Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Auch wenn ich noch nie in Rio war, weiss ich haargenau, wie es dort aussieht, und was dort abgeht. Das hats nämlich ausser diesem Zuckerhut, der grossen Jesusstatue und ein paar Favelas vor allem kilometerlange Sandstrände, die von bronzebraunen und mit einem Hauch von nichts bekleideten Brasileiras bevölkert sind, und diese Frauen setzen alles daran, einen notgeilen europäischen Geldsack aufzureissen, der sie fortan mit allem möglichen Luxus eindeckt und so. Und dazu – das ist das Schlimmste überhaupt – läuft immer und überall Samba oder Baile Funk. Wenn in meinem Leben nicht alles schiefläuft, werde ich definitiv nie in Rio stranden.
Ich muss allerdings an dieser Stelle eingestehen, dass ich nun, auf die Olympischen Spiele hin, beinahe schwach geworden wäre. Weil ich dort Michael Phelps, den grössten Schwimmer des Universums, das letzte Mal live in Action hätte sehen können. Und natürlich auch die Tontaubenschützen (mein neues Hobby), und all die gedopten Russen, und die schon sehr toll über dieses komische Gerät hüpfende Julia Steingruber, und Fussballgott Neymar…ach ach, ja, wie gesagt, ich wäre beinahe schwach geworden. Doch dann erinnerte ich mich grad noch rechtzeitig an den Samba und Baile Funk und die Geldsäcke, und so obsiegte die pure Vernunft und die Einsicht: Rio und ich, das geht nicht.
Dass man Rio aber auch ganz erträglich inszenieren kann, beweisen die Mädels und Jungs von der Rio Bar in Zürich. Das Volk hier ist, je nach Jahres- oder Tageszeit, ein bisschen hip oder ein bisschen hippiesk; die Mischung ist aber fast immer korrekt, nicht im mathematischen und nicht im politischen, sondern im sinnlichen Sinn. Das hat wohl auch damit zu tun, dass ehemalige Eishockeystars hier genauso gern verkehren wie ehemalige Mauerblümchen. Die wirklich harte «Szene», die man daran erkennt, dass sie wirklich hart zu ertragen ist, taucht dagegen nur auf, wenn was echt Grosses gefeiert wird – zum Beispiel der Geburtstag der Bar. Gut waren die bisherigen Feten alle, herausragend aber war definitiv das Einjährige anno 2009, als die HipHop-Crew Radio 200’000 auf der improvisierten Gartenbühne stand und durch ihr Konzert den Verkehr rund um die Bar blockierte wie U2 beim Video-Dreh zum Song «Where the Streets Have No Name» 1987 in Los Angeles.
Solch riesige Kisten sind aber die Ausnahme. Viel lieber kokettieren die Macher mit der geringen Grösse ihrer Bar. Darum läuft der fidele Tanzabend, der immer in den kalten Monaten stets am letzten Freitag des Monats stattfindet, unter dem Label «MikroDisko». Zu erwähnen wäre noch, dass man in der Rio Bar über Mittag ganz lecker und very international spachteln kann. Dass es eine Toilette hat, die diesen edlen französischen Begriff verdient. Und dass es für Stadtneurotiker (wie Woody und mich) kaum etwas Melancholischeres gibt, als zu Stossverkehrszeiten in diesem Garten zu sitzen, an einem Münzentee (okay, von mir aus auch an einem «Sprizz» oder «Hugo») zu nippen, und über schiefgelaufene Beziehungen nachzudenken.
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