«Ich bin Mensch!»

An der vergangenen Zurich Pride galt das Motto «Strong in Diversity». Auch die PinkLine VBZ war mit dabei. Wir berichten, worum es an der diesjährigen Demonstration ging und blicken mit zahlreichen Bildern auf die bunte, aber auch ernste Welt der Pride zurück.

50 Jahre ist es her, seit es nach einer Razzia im «Stonewall Inn«, einer Bar in der Christopher Street, New York, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen homophoben Polizeibeamten und den LGBTIQ-Besuchern des Lokals kam. In der Folge ging daraus der «Christopher Street Day» als Gedenktag hervor; seit 25 Jahren wird als Pendant in Zürich alljährlich das Zurich Pride Festival  durchgeführt. Das doppelte «Jubiläum» ist ein ebenso fröhliches wie trauriges. Fröhlich die kunterbunte Lebensfreude am heutigen Tag, traurig, dass es den Anlass als Demonstration für Gleichberechtigung überhaupt braucht.

Seit nunmehr vier Jahren macht auch die PinkLine VBZ mit, ein Verein bestehend aus Angestellten der VBZ, die der LGBTIQ-Community angehören. Sie sind dieses Jahr wiederum mit einem etwas bunter als blau-weiss geschmückten Bus unterwegs. Während sie sich auf den bevorstehenden Umzug vorbereiten, treten auf der Bühne die ersten Redner an. Es sind berührende Worte, die da in der frühsommerlichen Hitze über den Platz schallen. Die Botschaft: Diversity, also Vielfalt, besteht aus mehr als Schwulen und Lesben, Heteros, Non-Binären – wie Menschen genannt werden, die sich nicht als Mann oder Frau verstehen –, Trans-Menschen oder Cis-Männer und -Frauen (also Menschen, deren Geschlechtsidentität der angeborenen entspricht).

Multiple Diskriminierung jener, die «anders» sind

Die erste Rednerin, Rahel El-Maawi, ist Mitbegründerin von Bla*sh, dem Netzwerk von schwarzen Frauen in der Deutschschweiz. Sie sensibilisiert für die multiplen Diskriminierungen, denen dunkelhäutige queere Menschen ausgesetzt sind: «Es braucht ein dezidiertes Entgegentreten gegen unterschwellige rassistische Aussagen, die meist nicht so gemeint sind, aber immer verletzen. Damit auch wir schwarzen Queers of Color einen sicheren Platz in der Community haben, braucht es die Bereitschaft der weissen Queers, über Rassismus nachzudenken.»

Eine weitere Gruppe, die besonders von Ausgrenzung betroffen ist, sind Menschen mit einer Behinderung. Silvia Müri, Sozialarbeiterin mit Masterabschluss  in Geschlechterforschung und Kulturanthropologie, fragt uns, ob wir, die Schweiz,  bereit sind, für wahre Diversität. Sie spricht eine klare Sprache:  «Es ist einfach so, dass ihr (homosexuellen weissen Cis-Männer) bis jetzt viel zu viel Aufmerksamkeit erhalten habt. Diese Aufmerksamkeit ging sogar soweit, dass im Kinofilm über die Stonewall-Aufstände die heroischen Taten der Transfrau of Color, Marsha P. Johnson, und Transfrau Sylvia Rivera einem weissen, jungen Mann zugeschrieben wurden.» Sie schildert ihren Leidensweg als körperbehinderte, queere Frau und bringt ihre Forderung auf einen eigentlich recht einfachen und logischen Punkt: Zugang, Rücksicht und Gerechtigkeit für alle! An der Zurich Pride auf dem Helvetiaplatz ist das heute gegeben: Alle Reden werden simultan in Gebärdensprache übersetzt.

Zusammenhalt und Solidarität sind nach wie vor dringend notwendig (wer’s nicht glaubt, lese die Nachrichten vom Sonntag nach der Pride): «Vorgestern hat eine nicht-binäre weisse Person aus der Deutschschweiz zu mir gesagt, dass sie aus ihrem Kanton wegzieht und untertaucht, anstatt ein Coming-out zu machen. Dieser Mensch lebt weniger als eine Stunde von hier entfernt, vor unserer Haustür, im Jahr 2019, in der letzten Woche!», berichtet fassungslos Stefanie Hetjens, Präsidentin des Transgender-Netzwerks Schweiz. «Binäre leben einfacher als non-binäre Menschen, weisse Menschen einfacher als schwarze Menschen, uneingeschränkte Menschen einfacher als behinderte Menschen. Aber: Jeder Mensch ist einzigartig.»  Sie appelliert an alle, die eigenen, unbewussten Vorurteile zu hinterfragen und ihrer bewusst zu werden. «Neulich hat man mir gesagt, dass ich weder Fisch noch Vogel sei, und wir uns nicht so anstellen sollen. Aber», und an dieser Stelle schwillt ihre sonst so sanftmütige Stimme an, «ich will hier richtigstellen, ich bin nicht Fisch oder Vogel, ich bin Mensch. Ich BIN MENSCH!»

Rückhalt für die LGBTIQ-Community in den Unternehmen

Um genau dieser Vielfalt Rückhalt zu bieten, schliessen sich in immer mehr Unternehmen Angehörige der LGBTIQ-Community zusammen, so wie eben die PinkLine VBZ, aber auch die Angestellten der SBB und der Post, die heute beim VBZ-Bus vorbeikommen, um etwas zu plaudern und sich auszutauschen.

Unter dem Jubel der Besucherinnen und Besucher weicht die Nachdenklichkeit nun der Vorfreude auf den folgenden, lebensfrohen Umzug. Und so setzt auch die PinkLine mit der Startnummer 65 ihren Bus in Bewegung. Die Eindrücke wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:

Buntes Treiben am Helvetiaplatz

Während es um ihn herum immer farbenfroher zu und her geht, wartet der Bus der PinkLine VBZ geduldig auf seinen Einsatz und freut sich auf die zahlreichen Besucherinnen und Besucher.

Es geht los!

Um 15 Uhr rollt unser Bus mit der Startnummer 65 Richtung Bürkliplatz los.

Ob Jung oder Alt, Mensch oder Tier

An der Pride sind alle, aber wirklich alle, herzlich willkommen! Und genau das ist doch das Schöne daran.

Handküsse für unsere Busfahrerin

Die Stimmung am Umzug ist durch und durch fröhlich und ausgelassen, die Menschen jubeln einander zu und feiern ganz besonders unsere heutige Fahrerin.

Ein gelungener Umzug für die PinkLine VBZ

Am diesjährigen Zurich Pride Festival wurde der Besucherrekord mit über 30’000 Demonstrierenden geknackt. Auch die PinkLine VBZ durfte einen tollen Umzug geniessen und erfreute mit ihrem bunt geschmückten Bus das Publikum.

Und zum Schluss: Love is love!

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Die PinkLine VBZ auf Social Media

 

Die VBZ an der Zurich Pride

Die VBZ zeigten zur Pride nicht nur Flagge an den Fahrzeugen, sondern bekannnten auch Regenbogenfarbe mit einem Festival-Stand. Die Kolleginnen und Kollegen der PinkLine VBZ warben vor Ort für ihr Projekt zur Installation eines Netzwerkes der LGBTIQ-Community innerhalb der Verkehrsbetriebe Zürich. Das farbenfrohe Liniennetz war dem Publikum bestens bekannt und erfreute sich in Form von Pins grosser Beliebtheit – wie kunterbunt auch die VBZ-Kultur sein kann, war vielen Besucherinnen und Besuchern indes neu und war Anlass für etliche Gespräche. Mit ihrem Anliegen setzte die PinkLine einen wichtigen Akzent.

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