Die neue Limmattalbahn und ein besseres Busangebot: Per 11. Dezember 2022 bewegt sich einiges im Limmattal. Auf diesen Anlass hin stellen wir in einer Mini-Serie Menschen vor, die im Limmattal ebenfalls etwas bewegen. Heute: Nermin Ribo, Bus-Chauffeur bei Limmat Bus AG.
«Der entscheidende Schlüssel zum Glück ist, mit dem zufrieden zu sein, was man im Augenblick ist und hat»: So beginnt ein Zitat des Dalai Lama. Nermin Ribo, Buschauffeur im Limmattal, ist kein Buddhist. Aber er ist ein glücklicher Buschauffeur, weil er das wertschätzt, was ihn und sein Leben ausmacht.
Danach befragt, ob sich der gebürtige Dietiker vorstellen könnte, woanders zu leben als eben in Dietikon, wehrt er nämlich lebhaft ab. «Auf keinen Fall, noch nicht einmal in Spreitenbach! », ruft er lachend aus. Der Grund für diese klare Haltung liegt nicht etwa darin, dass Dietikon den tiefstgelegenen Skilift der ganzen Schweiz besitzt. Obwohl Ribo selbigen durchaus gerne benutzt, um mit seiner Familie den Hang hinunter zu schlitteln. Seine Begründung ist schlicht. «Hier sind meine Wurzeln, hier bin ich zuhause», erklärt er stolz, und präzisiert, dass schliesslich nicht nur er, sondern auch seine beiden Söhne, ein- und fünfjährig, im Spital Limmattal das Licht der Welt erblickt hätten.
Die blau-weissen Busse steuert der gelernte Elektriker erst seit Juni 2019 durch das Limmattal. «Das Fahren hat mich seit jeher fasziniert. Ich habe stets die schicke Uniform meines Vaters – er ist unterdessen pensioniert – bewundert und dachte mir, ‹das will ich auch einmal machen›», so seine Motivation für den Quereinstieg. Man darf mutmassen, dass der 35-jährige dem Bus-Lenkrad ebenso treu bleiben wird, wie er es gegenüber seiner Heimatstadt Dietikon ist. Und zwar noch nicht einmal deswegen, weil es schon sein Vater bei Limmat Bus auf stolze 27 Dienstjahre gebracht hat. Sondern wegen dieses Glänzens in seinen Augen, wenn er über seinen Alltag spricht.
Letzterer vermittelt dem geselligen Familienvater nämlich das Gefühl, als Teil des Dorfes «Limmattal» geschätzt und geachtet zu werden. «Die Fahrgäste hier sind toll», schwärmt er. Viele davon kenne man mit der Zeit. Als Bus-Chauffeur im Limmattal geniesst man allem Anschein nach einen gewissen Promi-Status. Sogar in der Migros sei er schon angesprochen worden: «Sie sind doch der vom Bus!». Gerade auch Jugendliche würden den Kontakt suchen und sich bedanken: Neulich hätten ihn zwei junge Männer um ein gemeinsames Selfie gebeten, erinnert sich Ribo vergnügt. Ein älterer Herr wiederum habe sich kürzlich beim Aussteigen für die gute Fahrt bedankt und ihm einen «Fünfliber» in die Hand gedrückt. Mit all diesen positiven Eindrücken möchte er seinen Beruf – trotz der damit verbundenen Schichtarbeit, auch am Wochenende – nicht mehr missen: «Ich gehe jeden Tag mit Freude zur Arbeit», meint er begeistert.
Wie in einer grossen Familie üblich, herrscht natürlich nicht durchwegs nur eitel Freude und Sonnenschein. Unlängst habe ein Fahrgast, der von der «Chilbi» kam, Streit gesucht und ihn mit wüsten «Schlötterlig» und einem Schwall Bier bedacht. Ribo, der früher auf dem Bau tätig war, weiss mit rauheren Umgangsformen umzugehen – ausserdem kann der Fussballfan und Tischtennis-Spieler den Ball gut auch einmal flach halten. Trotzdem hat natürlich alles seine Grenzen. «Zum Glück überwiegen die schönen Momente aber bei weitem», hält er fest.
Ein familiäres Gefühl empfängt Ribo nicht nur während seiner Fahrten auf allen möglichen Buslinien im Limmattal, sondern auch dank des Zusammengehörigkeitsgefühls unter seinen Berufs-«Gspöndli». «Die Arbeitskollegen sind top», resümiert er überschwänglich, «man motiviert sich gegenseitig, das ist wirklich sensationell». Das Unternehmen «Limmat Bus AG» zählt etwas über hundert Mitarbeitende und ist im ÖV gewissermassen eine Art Bindeglied zwischen Zürich und dem Aargau. Es handelt sich dabei um ein Tochterunternehmen der Aargau Verkehr AG, das seinen Auftrag aber von den Verkehrsbetrieben Zürich bezieht. Wohl nicht zuletzt wegen des guten Teamspirits äussert Ribo für die Zukunft denn auch die Hoffnung, irgendwann zum Teamleiter aufzusteigen.
Nach seiner Lieblingslinie befragt, entfährt Ribo ein Seufzer. «Das ist die legendäre Linie 303, die zum Fahrplanwechsel hin mit der Limmattalbahn ersetzt wird», meint er versonnen. Besonders schön sei sie, weil sie ebenso lang wie abwechslungsreich sei. «Bei uns sorgt der Fahrplanwechsel natürlich für Gesprächsstoff, das wird spannend», meint er zuversichtlich. Immerhin werden die Limmattaler Bus-Profis für die entfallende Linie 303 mit der neuen Linie 317 entschädigt, und auch die Linie 307 ist für die Chauffeure von Limmat Bus eine neue Strecke.
Auf die Gedankenspielerei, ob das Fahren in der Stadt – oder gar in einem Tram – vielleicht irgendwann auch eine Option wäre, lässt sich der Dietiker gar nicht erst ein. Und beweist zum Schluss noch einmal, dass er genau weiss, was und wo er sein möchte, indem er dazu meint: «Ach nein. Ich bin im Limmattal zufrieden, mein Platz ist hier.»
Der Limmattaler ÖV ab 11. Dezember 2022
Am Fahrplanwechsel bricht eine neue Ära für das Limmattal an: die Einführung der Limmattalbahn. Auch auf dem Busnetz wird einiges umgekrempelt. Was genau, erfahren Sie unter vbz.ch/limmattal