Baustellen gehören zum Sommer dazu. Das ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll – nicht nur wegen der warmen Temperaturen, sondern auch weil in den Sommerferien bekanntlich weniger Fahrgäste unterwegs sind, die durch die Baustellen beeinträchtigt sind. Diesen Sommer stehen Umbauarbeiten und Gleiserneuerungen am Central an.
Titelbild: Tom Kawara
Im Jahr 1950 wurde der Leonhardplatz letztmals umfassend saniert. Aber bereits damals schon kannte kaum jemand diese offizielle Bezeichnung, sondern man nannte den Platz einfach nur «Central». Aus diesem Grund beschloss die Stadt Zürich nach der damaligen Sanierung die offizielle Umbenennung in «Central». Namensgebend war das bis heute existierende Hotel Central.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später soll das Central nun für die neue Tramgeneration umgebaut werden. Nachdem im Jahr 2015 Einsprachen bezüglich des für den Umbau vorgesehenen Spurabbaus erfolgreich abgewendet werden konnten, können die Bauarbeiten beginnen. Neue Schienen und Strassenbeläge sowie grössere Traminseln und Dächer sorgen dafür, dass das Central bereits im Sommer 2017 als Haltestelle daherkommt, die den Bedürfnissen eines zentralen, hoch frequentierten Knotenpunkts in Zürich entspricht, an dem täglich rund 45 000 Fahrgäste ein-, aus- und umsteigen (Fahrgastzahlen 2016). Damit belegt das Central den siebten Platz in der offiziellen VBZ-Haltestellen-Hitparade. Platz 1-3 belegen Bellevue, Paradeplatz und Bahnhofstrasse.
Platz für die neue Tramgeneration
Die in die Jahre gekommenen und sanierungsbedürftigen Tramschienen werden ersetzt und die Haltekanten für die längeren Trams angepasst. «Das steigende Passagieraufkommen erfordert, dass wir zukünftig auf den Linien 4 und 15 ebenfalls mit den Trams der neusten Generation mit 43 Metern Länge unterwegs sind. Dies hat zur Folge, dass die Traminseln verlängert werden müssen und das bereits heute bestehende Wartedach ersetzt wird. Ausserdem werden an den Haltekanten der Linie 4 und 15
neue Wartedächer erstellt», so René Volken, Projektleiter Fahrweg. Das Central ist bisher die einzige Haltestelle der Linie 4, die keine 43 Meter lange Haltekante hat. Die Perronverlängerungen bedingen zudem
einen Spurabbau, wodurch für den Bus ein Eigentrassee entsteht, das dann auch von den Velofahrern mitbenutzt werden kann.
Das Central wird eine der wenigen Haltestellen sein, die aufgrund von baulichen Gegebenheiten nicht mit den hohen Haltekanten für den behindertengerechten Zugang ausgerüstet werden kann. «Um einen ebenerdigen Einstieg in die Trams ermöglichen zu können, müsste der Spaltabstand zwischen der Haltekante und dem Einstiegsbereich den Normen entsprechend klein ausgebildet werden, was aber aus Platzgründen wegen den engen Kurvenradien im Haltestellenbereich nicht möglich ist», begründet René Volken. Der Trambetrieb wird während fünf Wochen vom 8. Juli und bis zum 11. August eingestellt. «Die Fahrgäste werden in dieser Zeit jedoch auf Shuttlebusse umsteigen
können», erläutert Walter Pohlenz, Leiter Realisierung. Die Polybahn verkehrt während dieser Zeit gemäss Fahrplan.
Betonabtrag mit Wasserhöchstdruck
Vorgängig zum Umbau Central, nämlich bereits im Juni, werden am Limmatquai, zwischen Rudolf-Brun-Brücke und Central ebenfalls der Belag sowie die Gleise erneuert. «Dass das Limmatquai nicht zusammen mit dem Central umgebaut werden kann, hat verschiedene Gründe», so René Volken.
«Während des gesamten Umbaus am Central wird für unsere Fahrgäste entlang des Limmatquais ein Spezial-Shuttlebus verkehren», sagt Walter Pohlenz.
Die Anlieferung des örtlichen Gewerbes muss während dieser Zeit sichergestellt werden. Nicht unwesentlich ist auch der Platz für die gesamte Logistik eines Bauvorhabens wie jenes des Centrals. «Die notwendigen Bauinstallationen, die wir dazu benötigen, werden entlang des Limmatquais liegen, weshalb dieses vorher fertiggestellt werden muss», erklärt Pohlenz.
Die Sanierung der Limmatquai-Gleise ist gemäss Walter Pohlenz ein «interessantes Bauvorhaben». Neben dem normalen Gleisabbruch mit Bagger und Spitzhammer, muss im Bereich der Rudolf-Brun-Brücke, wegen der darunterliegenden Brückenkonstruktion, der Gleisbeton
mit Wasserhöchstdruck abgetragen werden. Der Beton wird sozusagen «weggespritzt» – in der Fachsprache nennt sich dieses Verfahren «Jetting». «Der Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass sehr hohe Lärmemissionen entstehen, wodurch diese Arbeiten in den nächtlichen Betriebspausen nicht möglich sind», erläutert Walter Pohlenz. «Aus diesem Grund hat die Projektleitung entschieden, den Trambetrieb während einer Woche, vom 12. bis 16. Juni, vor dem eigentlichen Gleisschlagwochenende einzustellen, um die Arbeiten möglichst rasch voranzutreiben und die Beeinträchtigung damit gering zu halten», erklärt Volken.
Elegante, zeitlose Architektur
Das Central als einer der wichtigsten städtischen Orte in Zürich soll durch den Bau der neuen Wartedächer auch als öffentlicher Raum gestärkt werden. Das Konzept für die Gestaltung der neuen Wartedächer wurde vom Zürcher Architekturbüro S2 Architekten in Zusammenarbeit mit ATP Ingenieure und Aeroplan Elektroingenieure erarbeitet. Die dynamischen Formen der drei neuen Wartedächer entstehen direkt aus den gebogenen Halteinseln und widerspiegeln die verschieden Ausrichtungen am Ort. Zudem beziehen sich die neuen Haltedächer auf andere markante Wartedächer in Zürich, wie beispielsweise das Bellevue-Rondell und der Paradeplatz. «Uns war es ausserdem wichtig, dass die neuen Wartedächer elegant und zeitlos daherkommen und gleichzeitig ihrer Aufgabe als Wetterschutz möglichst gerecht werden», so Sigi Stucky, S2 Architekten.
«dolceamaro»-Provisorium wird geschlossen
Das heutige Café dolceamaro am Central wird im Rahmen der Umbauarbeiten per 31. Mai geschlossen und abgebaut. Eine Wiedereröffnung ist nicht vorgesehen. Die ehemalige ZVV-Verkaufsstelle wurde seit 2015 befristet an die Betreiber der Cafébar vermietet und konnte somit während dieser Übergangszeit bis zum Umbau sinnvoll genutzt werden.
Rechtzeitige Fertigstellung bis zur Streetparade
Die Bauarbeiten am Central enden pünktlich zum Streetparade-Wochenende. «Die Sperrung erfolgt daher bereits eine Woche vor den Sommerferien. Solche Grossveranstaltungen wie die Streetparade müssen in unserer Planung selbstverständlich berücksichtigt werden»,
so Walter Pohlenz. Das Bauvorhaben ist jedoch nicht mit dem Grossanlass beendet. Nach den Festlichkeiten folgt der eigentliche Feinschliff. Es folgen noch diverse Belagsarbeiten und Installationen, es werden beispielsweise Kameras angebracht und gewisse Komfortmassnahmen realisiert.
Mehr Informationen:
www.stadt-zuerich.ch/centralInformationen zu den Baustellen und den entsprechenden Umleitungskonzepten finden Sie auch unter vbz.ch > Aktuelles > Baustellen