Was die VBZ mit Musik am Hut haben

Bei den Verkehrsbetrieben Zürich ist nicht nur das gleichmässige Rattern der Busse oder die unverkennbare Rasselglocke des Trams Musik in den Ohren. Der Verein VBZ-Musik gibt seit über 100 Jahren andere schöne Töne vor sich. Ausgestattet mit einer neuen Uniform reisen die Musizierenden im Sommer nach Montreux, um ihr Können unter Beweis zu stellen.

Während Theodor Tobler an der perfekten Rezeptur für die Nougat-Schokolade Toblerone tüftelte, wurde am 20. Oktober 1908 die Strassenbahnermusik Zürich gegründet. Die Analogie mit der Schweizer Traditionsschokolade geht noch weiter, denn wie man sich die Toblerone aus dem Schweizer Schokoladenregal nicht mehr wegzudenken vermag, würde auch ohne die VBZ-Musik in der Geschichte der Verkehrsbetriebe Zürich etwas fehlen.

Ein Auszug aus dem ersten Protokoll:

Das erste Protokoll der Musik der Verkehrsbetriebe Zürich. (Bild: Aus der Jubiläumsschrift der VBZ-Musik)

«Im Herbste 1908 machte College Wagenführer Eduard Kuder die Anregung zur Gründung einer Strassenbahnermusik. Zu diesem Zwecke legte er in sämtlichen Depots Cirkularlisten auf, damit diejenigen die der Musik als Aktivmitglieder beizutreten wünschten, es durch ihre Unterschrift bekunden können. Auf diesen Listen unterzeichneten 16 Mann. Durch diese Anzahl war die Möglichkeit der Gründung gegeben.»

So kam es, dass sich die Mitglieder des neugegründeten Musikvereins am Freitag, dem 13. November 1908 zur ersten Probe trafen. In den Jahren danach folgten zahlreiche Auftritte in Kirchen, an Banketten und Festen.

Adrett gekleidet an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Strassenbahnverbandes in Biel am 18. Juli 1909. (Bild: Aus der Jubiläumsschrift der VBZ-Musik)

Die Musikanten der VBZ-Musik etablierten sich schnell zu einer harmonischen Musikgemeinschaft. So lag es nahe, dass man sich dazu entschied, an Musikwettkämpfen teilzunehmen. Der Musikverein erreichte mit dem selbst gewählten Musikstück «Die Entführung aus dem Serail» von Wolfgang Amadeus Mozart am 2. Musikfest in Olten 96 Punkte und erhielt somit den Lorbeerkranz.

Die Tabelle zum Kampfbericht und das dazugehörige Diplom. (Bild: Aus der Jubiläumsschrift der VBZ-Musik)

Über 100 Jahre später ist die Teilnahme an Wettkämpfen in der Geschichte der VBZ-Musik fix eingeplant. Mittlerweile ist die Zahl der Mitglieder auf beachtliche 40 Personen gestiegen. Ein Drittel der Musizierenden sind im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. «Diejenigen zwischen 30 und 50 Jahren fehlen uns. Dafür haben wir dann ab 50 Jahren wieder ein paar vorzuweisen», sagt Vereinspräsident Walter Tschanz schmunzelnd. Jeden Mittwoch von 20 bis 22 Uhr probt der Musikverein. Früher bestand die ganze VBZ-Musik aus Mitarbeitenden der Verkehrsbetriebe. Heute sind die Musikanten, die bei den VBZ arbeiten, noch an einer Hand abzuzählen. Der Bezug zum Namensgeber ist aber immer noch gewährleistet. So spielen sie regelmässig an VBZ-Anlässen oder bei Spatenstichen neuer Baustellen.

Die nächste grosse Veranstaltung der VBZ-Musik führt sie nach Montreux, wo sie am Wochenende vom 18. Juni am Eidgenössichen Musikfest auftreten. Für ihren Auftritt gilt es, ein Selbstwahl- und ein Pflichtwahlmusikstück vorzuzeigen. Das vorgegebene Musikstück wird zehn Wochen vor dem Auftritt bekannt gegeben. Die Musikantinnen und Musikanten proben nun fleissig, auch ein Probewochenende steht auf dem Programm. Zusätzlich dürfen die Musikanten von Profimusikern profitieren, die sie bei den Vorbereitungen intensiv unterstützen und mit allen Registern einzeln proben werden.

Die VBZ-Musik in ihrer alten Uniform. (Bild: zvg. VBZ-Musik)

Für einen solchen Auftritt bedarf es einer tadellosen Ausstattung. So werden die Musizierenden ihre neuen Uniformen in Montreux präsentieren. Optisch erinnern sie an die Bekleidung der VBZ-Busfahrerinnen und -fahrer. Was jedoch von der alten Uniform bleibt sind die Knöpfe – sie werden von der alten an die neue Uniform genäht. Eine neue Kordel und das Wappen des Vereins runden den Gesamtauftritt ab. Walter Tschanz erinnert sich gerne an die Zeiten mit den alten Uniformen, die sie im Jahre 1990 erhielten. Durch die rege Nutzung seien diese langsam aber sicher nicht mehr brauchbar gewesen. «Also habe ich den VBZ einen Brief geschrieben und gefragt, ob sie sich nicht an den neuen Uniformen beteiligen wollen», so Tschanz. Er habe auf die Polizeimusik verwiesen, denn sie hätten ihre Vereinsuniformen ebenfalls bezahlt bekommen. «Als ich dann aber plötzlich den Direktor Guido Schoch persönlich am Telefon hatte, war ich schon etwas überrascht. Jetzt sind wir super happy und danken den VBZ ganz herzlich dafür, dass sie uns die Uniformen geschenkt haben!»

Wer die VBZ-Musikanten in Zürich und nicht in Montreux erleben will, hat am 25. Juni die Gelegenheit dazu. Im Restaurant Schützenhaus im Albisgüetli werden sie von 13 – 15 Uhr die Menge begeistern, im Anschluss laden sie die Fans zu Wurst und Getränk ein.

 

 

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