Gärtnern auf dem Dach

Die Natur holt sich verloren gegangenen Lebensraum wieder zurück. Selbst kahle Kiesdächer werden über Jahre hinweg von Moosen und Sedum-Pflanzen, später von Weiden und Birken bewachsen. Bei praktisch allen Neubauten mit Flachdach wird die Dach- oder aber auch die Vertikalbegrünung bereits eingeplant. Und auch ältere Häuser mit Flachdächern können im Nachhinein das Kiesdach mit schönen Pflanzen schmücken.

Im Moment zeigt sich die Stadt von ihrer farbigen Seite. Es blüht in den Stadtparks und neben Trottoirs. Auf den Verkehrsinseln wachsen Blumen, und auch die Balkone erfreuen mit vielen Kräutern und sonstigen Gewächsen. Die Gemeinschaftsgärten sind voll mit Tomaten, Zucchini oder sogar Safran. Gärtnern ist ein Trend und das nicht erst seit heute. Auch die Dach- und Vertikalbegrünung wird bei immer mehr Gebäuden umgesetzt.

Die Dachbegrünung in Altstetten ist noch im Anfangsstadium

Die Dachflächen von Schlössern wurden bereits zur Zeit der Renaissance in Florenz, Rom und Venedig bepflanzt. Begrünte Dachflächen sind in dem Sinne nichts Neues. Und auch hierzulande werden die Dächer freudig mit Blumen und Gewächsen angereichert. In der Stadt Zürich ist die Dachbegrünung seit 1991 in der Bau- und Zonenordnung verankert. Es wird also immer grüner und farbiger, auch aus der Vogelperspektive.

Die Dachflächen von Schlössern wurden bereits zur Zeit der Renaissance bepflanzt.

Flachdächer werden immer öfter nicht mehr nur mit Steinen bedeckt, sondern mit unterschiedlichen Pflanzen begrünt. Je nach Höhe des Dachsubstrates werden die Pflanzen ausgewählt. Bei tiefem Aufbau der Erde werden Moose und Sedum-Arten ausgesucht, bei höherem Aufbau kommen Kräuter hinzu oder sogar Blütenpflanzen und Gräser. Bei sehr extensiver Begrünung können sogar Bäume gepflanzt werden. Die Dachbegrünung dient einerseits der Biodiversität, und sie eröffnet Insekten und anderen kleinen Tieren neue Lebensräume. Philosophisch betrachtet könnte man also sagen: Wir geben der Natur etwas von dem zurück, was wir ihr beim Errichten von Gebäuden weggenommen haben.

Gemütlichkeit und ökologischer Vorteil

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Genossenschaft Kalkbreite in Zürich-Wiedikon. Unten befindet sich eine Tramabstell-Halle, darüber ein Dachgarten für die Öffentlichkeit. Bei diesem Projekt wurde vor Baubeginn ein Wassertank zwischen Tramhalle und Dachterrasse eingeplant, damit auch grössere Pflanzen wie Bäume gepflanzt werden können.

Dachbegrünung energetisch wirksam für Gebäudekühlung

Neben der Förderung der Biodiversität hat die Begrünung von Gebäuden weitere Vorteile. Durch die Beschaffung des Bodens kann das Regenwasser besser gespeichert werden. So wird bei starken Regenfällen das Wasser nach und nach dem Boden abgegeben, wodurch Überschwemmungen vorgebeugt werden kann. Zudem erhöht der «Dachgarten» den Schallschutz und ist energetisch sehr wirksam für die Gebäudekühlung. Durch eine Vertikalbegrünung an Gebäuden wird die Fassade vor UV-Strahlen sowie vor Witterung geschützt.

Dachgrün auf WGs, Museen und Verwaltungsgebäuden

Wohngemeinschaften und Bürogemeinschaften pflegen ihre eigenen Dachgärten, kochen und essen zusammen. Das Flussufergebiet South Bank in London bietet dem gesamten Quartier einen wunderschönen Dachgarten zum Verweilen. In New York sind manchmal richtige Kunstwerke aus der Vogelperspektive zu sehen, wie beispielsweise das Dach des Museum of Modern Art (MOMA). In Chicago ist ein schöner Garten angelegt auf der City Hall, dem Verwaltungsgebäude der Stadt.

Dach- und Vertikalbegrünungen können die Identität eines Quartiers stärken und dessen Lebensqualität verbessern. Biodiversität, nachhaltige Bauweise, Pflanzenwahl und die korrekte Pflege sind unabdingbare Faktoren, um die Pflanzen lange schön zu halten. Hier einige Beispiele von umgesetzten Dach- und Vertikalbegrünungen:

Beispiele von umgesetzten Dach- und Vertikalbegrünungen:

Hier können Sie sich die Checkliste von Grün Stadt Zürich herunterladen.

Mehr zum Thema im Artikel «Zürich müsste kein Backofen sein» (Tagesanzeiger, 9.8.2018)

Dieser Artikel wurde am 9. Juni 2015 zum ersten Mal veröffentlicht.

VBZ-Dachgrün

Auf den Depots Irchel, Wollishofen und in Altstetten sind die Flachdächer der VBZ begrünt. Auch auf der Busgarage Hardau wachsen Pflanzen auf dem Dach. Im Frühling 2019 wird auch das Depot Kalkbreite mitziehen. Unser Ziel der Dachbegrünung ist es, die Biodiversität zu fördern. Wir geben sozusagen de Natur etwas zurück. Der Neubau der Tramabstellanlage in der Kalkbreite wurde bereits so geplant, dass auf besagtem Dach Bäume gepflanzt werden können. Diese dienen der Genossenschaft als Schattenspender. Es wurde da bereits bei der Bauplanung ein Tank vorgesehen, damit der Baumstamm genügend Platz nach unten hat (siehe Bild «Querschnitt Tramhalle» in der Bildergalerie. Auf einigen Dächern befinden sich neben den Pflanzen auch Photovoltaikanlagen und sogar Bienen. Mehr dazu in diesen Artikeln:In der Nacht ein Depot, am Tag ein TramAnna und die BienenWie überleben unsere Bienen den kommenden Winter

 

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