Wie Zürcher Trams in der Ukraine weiterfahren

Drei Wochen lang arbeiteten die ukrainischen Praktikanten Dmytro Tiutiunyk und Maksim Shalamay in der Werkstatt der VBZ, um die Technik des Tram 2000 zu erlernen. Unter Anleitung des erfahrenen VBZ-Pensionierten Peter Regli bereiteten sie sich darauf vor, die Trams in ihrer Heimatstadt Vinnitsa instand zu halten – während weitere Fahrzeuge auf dem Weg in die Ukraine waren.

In der grossen Halle der Zentralwerkstätte ist der Lärm allgegenwärtig: das metallische Kreischen einer Säge, das dumpfe Klopfen eines Hammers, das Summen der Maschinen. Doch Dmytro Tiutiunyk, Systemingenieur für Strassenbahnen, und Maksim Shalamay, Spezialist für Elektromechanik, sind davon nicht abzulenken. Mit konzentriertem Blick stehen sie neben Peter Regli, folgen aufmerksam seinen Erklärungen und notieren sich jedes Detail. Hin und wieder nehmen sie ihre Handys hervor, um wichtige Schritte zu filmen oder zu fotografieren.

«Für mich ist das keine Arbeit, für mich ist das Hobby», sagt Peter Regli und zeigt auf die Steuerung eines Tram 2000. Der pensionierte Leiter des Prüffelds der VBZ kehrt für dieses Projekt zurück, weil ihm die Weitergabe seines Wissens wichtig ist. «Die Elektronik, die in diesen Trams verbaut ist, konnten Leute meines Jahrgangs noch reparieren, weil wir das gelernt haben. Aber die jüngere Generation hat das nicht mehr mitbekommen – das braucht man heute eigentlich nicht mehr», erklärt er. Mit seiner langjährigen Erfahrung bringt Regli den beiden ukrainischen Praktikanten die Feinheiten der Technik näher und stellt sicher, dass dieses Fachwissen nicht verloren geht.

Wissensvermittlung mit Papier und Bleistift

Die Kommunikation läuft über den ukrainischen Übersetzer Sascha Sandor Stefanyak, der sicherstellt, dass alle Informationen präzise vermittelt werden. «Ich sage einen Satz, Sascha übersetzt ihn, und so kommen wir Schritt für Schritt voran», erklärt Regli. «Und wenn es mal kompliziert wird, zeichnen wir das Problem einfach auf ein Blatt Papier.»

Dmytro und Maksim schätzen diesen praktischen Ansatz. «Das Wichtigste, was wir gelernt haben, ist, wie man Fehler systematisch sucht», sagt Dmytro. «Wenn man das Fahrzeug wirklich versteht, wird die Problemlösung viel einfacher.»

Warum die Tram 2000 ausgemustert werden

Die Tram 2000 der ersten beiden Serien werden sukzessive aus dem Verkehr genommen, da sie nicht mehr den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) entsprechen. Die neuen Tramgenerationen Cobra und Flexity ersetzen sie und bieten mit Niederflureinstiegen eine barrierefreie Nutzung.

«Die Tram 2000 sind immer noch voll einsatzfähig», sagt Regli. «Es ist schön zu sehen, dass sie nicht einfach verschrottet werden, sondern weiterhin einen wichtigen Dienst leisten können.»

Weitere vier Tram 2000 erreichen Anfang Dezember Vinnitsa, organisiert und finanziert vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Bis 2025 sollen rund 70 Fahrzeuge geliefert werden. Schon zwischen 2007 und 2011 wurden 88 Zürcher Trams in die Stadt gebracht, die dort bis heute zuverlässig ihren Dienst tun.

Erfahrungen, die bleiben

Für Dmytro und Maksim ist das Praktikum bei den VBZ eine wertvolle Erfahrung. Sie lernen die Technik des Tram 2000 kennen und verstehen, wie wichtig Geduld und Präzision für eine erfolgreiche Wartung sind. Das Wissen aus Zürich direkt an ihre Teams in Vinnitsa weiterzugeben, wird eine Herausforderung sein – doch die beiden sind entschlossen und motiviert, die Trams genau so zu pflegen und zu warten, wie sie es hier gelernt haben.

«Dieses Wissen ist für uns unbezahlbar», sagt Dmytro. «Es gibt uns das Vertrauen, dass wir die Trams in unserer Heimat in einem guten Zustand halten können.»

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