Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
In New York wurden schon 1980 nicht mehr benutzte Kirchen zu Discos umgebaut, und in Wien hat man rund 20 Jahre später die alten Reitställe aus der Sissi-Ära in ein moderndes Museumsquartier verwandelt – aber ein ausrangiertes Bahntrassee in eine hippe Leisure- & Shopping-Mall umzumodeln, das hat meines Wissens vor Zürich noch keine Metropole geschafft.
Läden und Bars gab es im Viadukt zwar schon früher, man denke nur an den Bogen 33, das vife Secondhandmöbelgeschäft im Gemäuer des 33. Bogens. Oder an den Bogen 13, eine Bar mit abgefahrenen Gigs und Partys. Und doch hätte wohl niemand gedacht, dass im Jahr 2010 in diesem einstigen industriellen Niemandsland ein schicker Lebensknotenpunkt mit über 50 Shops, Clubs und Gastrolokalen eröffnet werden würde.
Zu behaupten, jeder Zürcher habe darob vor emotional-glückseliger Überwältigung einen Weinkrampf erlitten, wäre zu viel der Schönfärbung. Die einen vermissen den «alten Geist des Improvisierten», andere schimpfen über hohe Preise und falsche Öffnungszeiten, Dritten fehlen Veloständer oder ein Helikopterlandeplatz oder sonst was Bescheuertes. So sind wir halt – aber insgeheim sind wir schweinestolz auf dieses prächtige Ding!
Zu Recht. Mit dem Angebot der Viaduktpassage kann nämlich kaum eine mittelgrosse Stadt mithalten. Hier hat es Häärlidiebe, Möbelläden und Kunstdealer, man kriegt Blumen, Bücher, Outdoor-Mode, High-End-Soundanlagen, Uhren, Schmuck oder Haushaltsgeräte, man kann essen, tanzen, süffeln und saufen, Konzerte hören, die Kinder deponieren oder Firmenessen feiern. Mit der Zeit wird der eine Laden verschwinden und ein neuer kommen, das ist der Lauf der Dinge. Die Attraktivität dieses merkantilen Gesamtkunstwerks wird darob aber keinen Schaden nehmen.
Hab ich eben merkantil geschrieben? Lustig, das Wort verwende ich sonst nie. Aber es passt, denn im Viadukt gibt es eine Markthalle, und da bin ich gern. Weil ich ein elender Fresssack bin (ich könnte auch Feinschmecker sagen, falsch wäre das nicht, auf den Bauchumfang bezogen aber auch nicht ganz ehrlich), und als solcher drehe ich regelmässig durch: Rotweine schwer wie Stierblut, immlische fransöösische Fromasch, Hochlandrinderfilets zart wie mit Nivea gecrèmte Frauenhände (äxgüsi, aber ich hab ja gesagt, ich drehe hier durch) und so weiter und so fort. Und ja, das darf ich nicht verschweigen: Die Köstlichkeiten haben ihren Preis, und der macht oft auf breite Brust. Aber wie sagte mein Kumpel Stan so treffend? Lieber an der Markthalle als am Ballermann zugrunde gehen. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zur Webseite der Viaduktbögen.
Konzerttipp: Am nächsten Donnerstag, am 14. Januar 2016 ab 21.00 Uhr, spielen zwei mehr als sehenswerte Bands im Bogen F: «The Animen» aus Genf bringen Rock’n’Roll-Energie nach Zürich, auf die man sich freuen kann. Die Vorband «The Weyers» ist bestens bekannt in der Limmatstadt; die Brüder Adi und Luke Weyermann werden den Bogen rocken.
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