Ab dem 14. April fährt ein neues Sondertram durch Zürich: Das Museumstram. Es vereint rund 50 verschiedene Museen und soll motivieren, diese zu besuchen. Grund genug ein paar davon unter die Lupe zu nehmen. Manuela Engeli hat drei ausgesucht, nach denen Bus- und Tramhaltestellen benannt sind, und erzählt von ihren persönlichen Eindrücken als «Kulturbanausin».
Der Verein Zürcher Museen und die VBZ präsentieren ab dem 14. April das Museumstram. Mit seiner besonderen Gestaltung sind alle rund 50 Museen des Vereins vertreten. Die unterhaltsamen Bildkombinationen ausserhalb und im Innern des Trams zeigen die unterschiedlichsten Kunstobjekte und machen so auf die Vielfalt der Museen aufmerksam. Zudem kann man über einen Audioguide Einblicke in die Museen gewinnen oder interessante Details zu einem Objekt erfahren. Nicht zuletzt sollen die Fahrgäste dazu motiviert werden, ins Museum zu gehen – auch in solche, die sie noch nie besucht haben.
Bei mir hat das Museumstram schon vor seiner ersten Fahrt seine Wirkung getan: Ich habe drei Museen besucht, von denen ich bisher nur die VBZ-Haltestellen kannte. Offen gesagt: Mein Kunstverständnis ist ziemlich beschränkt und bis vor kurzem war ich überzeugt: «Museen sind langweilig.» Dieses Vorurteil wollte ich loswerden, oder zumindest bestätigt haben.
Weil ich also weder Kennerin noch Teil der Kunstszene bin, lesen Sie hier keine Kritik zu Ausstellungen oder Werken, sondern lediglich von meinen Eindrücken, die ich beim Besuch der Museen gesammelt habe. Im besten Fall verspüren Sie danach Lust, selbst etwas Kultur zu erleben.
Das Kunsthaus
Der erste Besuch führte mich ins Kunsthaus. Die ersten 30 Minuten schlurfte ich von Bild zu Bild. Genau deshalb mied ich Museen. Die Kunstwerke sagten mir einfach nichts. Bis ich im Vorbeigehen die Bilder von Claude Monet erkannte. Den «Vater» des Impressionismus kannte sogar ich noch aus der Schulzeit. Die Bilder zu sehen, von denen man schon viel gehört hat, hat wirklich etwas für sich. Es muss ja nicht gleich «Mona Lisa» sein.
Die Dada-Ausstellung «Dadaglobe Reconstructed», die noch bis zum 1. Mai im Kunsthaus zu sehen ist, hat mir am besten gefallen. Während ich die 100-jährigen Briefe, Zeichnungen und Collagen betrachtete, überkam mich irgendwie ein ehrfürchtiges Gefühl: So viele persönliche Erfahrungen und Eindrücke von den unterschiedlichsten Menschen, auf ihre individuelle Art dargestellt, hat etwas Faszinierendes.
Die Sukkulenten-Sammlung
Ein anderer Tag, ein ganz anderes «Museum»: Was tönt wie eine Recycling-Anlage, ist eine riesige Sammlung von speziellen Pflanzen – eben Sukkulenten. Sie sind aus trockenen Gebieten und speichern Wasser. Berühmtestes Beispiel ist wohl der Kaktus.
Wer im Winter unter der Kälte leidet und das Grün vermisst, dem kann ich einen Besuch in den Gewächshäusern nur empfehlen. Der Eintritt ist gratis, es ist warm und mit 6500 verschiedenen Pflanzenarten eine grüne Oase. Damit es das ganze Jahr so schön grün bleibt, werden die Pflanzen fleissig von Gärtnern gepflegt. Ihr Wissen über die Sukkulenten geben sie jeden Mittwoch bei einer öffentlichen Pflegeberatung weiter.
Übrigens: Beim Besuch war mein grösster Spass, die Stacheln der Kakteen zu berühren und zu schauen, wie fest sie piksen.
Das Museum Rietberg
Besuch Nummer drei: Ein Klassiker, aber für mich Neuland. Aber mittlerweile war ich ja geübt in Sachen Museen. Mit geschärften Sinnen machte ich mich auf den Weg durch die verschiedenen Ausstellungen aus China, Japan und Afrika.
Im Gegensatz zum Kunstmuseum mit Bildern gibt es hier vor allem Alltagsobjekte zu sehen. Grosse, aber auch ganz kleine, nicht grösser als ein Daumen. Hinter den polierten Glaskästen und dem perfekt ausgerichteten Licht wirken sie besonders hübsch, sodass ich nicht selten dachte: «Das würde bei mir daheim auch noch nett aussehen.»
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das «Schaudepot». Da befinden sich über 4000 (!) Objekte aus verschiedenen Epochen und Ländern. Alles gesehen hat man in diesem Museum garantiert nie!
Museum = langweilig?
Was nehme ich aus diesen drei Museumsbesuchen mit? Ein Museumsbesuch würde ich nicht mehr als «langweilig» bezeichnen. Kein Vergnügungspark, aber ich fand in allen Museen Dinge, die mir besonders gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, dass mich das Museumstram noch zur einen oder anderen Erkundung ermutigt.
Ein kleiner Tipp noch für alle Museumsanfänger: Besuchen Sie die Dinge, die Ihnen gefallen haben am Schluss des Besuches noch einmal. Sie bleiben anders in Erinnerung.
Sondertrams
Das Museumstram ist seit 1984 das 43ste Sondertram der VBZ. Im Gegensatz zu den fünf kommerziellen Vollwerbetrams stellen Sondertrams gesellschaftliche und kulturelle Themen zur Diskussion, regen zum Nachdenken an, oder verbreiten ganz einfach Freude. Das Museumstram verkehrt ab dem 14. April 2016 für ein Jahr auf verschiedenen Linien der VBZ.