Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch runzeln Sie wegen den VBZ manchmal die Stirn? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns interessante Fragen zum öffentlichen Verkehr, die uns zeigen, was unsern Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Beantwortet werden sie in dieser Serie namens «Händ Sie gwüsst ...?» Das heutige Thema lautet: Warum gibt es nicht an allen Umsteigehaltestellen einen nahtlosen Anschluss?
«Wenn ich vom Bus aufs Tram umsteigen will, fährt mir Letzteres regelmässig vor der Nase weg. Könnt ihr nicht auf den Bus warten?». Solche Fragen erreichen uns öfter, denn natürlich sind Wartezeiten grundsätzlich mühsam. Johannes Eckert, Angebotsplaner bei den Verkehrsbetrieben Zürich, erklärt, warum nicht überall eine fliessende Reisekette angeboten werden kann und wie die Anschlüsse unter den verschiedenen Linien in Zürich funktionieren.
S-Bahnen werden bevorzugt
Beim Bus- und Tram-Netz handelt es sich um ein sorgfältig abgestimmtes Gebilde. Werden neue Verknüpfungen gewoben, so hat das in der Regel Auswirkungen auf weitere Teile des Netzes. Oder anders gesagt: Ändert man die Fahrzeiten einer Linie, um an einer Haltestelle Anschluss an eine andere Linie zu bieten, klappen als Konsequenz die Anschlüsse an den folgenden Haltestellen nicht mehr.
Deshalb gilt im gesamten ÖV eine Hierarchie. S-Bahnen kommen vor Tram und Bus, weil es natürlich schlimmer ist, eine halbe Stunde auf den nächsten Zug zu warten, als 7 Minuten aufs Tram. Alle Busse, die zu einem Bahnhof fahren, richten sich daher nach den Abfahrtszeiten der am meisten genutzten S-Bahn-Verbindungen. Das gilt ganz besonders für die Busse in der Region, etwa im Limmattal, aber auch beispielsweise die Linien 37 und 62 in Affoltern oder die Linien 70, 184 und 185 in Wollishofen funktionieren so.
Kein Knoten an den Knotenpunkten
Innerhalb der Stadt gibt es sogenannte «Knotenpunkte», an denen eben genau kein Knoten im Reisefluss entsteht. Dort nämlich wartet Tram oder Bus aufs Tram. Zumindest während jenen Zeiträumen, in denen die Warterei am längsten dauert, nämlich frühmorgens oder spät am Abend. Paradebeispiel hierfür ist nicht etwa der Paradeplatz, sondern der Stauffacher. An dieser Haltestelle bilden 14er und 2er ein Paar, wie auch der 3er und 9er. Kommt das folgende Fahrzeug nicht pünktlich, wird jedoch nur eine begrenzte Verzögerung in Kauf genommen, um eine endlose Fortpflanzung der Verspätungen zu verhindern. Weitere «Knotenpunkte» sind beispielsweise der Bucheggplatz, der Bahnhofquai oder der Milchbuck.
Die Verkehrsplaner bei den VBZ prüfen laufend, wo allenfalls noch Anschlüsse optimiert werden können. Dabei werden auch Wünsche aus den jeweiligen Quartieren berücksichtigt und alle Faktoren und Bedürfnisse abgewogen. Diese Anpassungen sind Teil einer Gesamtplanung, die jeweils auf den Fahrplanwechsel hin vorgenommen wird. Wie so ein Ablauf aussieht, erfahren Sie in unserem Artikel «Ein ausgeklügelter Plan».
Fazit
Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Jedenfalls nicht in einem durchgeplanten Netz mit zahlreichen Abhängigkeiten. Die Anschlüsse werden nach dem Prinzip gestaltet, kleinere Übel in Kauf zu nehmen, um grösseres Leiden zu vermeiden. Deswegen bestehen die besten Anschlüsse an Orten und in Zeiträumen, in denen sonst am längsten gewartet werden müsste – und überdies dort, wo am meisten Fahrgäste betroffen sind. In diesem Sinne bitten die VBZ um Verständnis und wünschen gute Fahrt.