Richtungswechsel im Westen 

Go West! Ab Fahrplanwechsel ist das noch einfacher. Unter dem Titel «Neues Busnetz Zürich West» wurden verschiedene ÖV-Anliegen aus Quartieren und Gemeinden zu einem Konzept verdichtet, das die Region stärkt – von Altstetten, Höngg bis über die Stadtgrenze hinaus nach Unterengstringen. Wir haben mit Lars Badertscher, Projektleiter Infrastrukturmanagement bei den VBZ, über die Hintergründe und Umsetzung der Verbesserungen gesprochen.

Altstetten gilt als eines der drei Zürcher Stadtzentren der Zukunft. Wenn ab 14. Dezember die Buslinien 35, 78 und 89 neue Wege gehen oder vielmehr befahren, ist das somit auch eine Investition in die Zukunft – oder, wie Lars Badertscher, Verkehrsingenieur und Projektleiter bei den VBZ, sagt: eine Stärkung der Polyzentrik. Schon seit längerem seien Gespräche mit den Quartiervereinen Altstetten, Höngg, Grünau und den Gemeinden Oberengstringen und Unterengstringen im Gange gewesen. Aus der Kombination der einzelnen Bedürfnisse sei ein Konzept gewachsen, das den Namen «Neues Busnetz Zürich West» trägt.

Im Mittelpunkt der Massnahmen rollt eine Linie, die ab Dezember die Extrameile fährt – die Linie 89. Sie ersetzt die Linie 304, welche in Rente geht. «Die Oberengstringer und Unterengstringer wollten schon lange einen städtischen Bus, der über den Bahnhof Altstetten hinaus führt», begründet Lars Badertscher den Linientausch. Welche Buslinie inskünftig nach Unterengstringen verlängert werden sollte, stand indes nicht von Anfang an fest: «Ursprünglich hatten wir die Linie 83 im Fokus», verrät der damalige Angebotsplaner. Die 83 teilt sich mit der 89 die Strecke bis Hubertus, biegt dann aber in Richtung Hardbrücke ab – «eine Extraschleife, die sich Reisende aus Richtung Frankental schenken können, indem sie beim Bahnhof Altstetten ganz einfach in die S-Bahn einsteigen», so Badertscher. Die Linie 35 habe nur kurz zur Diskussion gestanden: ein klassischer Quartierbus, der für die verlängerte Strecke wenig geeignet gewesen wäre. Die Linie 78, als dritte Option, hätte mit dem Endziel «Dunkelhölzli» kaum mit der abwechslungsreichen Strecke zur Flurstrasse und nach Sihlcity konkurrieren können. «Die 78 passt als städtische Standardbuslinie eher zur Kombination mit dem Heizenholz», resümiert Badertscher.

«Die Oberengstringer und Unterengstringer wollten schon lange einen städtischen Bus, der über den Bahnhof Altstetten hinaus führt.»
Lars Badertscher, Projektleiter

Die Linie 89 hingegen fährt ins attraktive Arbeitsplatzgebiet im Bereich der Flur- und Rautistrasse, nach Friesenberg in die Nähe des Triemli und bietet in Sihlcity Anschlussmöglichkeiten in Richtung Bahnhof Enge und Wollishofen: Alles Verbindungen, die mit der S-Bahn ab Altstetten so nicht möglich sind. So wird die 89 als Siegerin auch auf der neuen, verlängerten Strecke ihre Qualitäten ausbauen und – nebst den bereits erwiesenen Vorzügen für Familien – auch für Pendlerinnen und Pendler ein fabelhaftes Angebot bieten können.

Lars Badertscher, Verkehrsingenieur und Projektleiter bei den VBZ, hat das neue «Busnetz Zürich West» massgeblich mitgestaltet. (Bild: VBZ)

Ein insgesamt besseres Angebot Richtung Frankental und Heizenholz

Natürlich muss auch in Zukunft ein Bus den Hügel zum Heizenholz hinauf heizen. Hier kommt die Linie 78 zum Zuge. Sie wird via Tüffenwies bis Heizenholz verlängert. «Damit bieten wir mit den Linien 78, 80 und 89 über die Europabrücke ein dichtes, sich ergänzendes Busangebot», sagt Badertscher, «das entspricht langfristig auch den Zielen der Netzentwicklung, die Europabrücke als Korridor im äusseren ÖV-Ring zu stärken – aktuell mit Bussen, langfristig sogar per Tram.» Die Linie 78 habe darüber hinaus den Vorteil, dass sie künftig während der Hauptverkehrszeiten alle 7.5 Minuten und bis um Mitternacht ins Heizenholz fährt: Eine deutliche Verbesserung für die Fahrgäste in diesem Bereich, die dem Quartierverein Höngg besonders wichtig war.  

Das Zusammenspiel der verschiedenen Buslinien auf einer gemeinsamen Strecke ist ein Faktor, dem grosse Beachtung geschenkt wird. Die Abfahrtszeiten auf den Linien 83 und 80 werden deshalb so angepasst, dass sie gut auf die Linien 89 und 78 abgestimmt sind: «So hat man auf den entsprechenden Strecken alle paar Minuten einen Bus», erklärt Badertscher. Eine Feinjustierung wird auch an der Haltestelle Winzerstrasse Süd vorgenommen, deren Zusatz «Süd» in Zukunft wegfallen wird: Der 80er, der bisher in Richtung Altstetten vor und nach der Kurve anhalten musste, hält in Zukunft nur noch einmal, nämlich in der Haltestelle der Linie 13. So lässt sich sinnvoll Zeit sparen.

Das vernetzte Grünau-Quartier und mehr System bei den Zahlen

Nicht nur auf, sondern auch neben der Europabrücke kommt am Fahrplanwechsel einiges ins Rollen. Die Linie 35 entfaltet sich zu voller Grösse und bedient ab Bahnhof Altstetten das Grünau-Quartier bis Werdhölzli. «Die Linie 78 wendet heute bereits am Bändliweg. Neu wird mit der Linie 35 das ganze Quartier durchgehend verbunden und auch der Bereich Werdhölzli erhält eine Direktverbindung an den Lindenplatz Altstetten mit seiner Quartierzentrumsfunktion und zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten. Die Linie 35 bietet den ganzen Tag über im 15-Minuten-Takt gute Anschlüsse an die S-Bahnen – die Kombination mit dem 307er, der natürlich bestehen bleibt, konnte optimiert werden», freut sich Badertscher.

Für diese Leistung des 35ers gibt’s volle zehn Punkte. Das ist aber nicht der Grund, warum die Linie 35 neu zur Linie 45 wird, vielmehr steckt ein System dahinter: «Schon heute sind die Tramnummern deutlich von jenen der Busse abgegrenzt», sagt der Verkehrsplaner. Bei den Bussen untereinander sei dem nicht so. «Die Liniennummern 31, 32 und 33 kennzeichnen Trolleybuslinien, welche ganztägig gut gefüllt eine längere Strecke bedienen. Als nächste Zahl folgt die 35, die das pure Gegenteil darstellt – eine Quartierbuslinie», erklärt er: «So entstand die Bestrebung, kontinuierlich Quartierbusse in den 40er-Bereich zu verlagern und den 30er-Bereich für Trolleybusse freizuhalten.» Dabei wird eine sanfte Umstellung vorgenommen, jeweils dann, wenn die Haltestellenschilder aufgrund anderer Änderungen ohnehin ausgetauscht werden müssten – so wie jetzt für das neue Busnetz Zürich West.

Ein Blick über den Hügel in den Nord-Westen

Eine andere Linie aus dem 40er-Spektrum, also eine Quartierbuslinie, ist die 44. Sie gehört nicht zum Paket «Zürich West», streng genommen wird sie nämlich im Nord-Westen fahren. Trotzdem wollen wir noch diesen kurzen Blick über den Hügel werfen. Als neue Buslinie soll sie den 37er (der es noch nicht in die 40er-Serie geschafft hat) zwischen ETH Hönggerberg und Bahnhof Affoltern entlasten. Diese – vor allem von Studierenden genutzte – Verbindung zu verdichten, sei ein Begehren, «das im Rahmen des Fahrplanverfahrens aus der Bevölkerung eingegangen ist», wie Badertscher erklärt. Warum lässt man die Linie 37 nicht einfach doppelt so oft fahren? «Sie käme bei der Endhaltestelle Mühlacker mit der Linie 61 in Konflikt, die dort ebenfalls hält», so der Verkehrsexperte. «Man hat deshalb nach einem anderen, sinnvollen Endziel recherchiert und kam aufs Reckenholz. Dort befindet sich eine eidgenössische Forschungsanstalt. «Entsprechend sahen wir Potenzial, dieses Arbeitsplatzgebiet, das in Zukunft noch wachsen dürfte, zu erschliessen», erklärt er.

Denn wenn die Stadt wächst, kommt der nachhaltigen und effizienten Mobilität mit einem attraktiven ÖV eine noch zentralere Bedeutung zu. Mit dem «Neuen Busnetz Zürich West» und der Verdichtung im Nord-Westen ist der nächste Schritt getan.

Der grosse Fahrplanwechsel

Zürich, am 14. Dezember findet der wohl grösste Fahrplanwechsel in der Geschichte der VBZ statt! Informieren Sie sich bereits jetzt über die Änderung in Ihrem Quartier, auf Ihrer Linie. Mitte November geht der aktualisierte Fahrplan online. Am besten nützen Sie ihn zur Vorbereitung Ihrer Fahrten ab Fahrplanwechsel.

Alle Infos zum Fahrplanwechsel vom 14. Dezember 2025

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren