Wo sich Menschen bewegen, passieren Geschichten. Und wenn sie nicht passieren, werden sie erfunden. Die «KASSETTE. für projekte» und die Buchhandlung am Hottingerplatz forderten in einem Wettbewerb Stadtreisende dazu auf, solche Geschichten und Beobachtungen rund um die Tramlinie 3 festzuhalten. Die prämierten Texte möchten wir hier gerne vorstellen. Auf dem dritten Platz finden sich zwei Texte, der erste, eine Lied, stammt von Heini Möckli.
De Dreier
Ein Lied von Heini Möckli
Melodie: Deet äne-n-am Bärgli, det staaht ä wiissi Geiss
Im 3-er Rhythmus
Mys Trämli, myn Dreier
so blau, wiss und gross;
bim Schtärne z’Albisriede
deet kurvisch du los.
Bim Siemens tuesch brämse,
es quitscht um de Rank.
Dänn gaht s’Reisli wiiter;
gisch Gas ohni Gschtank.
Bim Hubertus trifft sSchicksal
en Räntner gemein:
De Znüni am Bode
und s’Abo diheim.
D’Kontrolle chunt nöcher.
Er hätt zwenig Gält.
Nid uufgregt min Liebe:
s’gitt Schlimmers uf de Wält.
Am Schtauffi wirds läbig,
kei Platz wiit und breit.
Verschricksch grad es bitzli,
will eine Grüezi seit.
Im HB da schicksch du
dur d’Schiibe en Gruess.
Im Trämli dyn Unggle,
wo-n-is Triemli ue mues.
Und fahrsch über de Jordan,
dänn lueg richtig See.
Jetzt chasch wieder luege:
kein Roschtchrane meh!
Bim Zäntral, da schtuunisch.
Werum e so tue?
Da gingget ein as Trämli
will d’Türe scho isch zue.
Bim Kunsthuus e Dame,
verpeschtet öis d’Luft.
Sie hätts e chli guet gmeint
mit em Veieliduft.
Im Römerhof drei Müettere
mit Wäge –n-und Chind,
Isch daas es Rangschiere
bis alli dine sind.
Am Klusplatz gahni use,
bi heiter und froh.
Mys Trämli, liebs Dreierli,
fahr wiiter eso.
Über den Autoren
Heini Möckli, 84-jährig, ist pensionierter Sekundarlehrer und Mitautor von Rechnungs- und Geometrielehrmitteln. Einmal im Monat fährt er für Freiwilligenarbeit mit der Linie 3 von der Fellenbergstrasse bis zum Klusplatz. Auf diesen Fahrten quer durch Zürich nimmt er die Veränderungen der Limmatstadt besonders intensiv wahr.Wieso er im Lied vom Jordan spricht? Das ist kein Irrtum, sondern ein Vergleich: Seiner Meinung nach teilt auch die Limmat die Stadt in einen reichen und einen ärmeren Teil.
Platz 1: Rückblitze, ein Text von Karin Schneider
Platz 2: Once upon a Time in the West im letzten Tram, von Yvonne Léger
Nächsten Montag folgt die letzte der prämierten Geschichten, ein Gedicht in drei Sprachen von Markus Hediger.