Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 180 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Ausnahmsweise beginne ich mal ganz hinten, also im Dezember. Das ist nämlich jener Monat, in dem alle, die jahraus, jahrein nett waren oder aber wenigstens freundlich darum bitten, von Thalia einen Weihnachtskalender erhalten. Vom 1. bis zum 24. Dezember gibt es täglich ein neues Mail, mal ist da ein Gedicht zu lesen, mal wird ein Menüvorschlag serviert, dazu ist jedes dieser virtuellen «Türchen» mit prächtigen Bildern angereichert. In diesem liebevollen Kalender schildert und zeigt Thalia, die eine Wirtin des Restaurant Vereinigung, was sie und ihr Partner Roman – auch er ist einer der Wirte – im Sommer, wenn man Betriebsferien macht, auf ihrer traditionellen Ferienreise erlebt haben.
Klar, dieser Kalender ist ein kleiner, feiner Nebenschauplatz. Und doch ist er typisch für dieses unvergleichliche Gaststübli, das zwischendurch mal Bar Sol hiess und sich seit vielen Jahren in meiner Top 5 hält – bei meiner pathologischen Neugier für das stete Kommen und Gehen von Restaurants ist das höchst bemerkenswert. Es ist typisch, weil hier an jeder Kleinigkeit mit Herzblut und Liebe herumgefeilt wird (wobei man dieser Detailverliebtheit zum Trotz aufs «Grüessli us de Chuchi» verzichtet, was mir sehr recht ist; das ist einer jener helvetischen Diminutive, deren Wortklang mir immer einen halben Hörsturz bescheren): Das beginnt bei der Speisekarte, die zwar manchmal mit Lustigkeiten wie «brachial saisonal» wirbt, die aber mit dem Begriff «Hausmannskost» wohl am treffendsten umschrieben ist und schon auf vegane Kost und vegetarische Teller setzte, als man in Zürich noch nicht mal wusste, wie man diese V-Wörter korrekt artikuliert. Es geht weiter beim Weinangebot – Motto: «Klein, aber oho» –, beim unprätentiösen, kumpelhaft-liebeswürdigen Service, und es endet … ja wo eigentlich?
Vielleicht bei der auf heimelig arrangierten Gartenlaube mit dem leicht abgekämpften Mobiliar, die gerade bei Wind und Wetter zum besonders romantischen Fleckchen Startgebiet wird, wo einem fürwahr das schiere Glück einer (nomen est omen!) zwischenmenschlichen Vereinigung heimsuchen kann? Bei den guten Gästen, die hier immer auch ein bisschen Grossfamilie sind und mit denen man vielleicht ganz und gar unvermittelt um den Jassteppich hockt? Oder allenfalls doch beim Charisma dieses Lokals, das eine ansteckende, natürliche Ruhe verströmt, die zu erreichen sonst nur mit einer Menge Tranquilizern gelingt?
Ich kann es beim besten Willen nicht sagen. Und das ist auch nicht allzu schlimm. Denn erstens ist jedes wie auch immer geartete Ende in der Vereinigung sowieso auch grad ein Neuanfang, und zweitens können Sies ja ruhig auch selber herausfinden. Alles muss ich Ihnen nun wirklich nicht vorbeten.
Zur Website des Restaurants Vereinigung.
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