Die Bestellung von 70 neuen Flexity-Trams von Bombardier Transportation ist vertraglich besiegelt. Ein Interview mit VBZ-Direktor Dr. Guido Schoch.
Der Vertrag ist unterschrieben: Die Verkehrsbetriebe Zürich beschaffen 70 neue Trams. Das Flexity Zürich von Bombardier Transportation hatte sich als das wirtschaftlich günstigste Fahrzeug erwiesen. Ein externes Gutachten von TÜV Süd bescheinigte den VBZ, eine nachvollziehbare, anbieterneutrale und fachlich korrekte Auswertung vorgenommen zu haben. Die beiden unterlegenen Anbieter Stadler Rail und Siemens hatten gegen diesen Vergabeentscheid beim Verwaltungsgericht des Kantons Zürich Beschwerde eingelegt. Dieses entschied, den beiden Beschwerden keine aufschiebende Wirkung zu gewähren, was den Weg zur Vertragsunterzeichnung mit Bombardier ebnete. Wir haben dem Direktor, Dr. Guido Schoch, ein paar Fragen zu diesem wichtigen Meilenstein gestellt.
Welcher war Ihr erster Gedanke, als Sie Ihre Unterschrift unter den Vertrag mit Bombardier setzten?
Ich habe mich sehr gefreut; für die Verkehrsbetriebe Zürich, für unsere Stadt und für unsere Fahrgäste. In dieser nicht immer einfachen Zeit habe ich keine Sekunde daran gezweifelt, dass unsere Spezialisten einen guten Job gemacht haben. Der Weg war steinig, aber schlussendlich haben die unabhängigen Experten der Gutachterfirma TÜV Süd Rail, der Verkehrsrat des Kantons Zürich, der Stadtrat von Zürich sowie das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich die Ergebnisse unseres Submissionsverfahrens bestätigt: Die VBZ haben die Auswertung der Anbieterofferten korrekt durchgeführt. Damit sind sämtliche Vorwürfe, die in den Medien vorgebracht wurden, ganz klar widerlegt. Das erfüllt mich mit Genugtuung.
Sie wurden zum Teil auch persönlich angegriffen. Korruptionsvorwürfe standen im Raum. Diese sind nun endgültig klar widerlegt. Wie fühlen Sie sich?
Zuerst: Es gab zum Glück auch Medien, die ihrer Aufgabe fair und fundiert nachgegangen sind. Hingegen wurde die «Rundschau» zum Beispiel für ihre Berichterstattung vom SRG-Ombudsmann Achille Casanova gerügt. Nicht ein einziger Vorwurf entsprach den Tatsachen. In einer Ausschreibung kann immer nur ein Produkt gewinnen und das ist das wirtschaftlichste, in unserem Fall das Flexity-Tram von Bombardier. Dass unterlegene Anbieter die ihnen zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ergreifen, ist ihr gutes Recht und nicht zu kritisieren. Was ich aber kritisiere, sind Rundumschläge und Verdächtigungen ohne Faktenbasis, nur um die VBZ zu diskreditieren.
«Ich freue mich, dass die Seriosität und Integrität der VBZ und aller am Projekt beteiligten Mitarbeitenden absolut klar bestätigt wurden.»
Noch selten wurde ein Zuschlag derart breit abgestützt. Ich erwähne noch einmal die unabhängigen Experten der Gutachterfirma TÜV Süd Rail, den Verkehrsrat des Kantons Zürich, den Zürcher Stadtrat und zu guter Letzt das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich. Die letzten Attacken von Stadler Rail und Siemens galten sogar dem Verwaltungsgericht als unabhängige Beschwerdeinstanz und damit natürlich auch allen Vorinstanzen, die gleich entschieden hatten. Das hat keinen Stil, vor allem dann nicht, wenn man wie Stadler Rail seine Hausaufgaben vorgängig nicht optimal gelöst hat und auf den hinteren Rängen gelandet ist, oder wie Siemens alte, von den Vorinstanzen bereits widerlegte Vorwürfe wieder aufwärmt. Ich freue mich, dass die Seriosität und Integrität der VBZ und aller am Projekt beteiligten Mitarbeitenden absolut klar bestätigt wurden.
Warum ist das Flexity-Tram das beste Tram für Zürich?
Das Flexity-Tram hat sich in der Auswertung wie gesagt als das wirtschaftlich günstigste Tram für Zürich erwiesen. Die anderen offerierten Produkte waren entweder nicht genügend auf die Verhältnisse in der Stadt Zürich ausgerichtet, auf einem veralteten Konzept basierend oder preislich absolut nicht konkurrenzfähig. Ich beziehe mich bei dieser Aussage explizit auf die offerierten Produkte und nicht auf die Firmen, die offeriert haben. Jede dieser Firmen kann gute Trams bauen. Das Flexity-Tram von Bombardier überzeugt dadurch, dass alle Komponenten auf dem neusten Stand der Technik und klug aufeinander abgestimmt sind. Somit ist die lange vorgesehene Lebensdauer von 40 Jahren gesichert. Zürich wird mit dem Flexity ein topmodernes Tram einer neuen und zukunftssicheren Tramgeneration bekommen, das den Fahrgästen sowie dem Fahrpersonal ein angenehmes und sicheres Fahrerlebnis bieten wird. Dank mehr Platzkapazität können die VBZ mit dem neuen Tram das bevorstehende Mobilitätswachstum bewältigen. Ich freue mich sehr auf die neuen Trams.
Für die Pünktlichkeit ist ein schneller Fahrgastwechsel zentral. Was bietet das Flexity Zürich diesbezüglich?
Das flexible Layout des Fahrzeuges ermöglicht eine optimale Platzeinteilung. Bereits die Grundkonfiguration verfügt über grosse Multifunktionsflächen und Auffangräume an den Türen sowie grosszügige Stehplatzflächen und offene Wagendurchgänge. Das neue Flexity-Tram und seine Vorgänger sind bereits in 22 Städten in Betrieb, so dass wir hier in Zürich natürlich auch von den Erfahrungen aus anderen Städten profitieren können.
Die ersten neuen Trams hätten 2016 durch Zürich rollen sollen, nun wird es Ende 2019. Welche Folgen hat diese Verzögerung?
Wir werden für die neue Tramverbindung Hardbrücke, die Ende Jahr eröffnet wird, gerade noch knapp genügend Fahrzeuge haben. Für die Verlängerung des 2ers nach Schlieren auf Herbst 2019 wird es bis zur Auslieferung der ersten neuen Fahrzeuge eine Lücke geben. Wir sind nun daran, möglichst kundenfreundliche Lösungen vorzubereiten. Die Verzögerung wirkt sich auch auf unserem Netz aus, denn die Fahrgäste werden länger als geplant mit dem älteren Tram 2000 unterwegs sein und können somit erst später von der Niederflurigkeit und den klimatisierten Fahrzeugen profitieren. Die Tram 2000 müssen nun nochmals revidiert werden, was unnötige Kosten verursacht. Sie sind aber bei unseren Fahrgästen zum Glück sehr beliebt.
Wie feiern Sie nun den Vertragsabschluss?
Zuerst möchte ich mich beim ganzen Team für das Engagement und die gute Arbeit, die nun endlich belohnt worden ist, bedanken. Ich habe persönlich erlebt, mit wieviel Begeisterung und Herzblut das Team auch unter schwierigen Umständen gearbeitet hat. Ich organisiere deshalb einen Anlass für das Team. Zum Schluss möchte ich aber noch einmal zum Ausdruck bringen, wie sehr ich mich freue, dass nun in absehbarer Zeit für unsere Fahrgäste ein topmodernes Tram durch Zürich fahren wird!