Das einzige passende Wort dafür ist wirklich Ausnahmezustand.

Heinz Reichlin, bei den VBZ der stellvertretende operative Leiter Netz, erzählt über seine früheren Züri-Fäscht-Erfahrungen, über die intensive Planungsarbeit und erläutert, weshalb ihm sein Privatleben manchmal auch für die Arbeit nützlich ist.

Herr Reichlin, haben Sie nicht längst genug von diesem Tohuwabohu namens Züri Fäscht?

Wieso meinen Sie?

Weil Sie dieses «Gschtürm» für die VBZ ja bereits zum 10. Mal mitverantworten!

Genau, ein Jubiläum, das ist doch schön! Die ersten viermal war ich noch als Busfahrer und Kundenberater mit dabei, und seit 18 Jahren setze ich mit meinem Team das geplante Umleitungs- und Kundenlenkungskonzept um. Während dem Züri Fäscht herrscht ein Ausnahmezustand auf unserem Netz: Wartezeiten, ungewohnte Verbindungen und volle Fahrzeuge sind vorausgesetzt. Wir versuchen Ordnung in dieses «Chaos» zu bringen, wo es möglich ist.

Das klingt ja schön und gut, aber wie sieht das konkret aus?

Unsere Transport-Guides, Service-Leiter und Kundenberater sowie das Sicherheitspersonal sind an allen wichtigen Knotenpunkten präsent und weisen den Leuten den richten Weg, erläutern die Umleitungen und sorgen für Sicherheit an den von Menschen wimmelnden Haltestellen. Bei Notfällen können die Kundenberater auch als Fahrpersonal agieren und Fahrpersonal ablösen.

Was hat sich seit dem ersten Mal verändert?

Das Fest verzeichnet jedes Jahr einen neuen Besucherrekord. Dabei wächst nicht nur das Festgelände und die Besucheranzahl, auch die Komplexität und Reglementierungen wachsen mit. Durch den digitalen Fortschritt kann heutzutage vieles in Echtzeit gemessen werden, was früher unmöglich war. Diesmal ist zum Beispiel zum ersten Mal eine App downloadbar, die den Gästen aufzeigt, wie sie zu Fuss am besten von A nach B kommen oder wo eben nichts mehr geht. Darauf bin ich gespannt.

Durch den digitalen Fortschritt kann heutzutage vieles in Echtzeit gemessen werden, was früher unmöglich war.

Wieviel Zeit benötigen Sie für diese komplexe Planung?

Unsere Verkehrsplaner beginnen rund zwei Jahre vor dem Züri Fäscht, in diesem Fall also im Laufe des 2014. Weil in diesem Jahr vieles neu ist und ein Crowd-Management eingeführt wurde, wurden vier komplett neue Verkehrskonzepte erarbeitet. In diesem Jahr ist zum ersten Mal die Achse Hauptbahnhof – See komplett frei. Die Stadt wird sozusagen in zwei Teile geteilt und der Bahnhofplatz wird nicht bedient. Auch neu ist, dass der Stadelhofen abends nicht mehr durch öffentliche Verkehrsmittel befahren wird.

Was genau regelt das Crowd-Management?

Die tragischen Ereignisse an der Love-Parade in Duisburg haben die Stadt Zürich aufgeweckt und ein städtisches Crowd-Management wurde aufgebaut. Dessen Aufgabe besteht aus der systematischen Planung, Überwachung und Steuerung von Menschenmengen bei Grossveranstaltungen im öffentlichen Raum. Die VBZ arbeiten eng mit dieser Stelle zusammen, denn für den öffentlichen Verkehr hat diese Planung enorme Folgen: In diesem Jahr ist das Festgelände zum ersten Mal bereits ab Freitag, 6 Uhr für jeglichen öffentlichen und Individualverkehr gesperrt ist (statt 12 Uhr wie bisher). So erhoffen wir uns, dass weniger Leute mit dem Auto in die Stadt kommen, es dementsprechend weniger Verkehrschaos am Mittag/Abend gibt und der Aufbau flüssiger über die Bühne geht.

Sie sprachen vorher vom herrschenden Ausnahmezustand. Ist dieser nicht zu verhindern?

Kaum. Allein in Zürich leben rund 400’000 Menschen, dazu rechnet man mit 2,5 bis 3 Millionen auswärtigen Festbesuchern. Es ist klar, dass da die Infrastruktur des Verkehrssystems, auch wenn dieses noch so gut ist, irgendwann an ihre Grenzen stösst. Zudem feiern die Besucher die ganze Nacht hindurch, es gibt praktisch keine Ruhezeiten. Das einzige passende Wort dafür ist wirklich Ausnahmezustand.

Sie sind verantwortlich für die Einsätze vor Ort, also für die Troubleshooter. Sind Sie auch im privaten Bereich ein Troubleshooter?

Ja, das kann man wohl so sagen. Mit zwei Teenagern zu Hause muss man auch daheim viele «Troubles» lösen. Das gehört zu meinem Leben und ich bin sozusagen ein Profi darin.

Was machen Sie am Tag nach dem Züri Fäscht?

Am Tag danach nehme ich mein Motorrad aus der Garage und mache einen Ausflug ins Grüne. Hoffentlich ist bis dann der Sommer da.
Alle geplanten Umleitungen und Sperrungen während dem Züri Fäscht. 

 

Feiert mit bei den VBZ und joiz

Die VBZ sind auch in diesem Jahr am Züri Fäscht mit einem Aufritt vertreten. Zusammen mit dem Social-TV-Sender joiz verwandeln sie den altbewährten Platz vor dem Kongresshaus in einen Nostalgie-Jahrmarkt. Spiele wie Büchsenwerfen und Fadenziehen oder ein Glücksrad dürfen nicht fehlen. Die Besucher sammeln dabei Punkte und tauschen diese in coole Preise um. Ein weiteres Highlight sind die VBZ-Welten-Fotowände: Halte deinen Kopf durch die verschiedenen Gucklöcher und lass dich von deinen Freunden fotografieren.Auf der Bühne werden nicht nur Fundsachen aus dem öffentlichen Verkehr versteigert, es warten Pat Burgener & Band, JAS CRW, Tigershead, Container 6 und verschiedene DJ‘s nur so darauf, die Masse zum Tanzen zu bringen. Egal ob WettkämpferInnen bei den Spielen oder BesucherInnen der Versteigerungen, Konzerte und Partys – die legendäre VBZ-Trambar und der Gastrobetrieb Kongresshaus bedienen alle Gäste mit erfrischenden Getränken und gutem Food.

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