Die Umbauarbeiten am Bellevue stellen den öffentlichen Verkehr und die auswendig gelernten Fahrpläne auf den Kopf. Trotz anfänglicher Verwirrung ist dem Ganzen auch etwas Gutes abzugewinnen.
Für die einen oder anderen VBZ-Kunden mag es ein vorübergehendes Ärgernis darstellen, dass die Trams und Busse rund ums Bellevue nicht ihre gewohnten Kreise ziehen – so müssen Umwege, verlängerte Reisezeiten und Haltestellenverschiebungen in Kauf genommen werden. Wie so manche Situation im Leben, hat jedoch auch diese ihre Kehrseite – «Dank» der neuen Fahrpläne verkehren die Busse und Trams teilweise auf Strecken, welche sogar die ältesten und treusten VBZ-Kundinnen in Staunen versetzen; so zum Beispiel der «E»-Bus.
Der Spezialbus «E» (für Ersatz) fährt während den Bauarbeiten eine ganz spezielle Route zwischen Bellevue und Bürkliplatz. Während der kurzen Fahrt passiert der Bus dabei zahlreiche Sehenswürdigkeiten der Innenstadt. Wenn man es sich recht überlegt, könnte man sogar fast meinen, es handle sich beim Bus «E» nicht um einen Ersatz-, sondern um einen Touristen-Bus; anstatt rot, doppelstöckig und oben ohne ist er halt einfach blau-weiss, einstöckig und zugedeckt. Deshalb sagen wir nun: Herzlich willkommen im Touri-Bus «E», geniessen Sie die bezaubernde Rundfahrt durch Zürichs Innenstadt!
Der Bürkliplatz
Wenn Sie hier ein- oder aussteigen, erhaschen Sie einen wunderbaren Blick auf den Bürkliplatz. Dieser ist nicht nur Schiffanlegestelle, sondern fungiert gleichzeitig als Markt-, Kunst- und Veranstaltungsort. So findet zum Beispiel von Mai bis September jeweils am Samstag zwischen 8 und 16 Uhr der Flohmarkt statt. Auch sehr lohnenswert ist der traditionelle «Bürklimäärt»: Hier bekommen Sie Blumen, Gemüse, Topfpflanzen, regionale Spezialitäten, Exotisches und Pilze – jeweils am Dienstag und Freitag von 6 bis 11 Uhr. Besonders speziell ist dieser Standort auch deshalb, weil er gleichzeitig einen wunderbaren Ausblick auf den See und die Alpen gewährt.
Die Zunfthäuser
Geradeaus zu Ihrer Linken am Limmatquai sehen Sie die vier Zunfthäuser: zur Zimmerleuten, zur Haue, zur Saffran und zum Rüden. Zürich ist eine Zunftstadt. Die Zünfte bestehen bereits seit 700 Jahren und sie prägten über mehrere Jahrhunderte hinweg das politische und soziale Leben der Stadt und ihrer Einwohner. Das wichtigste Spektakel für die Zünftler ist das jährliche Sechseläuten. An diesem Tag entscheidet die Brenndauer des «Bööggs» bekanntlich darüber, wie gut – oder eben schlecht – der kommende Sommer wird. Dieses Jahr dürfte die Vorfreude der Zünfte auf die Festlichkeiten jedoch ziemlich getrübt gewesen sein – so ist nicht nur die alte Diskussion «Frauen beim Sechseläuten, ja oder nein?» wieder frisch aufgeflammt, sondern sind auch gleich noch die beiden Gastkantone Luzern und Lichtenstein vorzeitig abgesprungen. Und was war die Folge? Zürich lud sich einfach selber als Gastkanton 2015 ein. Zürich zu Gast in Zürich – ja, kann’s halt mal geben.
Die Rudolf-Brun-Brücke
Hier sehen Sie die Rudolf-Brun-Brücke. Rudolf Brun war von 1336 bis 1360 erster Bürgermeister von Zürich. Die 1913 erbaute Urania-Brücke in Zürich wurde 1951 ihm zu Ehren in «Rudolf-Brun-Brücke» umbenannt. Die Brücke ist unter anderem auch deshalb erwähnenswert, weil sie direkt ins Niederdörfli und damit in den einst verruchtesten Teil der Stadt führt. Heute hat sich das Niederdörfli zu einer beliebten Flaniermeile in der Altstadt entwickelt. Und was das Limmatquai betrifft: Für alle die es noch nicht wissen – im Jahre 1982 sang Stephan Eicher, der Schweizer «Rock-Chansonnier», seinen berühmten Hit «Les filles du Limmatquai». Sollten Sie es noch nickt kennen, dann wird es höchste Zeit, reinzuhören.
Die Bierhalle Wolf
Mitten in der Altstadt, ein paar Schritte vom Central und nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, befindet sich eine der ältesten und bekanntesten Traditions-Beizen von Zürich. Die Bierhalle Wolf ist nicht nur ein gastronomisches Highlight, sondern zeichnet sich auch durch tägliche Live-Musik von Bands aus dem deutschsprachigen Alpenraum aus. Es soll an dieser Stelle jedoch erwähnt sein, dass die Musik schon sehr gewöhnungsbedürftig ist und wohl nicht jedermanns Geschmack trifft – denn sie erinnert bisweilen schon sehr an Oktoberfeste oder Musikantenstadl. Ein lustiger und ausgelassener Aufenthalt ist aber jeweils garantiert.
Das Schweizer Heimatwerk
Zu Ihrer Rechten befindet sich das Schweizer Heimatwerk – unschwer an den zahlreichen Schweizerkreuzen entlang der Fassade zu erkennen, die übrigens nicht nur zum Nationalfeiertag am 1. August montiert werden. Das Heimatwerk wurde 1930 im Auftrag des Bundesrats vom Schweizerischen Bauernverband gegründet mit dem Ziel, die von der Bergbauernbevölkerung während des Winters in Heimarbeit hergestellten Waren zu vermarkten. Noch heute werden in erster Linie bäuerliche Handwerksprodukte sowie Schweizer Kunsthandwerk verkauft.
Das Kloster Fraumünster
Geradeaus, inmitten der wunderschön anzusehenden Häuserfassade, sehen Sie das Kloster Fraumünster – eine der drei Altstadtkirchen und somit ein Wahrzeichen Zürichs. Die Kirche mit Frauenkloster entstand im Jahre 853 und wurde von Frauen des europäischen Hochadels bewohnt. Besonders speziell sind die schmucken Farbfenster der Kirche, welche von Augusto Giacometti sowie Marc Chagall und Paul Bodmer gefertigt wurden. Das Grossmünster wurde übrigens den beiden Zürcher Stadtpatronen und Heiligen, Felix und Regula, gewidmet, welche im Auftrag des grausamen römischen Kaisers Maximilian geköpft wurden. Als Gegenprogramm zur Schönheit der Fenster, hat man die beiden in einem Bild an der Nordfassade der Kirche verewigt.
Das Helmhaus
Am rechten Limmatufer und hier zu Ihrer Rechten können Sie das Helmhaus betrachten. Früher wurde die offene Halle als Gericht und Markthalle genutzt, während heutzutage in erster Linie Schweizer Kunstschaffende ihre aktuellen Werke zur Schau stellen. Ab und an finden auch ziemlich eigenwillige Ausstellungen den Weg in die Halle. So zum Beispiel anlässlich der Fussball-Europameisterschaften 2008, die in der Schweiz stattfand – eine Schau, die Fussball in allen möglichen und unmöglichen Kunstformen präsentierte. Oder als 2012 der Kunst aus dem Kreis 4 (oder wie der Zürcher sagt, der «Chreis Cheib») eine Ausstellung gewidmet wurde.
Das Rathaus
Als Nächstes erhaschen Sie einen Blick auf das Zürcher Rathaus, wo sich jeweils am Montag die Kantonsräte und am Mittwoch die Gemeinderäte Argumente und Vorlagen um die Ohren hauen. Schon vor 700 Jahren stand am gleichen Ort ein Rathaus, wobei Sie hier bereits den dritten Bau sehen. Der Stilmix des Gebäudes ist einzigartig und wunderschön anzuschauen.
Die Frauenbadi
Im Jahre 1837 haben auch die Frauen ihr eigenes Bad bekommen, damit sie nachts nicht mehr in den laufenden Brunnen baden mussten. 1988 wurde die Frauenbadi dann zum heutigen Kunstwerk mit seinen orientalisch geschwungenen Ecktürmchen umgebaut und zählt noch heute zu einer der beliebtesten Badeanstalten Zürichs – nur für Frauen, versteht sich. Ab und zu hat das schwache Geschlecht aber doch auch Zutritt, nämlich dann, wenn sich die Frauenbadi in die Barfussbar verwandelt. Von Mitte Mai bis Mitte September steht dort nämlich jeden Mittwoch überraschende Kultur auf dem Programm. Am Donnerstagabend ist gemütlicher Barbetrieb angesagt und sonntags findet jeweils Zürichs einzige Openairdisco statt.
Das Bauschänzli
Auf der kleinen Insel in der Limmat befindet sich tatsächlich ein hübsches Restaurant mit währschafter Küche – und mit einer atemberaubenden Sicht auf den See und die Berge. Besonders lohnenswert ist ein Besuch im «Buuschänzli» schon deshalb, weil jeden Nachmittag und Abend eine Live-Band aufspielt, die schon mal dem ein oder anderen Rentner und Halberwachsenen das Tanzbein zucken lässt. Die sonntäglichen Frühschoppen-Konzerte, für welche kein Eintritt verlangt wird, ergänzen das musikalische Angebot. Gehört wird dabei von der Volks- bis zur Jazzmusik alles.
Die Quaibrücke
Direkt vor sich erkennen Sie die Quaibrücke – sie verbindet das Bellevue mit dem Bürkliplatz und überspannt den sich zur Limmat verengenden Zürichsee. Auf der Brücke herrscht ein reger Verkehr von Bussen, Trams und Autos als auch Velos und Fussgängern. Von der Brücke aus geniesst man einen wunderschönen Ausblick auf die berühmte Postkartenschweiz, die, wie wir ja alle wissen, eigentlich nur eine reine Illusion ist.
Das Grossmünster mit dem Karlsturm
Hier sehen Sie das Grossmünster. Einer der beiden Türme ist der Karlsturm, benannt nach Karl dem Grossen, der dort einer Sage nach die erste weiterführende Schule baute und deshalb mittels einer Statue auf dem Turm verewigt wurde. Von der Plattform des Turmes aus, die man über 187 Tritte erreicht – was, nebenbei gesagt, echt ziemlich anstrengend ist – hat man einen wunderschönen Ausblick über die Altstadt und den See.
12 interessante Sehenswürdigkeiten in einer rund 15-minütigen Fahrt mit einem günstigen VBZ-Ticket: Echt keine schlechte Ausbeute! Wer das nicht verpassen will, muss sich aber beeilen – der «E»-Bus fährt nur noch bis Mitte August.