Vor Kurzem hatte das Depot Irchel Grund zum Feiern: Der erste Kurs mit dem Flexity auf der Linie 7 fuhr um 5:49 Uhr mit Team Coach Patrick Trebbe aus. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung noch tief in den Federn steckte, beantwortete uns Patrick um 4.30 Uhr fünf Fragen rund um das Flexity.
Patrick Trebbe ist eigentlich Team Coach und leitet rund 50 Trampilot*innen an. Gelegentlich darf er aber zum Kerngeschäft zurückkehren: dem Tramfahren. Für den ersten Kurs der Linie 7 (Wollishofen – Stettbach) mit unserem neusten Tram, dem Flexity, fuhr er vor zwei Wochen aus dem Depot Irchel aus.
Welche Vorteile bringt der Einsatz von Flexitys auf der Linie 7?
Das Flexity ist energieeffizienter als die älteren Trams und bietet mit knapp 43 Metern mehr Platz für unsere Fahrgäste. Zudem ist es durchgehend niederflurig, was beispielsweise das Einsteigen für Rollstuhlgänger*innen, Personen mit Rollatoren oder Kinderwagen stets ermöglicht.
Warum fahren erst jetzt Flexitys auf dieser Strecke?
Jetzt haben wir endlich genügend Fahrzeuge und konnten unsere Trampilot*innen entsprechend ausbilden.
Wie fühlt sich das Handling mit einem Fahr-Brems-Hebel (ähnlich wie ein «Joystick») an?
Für mich ist es ein neues Gefühl vom Tramfahren: Es ist ein längeres Fahrzeug und faktisch gesehen ein «rollender Computer». Es fährt angenehm und ist sehr leise, das gefällt mir besonders.
Das Handling mit dem Fahr-/Bremshebel ist aber etwas gewöhnungsbedürftig, da nicht wie bei den älteren Tramtypen eine vordefinierte Fahrstufe gewählt werden kann, die das Tram dann beibehält. Zwar kann man die Geschwindigkeit nach oben mit einem Tempomaten begrenzen, dennoch wandert der Blick öfters zum Tacho. Dies ist ganz besonders am Anfang eine grosse Herausforderung.
Inwiefern ist dies besser?
Man kann natürlich mit dem stufenlosen Antrieb die erlaubten Geschwindigkeiten besser ausnutzen. So kann ich beispielsweise eine Kurve, die mit 28km/h angeschrieben ist, exakt mit dieser Geschwindigkeit befahren. Mit dem Cobra-Tram oder mit dem Tram 2000 ist das nicht möglich, da ich auf eine vordefinierte Fahrstufe zurückgreifen muss. Im vorliegenden Bespiel wären das 24km/h, da die nächsthöhere Stufe 30km/h bereits zu schnell wäre. Des weiteren erlaubt der stufenlose Antrieb einen feineren, nuancierteren und individuelleren Fahrstil, den ich optimal auf die Gegebenheiten anpassen kann.
Was unterscheidet das Flexity von den anderen Trams (Tram 2000, Sänfte, Cobra)?
Ein direkter Vergleich ist kaum möglich, da es sich wie gesagt um ein völlig anderes Fahrzeug handelt. Der Antrieb ist wie beschrieben anders – der Flexity hat einen Fahr-/ Bremshebel und keinen Kontroller mehr. Ausserdem ist alles digital, nichts mehr analog. Wie bei einer Lokomotive gibt es auch beim Flexity einen «Lebendmannschalter», der dem Fahrzeug signalisiert, dass der oder die Trampilot*in noch präsent ist. Dieses (fachsprachlich) sogenannte «Sicherheitsfahrschaltungs-Pedal» muss immer wieder gedrückt werden oder man muss sonst eine Manipulation an Geschwindigkeit oder Fahrzeug vornehmen, um keinen Notstopp auszulösen, der die Fahrgäste fliegen lassen würde.
Einige Funktionstasten befinden sich beim Flexity am Sitz. Zudem gibt es ein Kollisionswarnsystem, das immer auf die Schienen achtet und falls nötig, einen Notstopp auslöst. Zum Glück wurde dies bei mir noch nie ausgelöst. Darüber hinaus ist es komplexer, ein Flexity aufzurüsten, weil man mehr Bremsproben vornehmen muss. Das liegt daran, dass es über mehr Bremsmöglichkeiten als die anderen Trams verfügt. Aus Sicherheitsgründen werden diese Tests täglich wiederholt.
Des Weiteren wurde auf den klassischen Aussenspiegel verzichtet, es kommen stattdessen Kameras zum Einsatz. Deren Bilder werden auf einen Monitor im Führerstand übertragen.
Leider ist das Monitorbild relativ klein geraten und manch ein frischgebackener Flexity-Pilot wird sich dabei erwischen, auf in den nicht vorhandenen Aussenspiegel blicken zu wollen.