuge interessieren, vor allem natürlich für die Oldtimer. Wie etwa ein U-Bahn-Fahrer aus New York, der Sundararajah darum bat, einen Blick in das Cockpit werfen zu dürfen und ihm eine Revanche anbot, sollte ihn seine Reise dermaleinst in den «Big Apple» führen.
«Flexibel bleiben» heisst die Devise
Ein weiterer Aspekt seien Wünsche, die während einer Extrafahrt an den Trampiloten herangetragen würden und oft schon vor der Fahrt begännen. «Es kommt vor, dass Gäste anrufen und ankündigen, dass sie zu spät kommen», erzählt der 58-jährige und fügt verschmitzt hinzu, «und es damit begründen, sie hätten das Tram verpasst». Man versuche dann, mit der Abfahrt zu warten oder die Gäste an passender Stelle auf der Strecke einzuladen. Im schlimmsten Fall würde man nach der Vorspeise zum Bellevue zurückkehren und die Verspäteten dort einladen. Am Bellevue würden auch weitere Notfälle entschärft: «Es kommt halt vor, dass die Gäste zehn Minuten nach Abfahrt merken, dass sie doch noch aufs Klo müssen», meint er mit einem Achselzucken.
Apropos Anhalten auf der Strecke: «Mitunter müssen Trams aus dem Regulärbetrieb hinter uns warten, wenn wir die Gäste ein- und ausladen.» Da werde schon mal energisch geklingelt. «Ich finde das unangenehm für die Gäste», gibt Sundararajah zu bedenken. Mitunter seien auch ältere Personen dabei, die eben etwas mehr Zeit benötigen, bis sie in den Oldtimer eingestiegen sind und Platz genommen haben. «Auch wir haben einen durchgetakteten Fahrplan. Wir nehmen uns nicht mehr Zeit als notwendig. Schneller geht’s halt nicht», so sein Plädoyer für mehr Geduld.
Das maximal Mögliche: Kinderwagen, Samichläuse und Männer in Uniform
«Mein Credo lautet: Wir versuchen für unsere Fahrgäste das maximal Mögliche herauszuholen», sagt Sundararajah stolz. Das maximal Mögliche beschränkt sich im Oldtimertram allerdings auf einen Kinderwagen statt deren zwei: Lachend erzählt er, wie das Team verzweifelt versucht hätte, zwei Kinderwagen, die ein Paar auf einer Hochzeitsfahrt mitbrachte, ins enge Holztram zu hieven, «Irgendwann stösst man an die Grenzen des Machbaren – einen der beiden Wagen mussten wir schlussendlich im Auto zurücklassen – aber immerhin, einen haben wir geschafft», erinnert er sich mit einem Lächeln.
Manchmal kommt das maximal Mögliche zum Schluss: «Vergangenes Jahr mussten wir eine geschlossene Fahrt mit dem Fonduetram umleiten. In der Bahnhofstrasse fand bis 19 Uhr nämlich der Samichlausumzug statt», so Sundararajah. «Die Gäste waren enttäuscht: Sie erklärten, sie hätten die Fahrt eigentlich nur wegen der Beleuchtung in der Bahnhofstrasse gebucht», erzählt er. Die Lösung: «Wir haben die Fahrt durch die Bahnhofstrasse am Schluss angehängt, als der Umzug vorbei war. Ende gut, alles gut.» meint er zufrieden.
In aufgeräumter Stimmung erzählt der Vater einer Tochter und eines Sohnes von einem Dreh für die Sendung «Happy Day» im Schweizer Fernsehen. «Ich fuhr Anni von Aesch, die an jenem Tag ihren 100sten Geburtstag feierte, mitsamt dem Moderator der Sendung, Röbi Koller, im Sächsitram durch die Stadt. Es war so schön zu sehen, wie sehr sie sich freute», schwärmt er. Am Ziel der Fahrt bei der Fraumünsterkirche hätten schliesslich 60 Männer der Militärmusik auf die 100-jährige gewartet. Die lebensfrohe Rentnerin, die offenkundig über eine gute Portion Schalk verfügte, hatte ihre Enkelinnen mit einem speziellen Wunsch herausgefordert: Nämlich dem, dass ganz viele «rassige» Männer in Uniform für sie Spalier stehen sollten. Die rührende Geschichte finden Sie übrigens hier: «Happy Day»-Beitrag des SRF vom 22.12.2012.
Auf das neue Fahrzeug der Event-Linie freut sich Sundararajah, auch aus ganz pragmatischen Gründen: «Es bietet mehr Platz». Mehr Platz bedeutet mehr Fahrgäste, die mit ihm vor Fahrtbeginn einen Plausch halten können. Und die dem herzlichen Trampiloten später winken, wenn sie ihn in der Stadt sehen. Vielleicht gehören Sie dazu?
Die neue VBZ Event-Linie
Sie möchten Ihren eigenen «Happy Day»? Steigen Sie bei uns ein und erleben Sie Zürich mit dem maximal möglichen Vergnügen. Das rollende Restaurant der VBZ, ein umgebautes Tram 2000 im Stil der 70er- und 80er-Jahre, bietet nebst der abwechslungsreichen Aussicht auch ein buntes kulinarisches Programm. Zum Beispiel das «Züri-Tram», in dem Ihnen nicht nur kulinarische Zürcher Spezialitäten, sondern auch spannende und unterhaltsame Anekdoten über unsere Stadt serviert werden. Aber sehen Sie am besten selbst: Alle Angebote der Event-Linie.