Die Sonne: Lebens- und Mobilitätsspenderin

Solarstrom ist das Licht am Horizont der 2000-Watt-Gesellschaft. So unterstützen die Stadt Zürich und die VBZ den Solarstrom – auch Sie können mitmachen. 

Mit dem Strom verhält es sich ja ein bisschen wie mit Romeo und Julia. Von den Elektrizitätswerken entzweit, streben die Elektronen und die Protonen nach Wiedervereinigung und erzeugen bei diesem Versuch ein geladenes Spannungsfeld. Können die vorhandenen Widerstände vorübergehend überwunden werden, endet die Geschichte – Sie wissen es – mit erhitzten Gemütern und einer «Kurzschlussreaktion».

Auch wir werden von der Liebe angetrieben, und zwar von jener zu unserer Umwelt. Heute weist uns deshalb im Strommarkt die strahlende Sonne die Richtung – fort von ebensolchen Brennstäben. Nicht umsonst heisst es: «Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich».

Hunderte von Photovoltaikanlagen in Zürich und im Graubünden

Das Umdenken in Richtung alternativer Energien ist jung. Sie ahnen es, das Stichwort für diesen Meinungsumschwung heisst «Tschernobyl». In Zürich begannen sich der Gemeinde- und der Stadtrat Ende der Achtzigerjahre mit dem Thema zu befassen. In der Folge hielten Wind- und Wasserkraft, Biomasse und seit Mitte der Neunzigerjahre auch die Sonne Einzug in die Stromlandschaft. 

«In Bezug auf den Solarstrom hat die Stadt Zürich eine Pionierrolle: Schweizweit war ewz das erste Elektrizitätswerk mit einer Solarstrombörse.»

In Bezug auf den Solarstrom hat die Stadt Zürich eine Pionierrolle: Schweizweit war ewz das erste Elektrizitätswerk mit einer Solarstrombörse. Der Vorteil des Solarstroms liegt auf der Hand bzw. auf dem Dach: Solarzellen auf den Gebäuden ziehen keinen Eingriff in die Natur nach sich. Fläche gibt es genug. Dieser Börse gehören heute rund 300 Anlagen an. Sie befinden sich mitten unter beziehungsweise über uns. Vielleicht sogar auf Ihrem Dach.

Eine komplex geregelte Strom-Versorgung

Mit der Emanzipation des Konsumenten wurde die Nachfrage wie auch das Angebot in den vergangenen fünf Jahren komplexer. Eine neue Ordnung musste her: Die Energieversorger haben sich untereinander geeinigt, welcher Strom wann produziert wird. Dies orientiert sich an Verfügbarkeit und Preis des jeweiligen Stromproduktes. Zur Mittagszeit beispielsweise, wenn die Herdplatten in der Schweiz auf Hochtouren laufen, erreicht Herr und Frau Schweizers Energiebedarf seine Spitze. In den knurrenden Mägen wie auch in den Stromleitungen. Die Sonne zeigt dann ihre ganze Kraft und heizt beherzt mit.

Anders als der Mensch kennt Strom weder Grenzen noch Öffnungszeiten. Deshalb ist unser Stromnetz europaweit gekoppelt. Damit die Gelati (und die Gemüter) nicht nur in Verona kühl bleiben, wenn im Norden ein rauher Wind durch die Kraftwerke pfeift. Während wir unser Fondue mit Kirsch und unter anderem mit der Sonne des Südens zubereiten. Die meisten Solaranlagen von ewz befinden sich übrigens im Raum Zürich und Graubünden. Eine grosse Anlage liegt in Spanien – nicht nur Feriengäste wissen die warmen Gefilde zu schätzen.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, wonach die Produktion der Solarzellen annähernd so viel Strom verbraucht, wie selbige liefern. Diesem Ungleichgewicht zu Zeiten ihrer Kinderstube ist die Photovoltaik natürlich längst entwachsen. Die Energieproduktion gängiger Solarzellen hängt von der Sonnenintensität ihres Standorts ab. In Spanien sind die Zellen nach knapp zwei Jahren amortisiert, in unseren Gefilden nach etwa 2.5 Jahren. Dann halten die Solarzellen aber noch rund weitere 20 Jahre. So wie die Amortisationsdauer ist auch der Preis gesunken: 1996 lag der Preis noch bei CHF 1.20 pro Kilowattstunde. Heute sind es etwa 18 – 20 Rappen.

Und die VBZ?

Die VBZ begannen schon früh, mit dem Solarstrom zu schwimmen, pardon, zu fahren. Schon im Jahr 2000 floss erstmals Solarstrom durch die Leitungen der VBZ. 5 Jahre später erhielten die VBZ grünes Licht für den definitiven Umstieg auf 100% erneuerbare Energie. Seither bringt in den Garagen, Depots und sonstigen Gebäuden 100% «Ökopower» die (Kaffee-)Maschinen in Gang, ebenso wie alles andere, das nicht mit Muskelkraft betrieben wird. Trams und Trolleybusse verbrauchen naturgemäss weitaus grössere Mengen an Strom. Die Fahrt wird da von 100% «Naturpower» in Schwung gehalten. Der Unterschied? Beide enthalten Wasserkraft. «Naturpower» enthält ausserdem mindestens 10% Strom aus Wind- und Biomasseanlagen, «Ökopower» enthält den selben Anteil Wind- und Solarstrom – ist daher auch etwas teurer.

Noch sauberer als der genannte nachhaltige Strommix ist nur der reine Solarstrom. Diesen produzieren die VBZ auch selber. Beispielsweise auf den Dächern der Depots Wollishofen, Irchel und bald auch in der Kalkbreite. Die Energie wird für die Depots genutzt, der Rest geht weiter an die Nachbarn.

Wenn die Nachfrage der Konsumenten das Angebot an Solarstrom übersteigt, müssen und sollen mehr Photovoltaikanlagen gebaut werden. Erst dann können bestehende Kraftwerke nach und nach abgelöst werden. Damit unsere Fahrgäste diese Entwicklung unterstützen und zur Energiewende 2050 beitragen können, bieten ewz und die VBZ jetzt einen sogenannten «solar.mobil»-Pass an. Für jedes erworbene Zertifikat wird der durchschnittliche Jahresbedarf Solarstrom (basierend auf der Reisestrecke von knapp 4 km täglich pro Fahrgast) ins Netz eingespiesen. Darüber freuen sich nicht nur Sonnenanbeter, sondern auch die Flora und Fauna. Die Dienstleistung richtet sich nicht nur an Zürcher, sondern selbstverständlich an alle, welche die 2000-Watt-Gesellschaft unterstützen möchten. Damit der ÖV mit leuchtendem Beispiel voran fährt.

*Die Infos in diesem Artikel resultieren aus einem Gespräch mit Dionys Hallenbarter, Strategischer Energieberater bei den Städtischen Elektrizitätswerken.

solar.mobil

Der schweizerische Anteil an Solarstrom deckt erst einen bescheidenen Anteil von 0,33% des Gesamtenergieverbrauchs ab, obwohl die Sonne jährlich rund 220-mal mehr Energie über der Schweiz abstrahlt, als wir im gesamten Land an Energie verbrauchen – hier besteht noch grosses Potenzial. Mit dem Erwerb eines «solar.mobil»-Passes für CHF 36.— speist ewz 160 Kilowatt Solarenergie ins Netz ein. Das entspricht zwei Quadratmetern Solarpanels oder einer durchschnittlichen jährlichen ÖV-Nutzung von 4km täglich, also total 1‘460km. Messbar ist der Anteil Solarstrom anhand sogenannter «Herkunftsnachweise». Was aus Ihrer Steckdose kommt, ist nämlich ein Strommix, der verschiedenen Quellen entspringt. Ewz spricht von einem «Stromsee». Die «Herkunftsnachweise» werden durch die nationale Netzgesellschaft «Swissgrid» an die jeweiligen Stromlieferanten vergeben.

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