«Kniende» Busse

Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie wegen der VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Heute lauten die Fragen: Warum neigt sich der Bus manchmal seitlich ab und manchmal nicht? Und wie macht er das überhaupt?

Viele Fahrgäste haben es schon mal erlebt, dass sich der Bus an der Haltestelle zur Seite neigt. Auch der Grund mag fast jedem bekannt sein. Indem sich das Fahrzeug seitlich absenkt, verringert sich die Reststufe zur Haltestellenkante. So wird Fahrgästen mit eingeschränkter Mobilität wie beispielsweise Senior*innen, Rollstuhlfahrenden oder Eltern mit Kinderwagen das Ein- und Aussteigen erleichtert. Dieses seitliche Absenken beim Bus wird «Kneeling» genannt. Doch wie funktioniert Kneeling genau, an welche Grenzen stösst dieses Prinzip und gibt es Alternativen dazu? Urs Brändle, Projektleiter Infrastrukturmanagement bei den VBZ, klärt auf.

Das sagt der Experte

Der Begriff «Kneeling» kommt vom Englischen «Kneel» und heisst übersetzt «Knien». Hiermit soll ausgedrückt werden, dass der Bus «in die Knie» geht. Die technischen Abläufe dahinter sind trotz des etwas abstrakt klingenden Begriffs eingängig. «Kniende» Busse sind mit einer Luftfederung ausgerüstet. Wenn der Luftdruck auf einer Seite reduziert wird, senkt sich der Bus seitlich ab – diesen Prozess können die Busfahrerinnen und Busfahrer mittels Knopfdruck einleiten.

«Das Kneeling benötigt Energie, da für das anschliessende Anheben der Druck in den Federbälgen wieder erhöht werden muss.»

So weit so gut. Doch das Kneeling benötigt auch Energie, da für das anschliessende Anheben der Druck in den Federbälgen wieder erhöht werden muss. Darüber hinaus dauert das Kneeling einige Sekunden, sodass sich Fahrgäste in solchen Fällen etwas gedulden müssen. Bei einer sehr hohen Belegung des Busses besteht weiter die Gefahr, dass der Bus aufgrund des Gewichts nicht mehr angehoben werden kann. Aus diesen Gründen wird das Kneeling situativ – und nicht immer –eingesetzt, das heisst nur dann, wenn Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität oder mit Kinderwagen ein- und aussteigen möchten.

Wie wird das Fahrpersonal auf das Bedürfnis nach Kneeling vonseiten der Fahrgäste aufmerksam gemacht?

Dafür gibt es jeweils an den mittleren Bustüren einen blauen Rollstuhlknopf, der sich direkt unter dem normalen Knopf befindet. Wenn dieser blaue Knopf – zurzeit beispielsweise mit dem Ellenbogen – gedrückt wird, wissen die Busfahrerinnen und –fahrer, dass sie Kneeling betätigen müssen. Sollte der Abstand zwischen dem Fahrzeug und der Haltestellenkante trotz des Absenkens zu gross sein, setzt das Fahrpersonal zusätzlich auch die Klapprampe ein.

Der Rohlstuhlknopf befindet sich jeweils im mittleren Bereich des Busses.

 

Wie Urs Brändle erklärt hat, sind dem «Kneeling» technische Grenzen gesetzt. Eine berechtigte Frage lautet in dem Fall, ob es eine Alternative dazu gibt?

«Es kann eher von einer Ergänzung die Rede sein», erklärt unser Experte. Diese hängt mit der Haltestellenkante zusammen. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Bushaltestellen – reine Bushaltestellen sowie kombinierte Tram- und Bushaltestellen. Bei reinen Bushaltestellen wird jeweils ein Spezialrandstein, das sogenannte «Züri-Bord», mit einer Kantenhöhe von 22 cm verbaut. Dort muss das Kneeling zusätzlich betätigt werden, da die Reststufe zum Ein- und Aussteigen nach wie vor zu gross wäre. Anders präsentiert sich die Situation bei kombinierten Haltestellen. Dort wird ein Züri-Bord mit einer Höhe von 28 cm verbaut. Weil die Kante höher ist und somit die Reststufe zum Fahrzeug geringer ausfällt, muss an diesen Haltestellen das Kneeling nicht betätigt werden. Aufgrund der höheren Kante könnte ein Absenken gar zu Schäden am Bus führen.

Eine flächendeckende Umstellung auf Haltestellen mit höheren Kanten ist jedoch nicht möglich. Damit Rollstuhlfahrende autonom auf die Haltestelle gelangen, dürfen die seitlichen Zugänge bzw. Rampen nicht zu steil sein (siehe Bild). Je höher die Haltekante ist, desto länger müssen die Zugänge sein, was wiederum Platz beansprucht, der nicht überall zur Verfügung steht.

Um ein Züri-Bord von 28 Zentimetern Höhe einzubauen, braucht es höhere seitlichen Zugänge. Solche Rampen beanspruchen viel Platz.

Fazit

«Kneeling», das seitliche Absenken von Bussen, wird betätigt, um Fahrgästen mit eingeschränkter Mobilität das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Hierfür muss der Rollstuhlknopf gedrückt werden, der sich jeweils an den Türen im mittleren Bereich des Fahrzeugs befindet. Kneeling ist ein zeit-und energieaufwendiges Verfahren und wird daher nur bei Bedarf eingesetzt. Indem Haltestellenkanten um einige Zentimeter angehoben werden, kann Kneeling umgangen werden. Dies wiederum ist jedoch nur bei kombinierten Tram- und Bushaltestellen möglich.

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