Während die meisten Zürcherinnen und Zürcher friedlich in ihren Betten schlummern, werden in den Depots die Trams für den nächsten Tag gereinigt.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer in der Nacht dafür sorgt, dass die Zürcher Trams morgens sauber sind, wenn Sie einsteigen? Zu verdanken haben wir das unter anderen den 28 fleissigen Fahrzeugreinigern und -reinigerinnen, die in verschiedenen Depots den Kampf gegen den Schmutz aufnehmen.
Die Schreibende durfte das sechsköpfige Clean-Team im Tramdepot Irchel besuchen, wo in dieser Nacht 42 Trams gereinigt wurden. Es kann unter drei Reinigungsmassnahmen unterschieden werden: Die tägliche «besenreine» Reinigung, die wöchentliche Reinigung und die Grundreinigung, die zwei- bis dreimal im Jahr durchgeführt werden. «Grundsätzlich gilt aber, dass alle Verschmutzungen, die man sieht, laufend in Angriff genommen werden», meint Teamleiter Reinigung Sinisa Cukic.
Blitzschnelle und eingespielte Teamarbeit
Der Arbeitsalltag der Reinigungskräfte im Depot Irchel beginnt, wenn die meisten Menschen und ersten Trams Feierabend haben. Um 20:00 Uhr treffen die ersten Trampiloten und -pilotinnen mit ihren Fahrzeugen ein. Diese werden sofort in Beschlag genommen und gereinigt, bevor die nächsten Trams eintreffen. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis morgens um 04:30 Uhr alle Fahrzeuge sauber sind. «Wegen diesen nächtlichen Arbeitsstunden wird bei uns viel Kaffee getrunken», lacht Sinisa. Die Männer mit den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sind eine eingespielte Truppe. Dies zeigt sich nicht nur bei der Arbeit, sondern auch beim Scherzen und «Zünden» in der wohlverdienten Pause. Mit Stolz erzählt Sinisa, dass es in seinem Team kaum Personalwechsel gibt.
Die tägliche Reinigung beinhaltet Wischen und punktuelles Nasswischen sowie Zeitungen einsammeln und losen Schmutz entfernen. «Beim täglichen Fahrzeugeinsatz sind die Spuren der zahlreichen Fahrgäste deutlich sichtbar, häufig reicht es aber aus, diese mit dem Besen zu entfernen». Der eigentliche Endgegner scheinen die Graffitis, Kaugummis und Kleber zu sein, denen gefühlt mit Lichtgeschwindigkeit der Garaus gemacht wird. Denn ein Tram wird blitzschnell in rund zehn Minuten gereinigt. Die Frontscheibe geht dabei nicht vergessen: Damit die Trampiloten und -pilotinnen am nächsten Tag eine gute Sicht haben, wird auch diese sauber geputzt.
Klemmende Türen – Ein Fall für die Instandhaltung
Neben den Fahrzeugreinigern und -reinigerinnen gibt es einen sogenannt «Technischen Fahrzeugwart» und einen Instandhalter. Letzterer erledigt kleinere Reparaturen wie das Befestigen von Handläufen oder das Auswechseln von Glühbirnen. «Er prüft die Trams bei technischen Kontrollen auf Herz und Nieren», meint Sinisa. Der Technische Fahrzeugwart manövriert die Fahrzeuge nach der Bereitstellung (wie Besandung und Reinigung) in die richtige Position für die Ausfahrt am nächsten Morgen, dies geschieht auf Anweisung vom Instandhalter, der für die Disposition der Fahrzeuge verantwortlich ist. Ausserdem füllt er den Sandbehälter beim Tram auf. Der Sand erleichtert das Bremsen auf nassen und rutschigen Schienen.
Kampf gegen Salzspuren
Die grosse Tramreinigung erfolgt im Intervall von rund zehn Tagen. Dabei werden alle Flächen nass gereinigt, unter anderem die Halteknöpfe und -stangen, Fenster und die Sitze. Je nach Fahrzeug variiert der Aufwand: Die Reinigung von einem Tram kann bis zu vier Stunden dauern.
Zwei- bis dreimal im Jahr wird eine sogenannte Grundreinigung durchgeführt. Wie es der Name schon sagt, wird alles von der Decke bis zum Boden gereinigt. Ausserdem werden die Sitze, Spalten und Abdeckungen rausgesaugt und die Sitzpolster extrahiert (Nassreinigung).
Die Verschmutzung hängt von der Jahreszeit und dem Wetter ab. «Am Wochenende ist es am schmutzigsten, weil die Partygänger im Tram weiterfeiern», äussert sich Sinisa. Im Sommer gestalte sich die Reinigung einfacher, da die Böden weniger verschmutzt seien. Dafür seien die Fenster verschmierter. «Und im Winter kämpfen wir mit hartnäckigen Salzspuren auf dem Boden», führt Sinisa weiter aus.
Kuriose Funde und gelegentliche Überraschungsgäste im Tramdepot
Es gibt kaum einen Gegenstand, den das Team beim Reinigen noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Es überrascht nicht, dass Regenschirme, Rucksäcke und Taschen die Klassiker unter den vergessenen Gegenständen sind. Auch Haustiere und grössere Geldbeträge wurden schon vergessen. Aber nicht nur Gegenstände und Tiere finden ihren Weg ins Tramdepot: Ein- bis zweimal im Monat gelangen auch Menschen ins Depot. Meist sind es lustige Situationen: Touristen oder Betrunkene, die vergessen haben auszusteigen und bis ins Depot mitgefahren sind. Die Gegenstände (ohne Personen) werden in einem Schrank deponiert und täglich vom Fundbüro abgeholt.
Sinisa erklärt, dass das Reinigungsverfahren beim Bus ähnlich aussehe.