Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Das Maison Blunt
Es heisst, früher habe man in der Garage links vom Maison Blunt alle Utensilien und Naturalien kaufen können, die es braucht, um auf dem Küchenbalkon Marihuana-Stauden grosszuziehen, derweil die Männer in der Bermuda Garage rechts vom Blunt gekaufte, geliehene und gestohlene Oldtimer repariert hätten. Wer weiss, ob das bis ins Detail stimmt, aber es sind solche Geschichten, die zeigen, dass an dieser Ecke im Kreis 5 ein kecker Wind weht. Jedenfalls ist aus der Bermuda Garage inzwischen das Restaurant Times geworden, und die Garage links ist heute fester Bestandteil des Blunt, das unter seinem Dach einen Tea-Room und ein marokkanisches Speiserestaurant beherbergt.
Die zentrale Frage lautet natürlich: Für welche Menschen aus unserem Okzident ist diese orientalische Gaststätte überhaupt gedacht und gemacht? Zweifellos für jene, die schon lange damit liebäugeln, mal nach Casablanca zu reisen, den Atlas zu besteigen oder Sahara-Luft zu schnuppern – die sich aber einfach nicht sicher sind, ob ihnen die dort vor Ort servierten Speisen und Tranksame auf den Magen schlagen könnten.
Das tun sie natürlich nicht, im Gegenteil: Wer im Blunt einen Tee mit frischer Pfefferminze trinkt und dazu das Hausfrühstück mampft, tankt mehr und bessere Energie als jene, die sich zwei Redbull und drei Buttergipfel einverleiben. Und wer hier am Feierabend mit Freunden um eine royale Mezze-Platte sitzt, wird Kronzeuge eines beinahe orgastischen kulinarischen Sinnesrauschs – einziger Nebeneffekt: Man muss irgendwann nach dem Essen bestimmt «Einen fahren lassen», wie man so luftig sagt, das liegt am Kirchererbsenpüree; schämen/fremdschämen muss sich aber niemand, das ist fester Bestandteil der marokkanischen Gast- und Gastro-Kultur, mir passiert das jedes Mal, und inzwischen geniesse ich es richtig.
Apropos Sinnesrausch: Im Maison Blunt kann man auch Shisha rauchen. Ich weiss, das klingt verwegen und verboten, es ist aber nicht nur drogenfrei und voll legal, sondern auch zutiefst beruhigend: Man fläzt sich auf der Tea-Room-Seite auf ein Sitzkissen, saugt genüsslich an der Wasserpfeife, lauscht der Musik (die zum Glück fast nie aus einer «Buddha Bar»-Compilation stammt) und spürt, wie mit dem Rauch auch die kleinen und mittleren Alltagssorgen verdampfen. Das ist echt schön – auch wenn man diesen schönen Zustand bestimmt noch mit einem schöneren Wort als bloss mit schön umschreiben könnte.
Schön – sorry – ist übrigens auch die Toilette im Blunt. Sogar sehr schön. Et voilà, das wärs auch schön…äh, schon.
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