Durch die VR-Brille in den Beruf des Automobilmechatronikers eintauchen

Brille auf, tief Luft holen und dann eintauchen. Wesentlich dabei ist die Brille: die VR-Brille lässt einem eintauchen in die Welt der VBZ Garage Herdern und in die Arbeitswelt von Florian Ebner, der als Automobilmechatroniker-Lehrling im zweiten Lehrjahr in einem Gelenkbus einen defekten Winkelgeber ersetzt.

Die VBZ suchen – nebst anderen Berufen – Lernende für den Beruf Automobilmechatroniker, die sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen in den Busgaragen Oerlikon und Hardau um den technischen Unterhalt der Busflotte kümmern. Der Beruf ist attrak­tiv, die Lehre abwechs­lungs­reich und anspruchsvoll. Der Computer dabei genauso unverzichtbar wie Schrauben­schlüs­sel und Taschenlampe. Das Arbeitsumfeld ist kollegial und die Stadt eine attraktive Arbeitgeberin, die sich auch bei der Gewinnung junger Berufsleute immer wieder etwas Neues einfallen lässt.

Virtuelle Realität schafft mehr Realitätsnähe

So hat die IT-Abteilung der Stadt Zürich – Organisation und Informatik (OIZ) – als Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Informatik der Stadt Zürich, vorgeschlagen, verschiedene Berufsbilder mittels virtueller Realität realitätsnah erlebbar zu machen und für diese Idee einen namhaften Betrag aus dem Innovationskredit, einem Innovationsinstrument von Smart City Zürich, gewinnen können.

Was nach unvereinbarem Widerspruch tönt, ermöglicht tatsächlich aber den Blick in die effektive Berufswelt, in der sich angehende Lernende bewegen. Dazu wird eine Aufgabe aus der Praxis in verschiedene Teilschritte gesplittet und diese mit einer 180-Grad-Kamera aus dem Blickwinkel von Automechatroniker-Lehrling Florian Ebner gefilmt. Dabei beobachtet ihn die Kamera etwa bei der Fehlerdiagnose im Bus. Aufgrund eines schadhaften Winkelgebers ist der Geradeauslauf ab dem Gelenk nicht mehr einwandfrei gewährleistet. Also muss ein neues Teil aus dem umfangreichen Ersatzteillager geholt, dieses dann anstelle des schadhaften Winkelgebers montiert und die erfolgreiche Defektbehebung anschliessend kontrolliert werden. Unterstützt wird Florian Ebner dabei von seinem Ausbildner Sandro Gersbach.

Sabrina Curschellas und Daniel Gremli schauen, wie Florian Ebner Ebner am Laptop das Problem analysiert. Die Kamera vor seinem Gesicht zeichnet die Szene auf und ermöglicht Betrachtenden später beim Blick durch die VR-Brille in die Rolle des Automobilmechatronikers zu schlüpfen.
Sabrina Curschellas und Daniel Gremli schauen, wie Florian Ebner am Laptop das Problem analysiert. Die Kamera vor seinem Gesicht zeichnet die Szene auf und ermöglicht Betrachtenden später beim Blick durch die VR-Brille in die Rolle des Automobilmechatroniker-Auszubildenden zu schlüpfen.

Dank spezieller Kamera, die zum Auge von Florian wird, ermöglicht diese Technik den Blick in die Berufsrealität. Diesen Blick durch die VR-Brille machen die Spezialisten von Bandara mög­lich. Dank ihrem Knowhow kann man sogar aktiv mit der Umgebung interagieren. So sind einmalige Erfahrungen möglich, die packend und realitätsnah Vielseitigkeit, Atmosphäre und Inhalte eines Lehrberufes darstellen und durch die Zuhilfenahme modernster Technik auch den potenziellen Lehrmeister in ein attraktives Licht stellen.

Mit Virtual Reality die Berufswelt erleben

Genau dies ist das Ziel von Gabrielle von Arx, Teamleiterin Berufsbildung beim OIZ, und ihrem Berufsbildner Jürg Müller. An einer Berufsmesse haben sie zwar einen attraktiven Stand der Stadt Zürich vorgefunden, doch bei der Darstellung der Berufe sahen sie «Luft nach oben». Jürg Müller machte den Vorschlag, dazu Virtual Reality zu nutzen. Damit fand er bei Gabrielle von Arx offene Ohren. Gemeinsam leisteten sie Überzeugungsarbeit und konnten mit vereinten Kräften einen namhaften Betrag aus dem städtischen Innovationsfond gewinnen. Dies ermög­licht die Herstellung von insgesamt sechs Berufsporträts, welche die von der Stadt ausge­bil­deten Berufsgrup­pen abbilden. Bei den mechanischen Berufen fiel die Wahl auf die VBZ, die sich auf den Beruf des Automobilmechatronikers festlegten.

Im intensiven Austausch mit den Lehrlingsausbildern haben Simon Schmid, Leiter Lehrwerkstatt der VBZ, und Sabrina Curschellas, Consultant/Projekt Manager bei Bandara VR, Drehbuch und Script erarbeitet, dieses in x Szenen heruntergebrochen, die Daniel Gremli dann in der Busga­ra­ge Hagenholz filmte. Danach wird auf der Tonspur die mit Künstlicher Intelligenz erzeugte Stimme darübergelegt, die dann von den VBZ-Fachleuten auf Richtigkeit geprüft wird. Erst dann geht es ins Tonstudio, wo eine professionelle Sprecherin den definierten Text spricht.

Florian Ebner mit dem eben eingebauten Winkelgeber.

Der Aufwand ist beträchtlich: Hinter den knapp sieben Minuten Film stehen etwa 130 Stunden Arbeit verschiedener Experten. Wenn dann aber ein Schnupperstift den Film über den Schreinerberuf kommentiert: «Stimmt genau, so habe ich meine Schnupperlehre erlebt», dann ist das Bestätigung für alle am Projekt beteiligten und Ansporn dazu, mit dem neuesten Produkt und unter Zuhilfenahme modernster Technik und virtueller Realität Interessenten für die Automobilmechatroniker-Lehre bei den VBZ zu gewinnen.

Im Klassenzimmer durch die VR-Brille in die Berufswelt blicken

Auch bei der Nutzung der Berufsfilme gehen Stadt und OIZ neue Wege. Zum einen hat man bei Abschlussklassen Interesse und Bedarf nach diesen virtuellen Einblicken in die unterschiedli­chen Lehrberufe angefragt und stiess überall auf grosses Interesse. Zum andern denken Gabrielle von Arx und Jürg Müller daran, über das Schul- und Sportamt der Stadt leihweise solche VR-Brillen an Klassen für deren Berufswahlunterricht abzugeben. Denn wer einmal durch die VR-Brille in einen von der Stadt angebotenen Lehrberuf geblickt hat, der kriegt vielleicht Lust auf eine Schnupperlehre oder gar darauf, bei der Stadt Zürich in den Berufsalltag einzusteigen.

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