Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie ab den VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Heute lautet die Frage: Wozu braucht es Eigentrassees für Trams und Busse?
Pünktlich und schnell soll er sein, der ÖV. Dazu dient das Eigentrassee. Diese dem Tram oder Bus vorbehaltene Spur sorgt dafür, dass das Fahrzeug ohne Behinderungen zügig vorwärts kommt.
Weniger Lärm und grüne Strassen
Etwa die Hälfte der sogenannten Eigentrassees sind baulich abgetrennte Gleise wie etwa in der Badenerstrasse. Die Trassees können begrünt sein und so nebenbei den Strassenraum optisch aufwerten und Fahrgeräusche dämpfen. Dank dem geplanten Grüntrassee in der Hardturmstrasse zum Beispiel kann der Lärm reduziert werden, das Oberflächenwasser wird direkt versickern. Stadträumlich entsteht dadurch eine durchgehende Grünverbindung vom Escher-Wyss-Platz bis zum Werdhölzli. Andere Eigentrassees zeigen sich «nur» als Markierung auf der Strasse, beispielsweise in der Universitätstrasse.
Hohe Geschwindigkeit auf dem Eigentrassee fürs Tram
Auf baulich abgetrennten Eigentrassees fahren die Trams nach Eisenbahn- und nicht nach Strassengesetz. Das kann bedeuten, dass für das Tram eine höhere Geschwindigkeit gilt als für den Strassenverkehr, wie zum Beispiel auf Abschnitten der Badenerstrasse, wo für das Tram 60 km/h erlaubt sind. Das Tram hat bekanntermassen immer Vortritt – auf Eigentrassees ist das wegen der erhöhten Geschwindigkeit besonders wichtig. Die Zürcher Tramlinien verkehren heute mehrheitlich eigentrassiert: Die Linie 14 verläuft praktisch durchgängig auf Eigentrassees, während der Anteil auf der Linie 15 am tiefsten liegt, nämlich bei etwa zwei Dritteln.
Ein kleiner Anteil an Eigentrassees beim Bus
Beim Busverkehr ist der Anteil der Eigentrassees viel tiefer.
Längere Abschnitte mit separater Spur, wie auf der Hardbrücke, gibt es nur sehr vereinzelt. Ohne ein solches Trassee stecken die Busse dann schon mal im Stau; auf der Zufahrt zur Hardbrücke zum Beispiel. Dennoch oder gerade deswegen sind die Trolleybuslinien 33 und 72 «Spitzenreiter» – deren eigentrassierter Streckenanteil beträgt rund 20%. Zum Glück können Busse auf verschiedenen Teilstrecken das Tramtrassee mitnutzen, so beispielsweise in der Albisriederstrasse. Die Pünktlichkeit der wichtigsten Buslinien ist aber, nicht zuletzt aufgrund des kleinen Anteils an Eigentrassees, deutlich geringer als bei den Tramlinien.
Die VBZ sind deshalb natürlich bestrebt, dass der Anteil der Busspuren weiter erhöht wird, und so entstehen regelmässig neue Abschnitte.
Dennoch ist der Raum im städtischen Strassennetz begrenzt und die Ansprüche der verschiedenen Verkehrsteilnehmer konkurrenzieren sich untereinander. Auf der Hohlstrasse ist derzeit eine so genannte elektronische Busspur in Planung – diese sieht vor, dass in beiden Fahrtrichtungen ein gemeinsamer Fahrstreifen genutzt wird, wobei die Befahrung durch eine Lichtsignalanlage geregelt wird.
Fazit
Ohne Eigentrassees wäre das Zürcher öV-Angebot sehr störanfällig und unattraktiv. Man stelle sich nur einmal vor, die Trams müssten sich während der Stosszeiten auf der Quaibrücke, in der Rämistrasse oder auf der Universitätstrasse in die Autokolonnen einreihen. Das vorhandene Netz an Eigentrassees ist unser Fundament für eine funktionierende, leistungsfähige Mobilität in der weiter wachsenden Stadt.