Zwischen dem 21. und 29. September stehen auf den Zürcher Strassen die Rad-Athletinnen und -Athleten im Mittelpunkt. Dafür müssen die Strecken frei sein; auch frei vom öffentlichen Verkehr (ÖV). Johannes Eckert ist Angebotsmanager bei den VBZ und erzählt uns, wie ein ÖV-Ersatzkonzept während der Rad-WM zu Stande kommt. Dabei spricht er von unzähligen Probefahrten, von Zweifeln und fehlenden Toiletten.
Johannes Eckert, was ist das Wichtigste, das wir über den ÖV während der Rad-WM wissen müssen?
Das Zentralste ist, während der ganzen Veranstaltung für die Reise mit Tram und Bus genügend Zeit einzurechnen und den Onlinefahrplan zu nutzen. Vom 21. bis zum 24. September gibt es nur wenige Fahrplan-Anpassungen. Eine Ausnahme bildet das Limmatquai, dieses bleibt während der ganzen Rad-WM gesperrt. Vom 25. bis 29. September hingegen kommt in den Quartieren Fluntern, Hirslanden, Hottingen, Witikon und Riesbach ein stark veränderter Fahrplan zum Einsatz.
Können Sie sich an die konkreten Anfänge dieses Projektes erinnern?
Alles hat für mich angefangen als sich die Stadt Zürich auf die Rad-WM 2024 in Zürich beworben hat. Die Projektleitung aus dem Sportdepartement kam im Jahr 2018 als erstes mit Vorschlägen für interessante Velo-Rennstrecken auf uns zu. Diese Startphase legte den Grundstein für das ÖV-Angebot während der Rad-WM. Ich bin immer für interessante Projekte zu haben, in dieser Phase war ich jedoch noch nicht mit allen Vorschlägen einverstanden.
Die Hanglage in diversen Quartieren ist für Radrennen sportlich sehr interessant.
Johannes Eckert, Angebotsmanager VBZ
Weshalb?
Wir haben bei vielen der Ideen interveniert und damit die Umsetzung der geplanten Rennstrecken angezweifelt. Meine Aufgabe ist es, mich für einen zuverlässig und funktionierenden ÖV in der Stadt einzusetzen. Die anfänglichen Interventionen haben zu einigen Optimierungen für den öffentlichen Verkehr geführt, zum Beispiel kann nun die Forchbahn uneingeschränkt verkehren.
Gab es auch Rennstrecken, bei denen keine Einigung erzielt werden konnte?
Ich konnte mir beispielsweise nie vorstellen, dass während mehreren Tagen die Witikonerstrasse gesperrt ist und wir dadurch die Buslinie 31 nicht bedienen können. Die Hanglage in diesem Quartier ist jedoch für Radrennen sportlich sehr interessant. Schlussendlich wurden diese Fragen in übergeordneten Gremien behandelt. Sobald ein Entscheid gefällt ist, gelten diese Rahmenbedingung für unsere weitere Arbeit.
Und, wie ging es anschliessend weiter mit dem ÖV-Konzept?
Mit der fortschreitenden Reifung des Rennprogramms stand schliesslich fest, welche Strassen und ÖV-Strecken man wann und wo noch befahren kann. Dann ging die Knobelei los: Für jeden Tag galt es herauszufinden, wie unsere Tram- und Buslinien von den Sperrungen betroffen sind. So haben wir nach Möglichkeiten gesucht, um die Fahrgäste möglichst nah an die gewohnten Haltestellen zu bringen. Im Falle der Witikonerstrasse wurden die Ersatz-Buslinien entwickelt und dafür unzählige Probefahrten durchgeführt, um jede erdenkliche Lösung zu prüfen. Zusätzlich mussten wir aber auch das Zuschaueraufkommen einbeziehen, um genügend Fahrzeuge und Personal bereitstellen zu können. So entwickelte sich das ÖV-Konzept nach und nach.
Das ÖV-Konzept ist eigentlich ein Gemeinschaftswerk.
Johannes Eckert, Angebotsmanager VBZ
Auf welche Herausforderungen seid ihr in dieser Phase gestossen?
Auf den Probefahrten haben wir festgestellt, wo Schilder oder Parkplätze entfernt werden müssen, damit ein Ersatzbus auch an engen Stellen gut durchkommt. Im Glatttal – wo wir auch für das Angebot zuständig sind – haben wir beispielsweise gemerkt, dass unsere Busfahrer*innen wegen Strassensperrungen umgeleitet fahren müssen und während Stunden nicht mehr an der Endhaltestelle vorbeikommen, an der sich die Toilette befindet. Also haben wir für den provisorischen Endhalt noch ein WC beschafft.
Zum einen stützen wir uns auf die regelmässig erhobenen Fahrgastzahlen. Zum anderen bin ich als Angebotsmanager der Stadt Zürich regelmässig mit betroffenen Gemeinden und Quartiervereinen im Austausch. Wie es der Zufall will, haben wir mit den Quartiervereinen im Südosten der Stadt das Tramnetz Süd entwickelt und währenddessen auch die Ersatzbuslinien für die Rad-WM diskutieren können. Im Raum Seefeld sind wir als VBZ auch sehr geübt mit Veranstaltungen. Hier wissen wir genau, was wir umsetzen können und was sich bewährt hat. Wir sind aber auch mit dem Veranstalter und den vielen internen und anderen städtischen sowie kantonalen Stellen laufend im Austausch. Das ÖV-Konzept ist eigentlich ein Gemeinschaftswerk.
Das tönt nach vielen Informationsveranstaltungen und Gesprächen, oder?
Ja, das gehört klar zu meiner Aufgabe. Es ist wichtig, auf jeder Ebene immer wieder konsequent aufzuzeigen, welche Auswirkungen die Umleitungen der Rad-WM auf den öffentlichen Verkehr haben.
Die Velorennen gehen auch dem Limmatquai entlang. Da liegen doch Gleise im Boden?
Ja, dieses Thema hat meine Kolleg*innen von der Infrastruktur, dem Tiefbauamt und mich stark beschäftigt. Hier mussten wir eine Lösung zur Sicherheit der Veloathlet*innen finden und haben verschiedene Möglichkeiten geprüft: Eine Idee war, die Schienen zu entfernen, eine andere, sie mit einer Teerschicht zuzudecken. Bei der jetzigen Lösung werden Bleche auf die Gleise gelegt und angeklebt.
Wenn Sie auf das Projekt «Rad-WM 2024 in Zürich» zurückblicken, was fällt Ihnen spontan ein?
Vor der eigenen Haustüre eine Rad-WM zu haben, ist nicht alltäglich. Das war für mich vor allem ein spannender Lernprozess. In den letzten Jahren habe ich nochmals viel über die Abläufe der Stadt und über die Organisation von Grossveranstaltungen gelernt. Dies, obwohl ich mich bereits seit über zehn Jahren mit Angebotskonzepten im öffentlichen Verkehr der Stadt Zürich beschäftige.
Wann ist das Projekt Rad-WM für Sie persönlich erfolgreich verlaufen?
Zum einen, wenn wir den ÖV unfallfrei umsetzen konnten und das Fahrpersonal sagen kann: «Das war gut geplant und ich war über die Änderungen stets umfassend und verständlich informiert. Und zum anderen, wenn sich die Fahrgäste gut informiert fühlten und, über den Online-Fahrplan oder die Transport-Guides vor Ort, Lösungen für ihre Reise erhalten haben.
Während der Rad-WM für Sie im Einsatz.
Vom 21. bis 29. September 2024 findet die Rad-WM statt. Die über 50 Rennen werden in der Stadt und in der Region Zürich durchgeführt und enden immer am Sechseläutenplatz. Für Ihre Reiseplanung empfehlen wir, den Online-Fahrplan zu verwenden. Alle Details zur Situation und den Einschränkungen im öffentlichen Verkehr finden Sie auf der ZVV-Webseite. Für eine Beratung zum öffentlichen Verkehr gelangen Sie an die ÖV-Helpline +41 44 411 51 49, täglich erreichbar von 6 - 22 Uhr.