Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 180 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Alle lieben Raymond. Obwohl sie natürlich nicht genau wissen, um wen es sich denn nun beim Namenspatron dieser Bar handelt. Ist es tatsächlich dieser freundlich dreinguckende ältere Herr, den eine Porträtaufnahme an einer der Wände zeigt? Ist es der Radfahrer Raymond Poulidor, der grosse Held der Zweitplatzierten? Man möchte auch noch Raymond Chandler ins Spiel bringen, aber dafür ist die Innenausstattung des Lokals definitiv zu hell geraten.
Das Etablissement könnte meinetwegen auch Liberace Lounge, Frau Gerold Lauber oder Hütchenspielergarderobe heissen. Viel wichtiger als der Name ist nämlich die Funktion der Raymond Bar. Sie ist das Scharnier am Schanzengraben, der äussere Checkpoint zwischen dem Bankenviertel und dem ungezwungeneren Teil der Stadt. Hier treffen Finanzjongleure in feinem Tuch auf Feingeister in Flanellhemden, und was sie eint, ist die wohlverdiente, wenngleich unaufgeregte Feierabendekstase.
Gerade in den Sommermonaten, wenn auch nach Atelier- oder Büroschluss noch ein paar lange, goldene Stunden bleiben, die man auf der kleinen Terrasse verbringen kann, bei einem gut gekühlten Glas Weisswein oder einer erfrischenden Bierspezialität, hinter einem leise klackernden Whiskeytumbler oder – meinetwegen – einer kalorienfreien Koffeinbrause.
Bei widriger Witterung hingegen mutiert Le Raymond Bar zu einem Ort der fokussierteren Treffen. Dann führt man an der Theke wohlüberlegte Gespräche oder zieht sich in die diskreten Sitznischen zurück. Und falls einem dabei das Herz etwas eng wird, gibt es an einem stillen Örtchen ein wenig Gratis-Aufmunterung. Denn Herr Raymond hat die Waschbecken seiner Toiletten mit einer beeindruckenden Installation ausstatten lassen. Allein deren Anblick treibt einem Freudentränen in die Augen – doch diese werden umgehend weggetrocknet vom Luftstrahl, der aus dem Wasserhahn strömt. Es ist und bleibt eben ein Ort der faszinierenden Kombinationen.
Hier geht’s zur Le Raymond Webseite.
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