Leere Busse in den Stosszeiten

Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie ob den VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Heute lautet die Frage: Wieso folgt kurz auf meinen verspäteten, vollen ein sozusagen leerer Bus?

Wer während der Stosszeiten mit dem Bus unterwegs ist, hat folgendes vielleicht auch schon erlebt: Erst wartet man auf ein Fahrzeug, welches verspätet und gerappelt voll daher kommt. Ein, zwei Minuten darauf folgt schliesslich ein Bus, in dem wiederum praktisch niemand sitzt. Dieses Phänomen wird Paketbildung oder «Bus Bunching» genannt. Die Ursache hierfür ist weder eine falsche Planung noch schlechte Betriebssteuerung, sondern schlicht und einfach Verkehrsüberlastung.

Das meint der Experte

«Paketbildung entsteht, wenn ein einzelnes Fahrzeug zum Beispiel am Ende einer Busspur in einen Stau gerät. Die nachfolgenden Kurse holen dann schneller auf und das Resultat sind diese lästigen Fahrzeug-Pakete», erklärt Mario Schmid, Stellvertretender Leiter Leitstelle und fügt an: «Weil nun an den kommenden Haltestellen immer mehr Fahrgäste einsteigen wollen, muss der Bus an einzelnen Haltestellen länger warten, was seine vorhandene Verspätung noch erhöht». Das Resultat: Die Taktlücken an den Folgehaltestellen werden immer grösser.

«Paketbildung entsteht, wenn ein einzelnes Fahrzeug zum Beispiel am Ende einer Busspur in einen Stau gerät. »

«Die Regulation solcher, sozusagen «gestauter Fahrzeuge» ist äusserst aufwendig und wegen der unbekannten Dynamik des Verkehrs eine Herausforderung», beschreibt Schmid das Problem. Separate Spuren und die Lichtsignalbeeinflussung durch Bus und Tram seien das wichtigste Steuerungselement für einen pünktlichen, städtischen öffentlichen Verkehr. Er hofft, dass durch neue Lösungen in der Leitsystemsoftware verbesserte Steuerungsmöglichkeiten des Fahrplantakts bei schlechter Verkehrslage ermöglicht werden.

Fazit

Die Idee, mittels digitalen Lösungen die Betriebszustände automatisiert zu regeln, ist eine komplexe Aufgabenstellung. Für eine Lösung des Problems kooperieren die VBZ mit BERNMOBIL, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sowie dem Leitsystemlieferanten Trapeze. Es soll gemeinsam ein System entwickelt werden, welches Abweichungen in der Taktfolge erkennt und den Disponentinnen und Disponenten teil- beziehungsweise vollautomatisiert bei der Regulierung der Betriebszustände helfen kann. Die Software soll dabei in der Lage sein, unter Einsatz von lernfähigen Algorithmen für eine bessere Fahrzeugabfolge zu sorgen.

Dies wird auch ein Umdenken in der Betriebssteuerung bedeuten: Künftig soll – wenn es die Verkehrslage erfordert – mehr dem Takt Beachtung geschenkt werden als der Einhaltung des Fahrplans. Paketbildungen so schliesslich weitestgehend der Vergangenheit angehören.

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