«Digitalisierung ist in erster Linie eine Chance»

Im Showcase «Holotram» zeigen die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) zusammen mit Bombardier und Bitforge die mögliche Zukunft bei der Instandhaltung von Trams mittels Augmented Reality (erweiterte Realität) auf. Wir haben Markus Ullmann, Leiter Flottenmanagement Tram und Mitglied im Innovationsmanagement der VBZ, gefragt, was es mit dieser App genau auf sich hat und wie die VBZ zu dieser Zusammenarbeit gekommen sind.

Digitalisierung ist in aller Munde und verändert die Mobilitätsbranche sehr. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie, Herr Ullmann?
Die Digitalisierung ist für uns bei den VBZ und spezifisch im Unternehmensbereich Technik in erster Linie eine Chance. Es ist die Chance, unseren Job in Zukunft noch besser zu machen.

Die grösste Gefahr ist aus meiner Sicht, dass wir bei diesem Megatrend den Anschluss verpassen könnten. Die Digitalisierung schreitet voran, egal ob mit oder ohne uns. Daher sind wir lieber mit dabei und lernen, mit den neuen Entwicklungen umzugehen und diese gewinnbringend für uns zu nutzen.

Was unternehmen Sie in Ihrem Bereich, um genau diesen Anschluss nicht zu verpassen?
Wir möchten im Bereich Digitalisierung zu den Besten gehören. Somit informieren wir uns laufend über neue, bereits vorhandene oder zukünftige Technologien und beobachten deren Fortschritte. Dies sind bei uns im Unternehmensbereich Technik spezifische, ziemlich handfeste Themen. Dazu gehören die virtuelle und erweiterte Realität, Intelligente Produkte (Internet der Dinge, autonome Fahrzeuge und Roboter, Drohnen usw.) aber auch die adaptive Fertigung (3D-Druck) oder Predictive Maintenance (vorausschauende Instandhaltung oder die Befähigung, mögliche Defekte zu erkennen, bevor diese tatsächlich eintreffen).

Die für uns spannenden Technologien versuchen wir erlebbar zu machen. Wir probieren sie aus, damit wir lernen, mit den neuen Techniken umzugehen und Erfahrungen zu sammeln. Durch dieses Ausprobieren sind wir in der Lage, ganz konkrete Anwendungen, die wirtschaftlich Sinn machen, für uns umzusetzen. Auch erhalten wir eine Vorstellung, welche Produkte und Dienstleistungen wir uns in Zukunft von der Industrie und unseren Partnern wünschen.

Wie sind Sie konkret zum Projekt «Holotram» gekommen?
Der Fahrzeughersteller Bombardier hat uns angefragt, ob wir für eine konkrete HoloLens-Anwendung zur Instandhaltung von Fahrzeugen als Praxispartner dabei sein möchten. Nachdem ich diese revolutionäre Hardware (Brille) für Mixed-Reality-Anwendungen, von denen ich vorher nicht viel wusste, selbst ausprobiert und erlebt hatte, musste ich nicht mehr lange überlegen. Es war klar: Wir machen mit. Denn diese Technologie hat meiner Meinung nach ganz offensichtlich das Potenzial, unsere Geschäftsprozesse und die Arbeitsergonomie entscheidend zu verbessern.

«Ich bin davon überzeugt, dass die Technologie ‹Augmented Reality› in Zukunft Einzug in unser Leben halten wird. »

So haben wir zu dritt, Fahrzeughersteller, Entwicklungspartner und VBZ, dieses Projekt in Angriff genommen. Es handelt sich dabei um einen Showcase, welcher allerdings auf einem realen Bedürfnis in der Tram-Instandhaltung basiert.

Was ist nun die wichtigste Erkenntnis aus diesem Showcase?
Das Wichtigste für uns war herauszufinden, was mit der heute verfügbaren Technologie überhaupt möglich ist und wie wir damit unseren Mitarbeitenden die Arbeitsprozesse vereinfachen können. Auch die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Start-Up und den VBZ bringt uns wichtige Erfahrungen.

Das oberste Ziel ist es natürlich, aus diesem Showcase einen konkreten Anwendungsfall zu machen. Bevor wir aber damit starten, ist es unglaublich wichtig, den Mitarbeitenden, die mit dieser Anwendung in Berührung kommen würden, den Showcase erlebbar zu machen. Sie sind es, die diese Technologie ausprobieren und Erfahrungen sammeln müssen. Ich bin sicher, dass so noch viel mehr Ideen für konkrete Anwendungsfälle generiert werden. Die Mitarbeitenden sind in unserem Fall die eigentlichen Kunden dieser Technologie. Nur wenn wir sie mitnehmen auf diesen Weg, können wir damit Erfolg haben. Mir selbst gingen auch erst die Augen auf, als ich die Brille ausprobiert habe.

Welche anderen Bereiche bei den VBZ könnten davon profitieren?
Nachdem ich meine ersten Erfahrungen gemacht habe mit HoloLenses habe ich das Gefühl, dass es kaum einen Bereich gibt, welcher nicht positiv beinflussbar wäre mit dieser Technologie. Ich glaube aber ebenfalls, dass wir bei Arbeiten im Feld, also beispielsweise in der Werkstatt und nicht im Büro, deutlich mehr davon profitieren können, weil dort die dynamischen Informationen noch nicht in gleicher Form verfügbar sind, wie dies an den Computerarbeitsplätzen der Fall ist. Auch in anderen Bereichen gibt es sehr interessante Anwendungsmöglichkeiten mit denen die VBZ bereits Erfahrungen gesammelt haben.

Dieses Video veranschaulicht die App Holotram:

Bei den «Best of Swiss Apps 2018» wurde die App «Holotram», welche die Firma Bitforge AG im Auftrag von Bombardier Transportation entwickelt hat, in der prestigeträchtigen Kategorie AR/VR mit der Silber-Medaille ausgezeichnet. Die VBZ haben beim Projekt als Praxis-Partner ihr spezifisches Wissen bei der Fahrzeugwartung eingebracht, um realitätsnahe Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Über die Person

Markus Ullmann, Leiter Flottenmanagement Tram und Mitglied im Innovationsmanagement der VBZ, arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei den VBZ. Er ist im Unternehmensbereich Technik verantwortlich für die gesamte Tramflotte und leitet eine Abteilung mit 135 Personen.

 

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren