«Wo wir fahren, lebt Zürich»: Unser Versprechen gilt in guten Zeiten und auch in diesen. Zürich lebt, auch wenn es gerade etwas aus dem Takt gekommen ist. Darüber, wie es unserer Stadt und ihnen so geht, erzählen Zürcherinnen und Zürcher gemeinsam mit uns in der Serie #sogahtsZüri. Diesmal berichtet Hanna Åkerström, Mitglied des Zürcher Design-Kollektivs SOEDER, wie es war, als sie plötzlich alle ihre Läden schliessen mussten und wie sich das Team neu organisierte.
Wir schreiben die Woche 10 nach Ausbruch der Corona-Krise in der Schweiz. Wie geht es Ihnen persönlich?
Mittlerweile sind wir gut in den neuen Alltag reingekommen. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an neue Umstände gewöhnen kann und damit leben lernt.
Welche Auswirkungen hatten die Corona-Massnahmen auf Ihr Unternehmen?
In erste Linie stand die Schliessung der Läden für Umwälzungen in der Firma. Dann auch die neuen Richtlinien, die wir bezüglich Social Distancing zu befolgen hatten. Da wir aber schon vorher tagsüber meistens in kleineren Teams arbeiteten, war es relativ einfach, die neuen Regeln einzuführen. Die grossen Teamsitzungen blieben aber aus. Ein positiver Effekt war, dass wir über diese Zeit unser Ladenpersonal in der Fabrik beschäftigen konnten. Erstens musste niemand ohne Arbeit zuhause bleiben, und zweitens wurde dadurch die vorher bestehende Distanz zwischen Ladenpersonal und Fabrikpersonal aufgelöst. Die Produktionen von A bis Z zu begleiten, hat dem Ladenpersonal ein tieferes Verständnis gegeben, das nun im Verkauf angewendet werden kann.
Wie haben Sie während dieser Zeit den Kontakt zu Ihren Mitarbeitenden gepflegt?
Da wir weiterarbeiten konnten, sind wir noch eng in Kontakt. Die Pausen, in denen man sich früher mit allen unterhalten konnte, haben sich jetzt in Kleingruppen umgewandelt. Das ist schon nicht unser Traum, aber wir sind froh, weitermachen zu können.
SOEDER hatte bereits vor dem Lockdown einen Onlineshop, diesen mussten Sie innert kürzester Zeit ausbauen. Was waren die grössten Hürden beim Ausbauen?
Die Personalkapazität war schon ein grosses Thema. Jedoch konnte unser Ladenpersonal in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, da wir alle Läden schliessen mussten. Weiter wurde auch die Effizienz im System als solches herausfordernd. Wenn das Volumen wächst, aber die Zeit bis zur Auslieferung gleichbleiben sollte, muss man schneller werden. Wir haben sehr daran gefeilt, wie wir effizienter werden können. Beim Packen sind wir um einiges schneller als vorher, aber wir sind hier immer noch dran.
Ist es Ihnen gelungen, den Kontakt zu Ihren Stammkunden aufrechtzuerhalten? Was hat dabei geholfen?
Die Stammkunden sind uns über den Onlinestore treu geblieben. Die Kontakte kamen hauptsächlich über unsere wunderbare Mitarbeiterin Corina, die plötzlich viel mehr Anfragen per Telefon und Email bekam. Ansonsten verschicken wir Emails und machen von Zeit zu Zeit Instagram-Posts. Unsere Firma ist aber nicht bekannt für eine Überflutung aus dieser Richtung.
Am 11. Mai konnten Sie die Läden wieder öffnen. Wie haben Sie sich gefühlt, als nach so langer Zeit wieder die ersten Kunden den Laden betreten haben?
Das war lang ersehnt! Wir haben sehr tolle und treue Kunden und konnten schon in den ersten Tagen viele davon im Laden begrüssen. Alle kommen ja mit einem neuen Erlebnis aus diesem Lockdown und es gibt natürlich viel zu erzählen. Wir kamen mit neuem Können und einer neuen Verbundenheit zum Produkt wieder an die Front. Es war sehr aufregend!
Und wie war die Reaktion der Kunden?
Warm und bekannt. Wir sind alle noch die Gleichen, obwohl wir durch diese neue Erfahrung alle etwas verändert sind. Man nimmt auf eine neue Art Rücksicht und ist trotzdem froh um den menschlichen Kontakt. Es macht schon mehr Spass im Laden einzukaufen als online. Wir merken, dass dieses Einkaufserlebnis nun noch mehr geschätzt wird.
Seit kurzem bietet SOEDER ein Naturhanddesinfektionsmittel an, dieses ist genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Zufall oder konnten Sie einfach sehr schnell reagieren?
Als die Krise startete, waren wir schon sehr weit mit diesem Produkt. Bei uns laufen viele Projekte gleichzeitig und dies war eines davon. Handdesinfektionsmittel ist ein Produkt, das wir selber täglich in unseren Produktionsbereichen nutzen. Als uns klar wurde, dass dieses Mittel ausging, haben wir es auf die oberste Prioritätsstufe gesetzt. Plötzlich kamen auch vermehrt Anfragen für ein solches Produkt.
Was bereitet Ihnen im Hinblick auf die nächsten Wochen und Monate Bauchweh?
Dass der Lockdown wieder zurückkommt und wir alles nochmals durchleben müssen. Wir sind heute schon klüger als Anfang März, aber gleichzeitig wäre eine zweite Welle sehr beängstigend.
Und worauf freuen Sie sich in nächster Zeit?
Die sommerliche Luft beim Mittagessen im Freien zu geniessen.
Zu guter Letzt: Haben Sie einen Feel-Good Song, der Sie durch diese Zeit getragen hat?
Wenn man mit Musikern wie Lexx, Hove, Belia Winnewisser, Moreeats und Miles Singleton arbeiten darf, dann ist jeder Tag ein Feel-Good-Konzert. Vor allem in Zeiten, in denen Nachtclubs geschlossen sind, ist bei uns in der Fabrik für musikalische Unterhaltung gesorgt.
Noch mehr Geschichten darüber, wie es den Zürcherinnen und Zürchern in diesen Zeiten geht, gibt’s unter #sogahtsZüri. Wer selber Teil von #sogahtsZüri sein möchte, kann unter vbz.ch/sogahtszueri mitmachen.