Von aussen sieht das alles nicht wirklich spektakulär aus, doch wer das Johanniterhaus betritt, kommt nicht umhin, nach einem ersten Blick durchs Lokal tief durchzuatmen und dabei zu spüren, wie das Herz sich weitet.
Unter hohen, geschwungenen Deckenbogen findet sich hier, wonach dem Gaststubenbesucher der Sinn steht: eine grosszügig bemessene Brasserie. Hier kann man sich – am besten an einem späten Sonntagabend – hinsetzen, trinken und für ein paar Stunden die Welt vergessen. Denn hier ist alles noch so wie damals, als Männer noch Backenbärte trugen. Und selbst jene Männer, die damals schon alt genug waren, um überhaupt Backenbärte zu tragen, sitzen noch immer hier, wenngleich ihre Wangenpracht längst ergraut ist. Also sitzt und trinkt man und lässt sich dabei auf die eigene Vergangenheit zurückwerfen, seufzt in ruhiger Runde der verlorenen Zeit nach und verlässt schliesslich geläutert das Lokal.
Früher wurde hier bis halb vier Uhr früh warmes Essen serviert – bodenständig, deftig und in ordentlichen Portionen. Man konnte also selbst nach einer harten Doppelschicht am Arbeitsplatz zu ganz später Stunde noch hier aufkreuzen, ein grosses Bier bestellen, einen dankbaren Blick in die grosse Speisekarte werfen und sich dann über Spezialitäten wie Holzfällersteak, geschmorte Schweinshaxe, Schwingerhörnli oder ein echtes Wiener Schnitzel hermachen. Das kulinarische Angebot ist geblieben, und das Restaurant Johanniter, das unter diesem Namen bereits seit 1901 existiert, ist auch mit angepassten Öffnungszeiten noch immer ein Zufluchtsort für Leute, die irgendwie aus der Zeit gefallen sind. Und dafür gebührt ihm unendliche Dankbarkeit. Abend für Abend für Abend für Abend.
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