Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Ach, der Hauptbahnhof… Was würden wir in Zürich bloss machen ohne diesen wunderbaren Ort des Transits? Von hier aus brechen wir auf, um in die Provinz oder einmal um den Erdball zu reisen, und hierher kehren wir zurück, wenn wir genug von der Welt da draussen gesehen haben.
Aber in den HB kommen wir sowieso immer und immer wieder, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Beispielsweise an einem späten Samstagabend kurz nach Mitternacht. Dann entleert sich die grosse Halle zügig, und am Treffpunkt unter der grossen Mondaine-Uhr wartet niemand mehr. Es ist die Phase des Verschwindens, die nun einsetzt – auf der Anzeigetafel mit den Fernverbindungen, vor dem Verkaufsfenster des Verpflegungs-Kiosks und auch im Kopf des Betrachters.
Diese seltene Ruhe lässt sich dazu nutzen, ein wenig Kunst angucken zu gehn. Ganz genau, denn in der weitläufigen Bahnhofshalle gibt es nicht nur eine von Niki De Sainte Phalles Nana-Skulpturen zu sehen, die wie ein Michelin-Engel von der Decke hängt, sondern auch eine Leuchtröhrenskulptur mit einem fliehenden Hirsch drin sowie das Meisterwerk schlechthin: die «Boule d’Or Centenaire». Die goldene Jahrhundertkugel stammt von Yello-Sänger Dieter Meier. Sie ruht unter Glas im Boden der Halle und wird alle paar Jahre hervorgeholt, um irgendwo auf der Welt zwölf Meter weit über eine Holzbahn gerollt zu werden. Eine ziemlich abgefahrene Sache, aber nicht zuletzt deshalb passt sie hervorragend zu diesem Ort.
Der Kunstgenuss ist freilich nur eine von unzähligen Facetten dieses grossartigen Monuments. Es ist nämlich gleichzeitig auch ein erstklassiges Einkaufszentrum, in dem man so ziemlich alles findet, was man zur Gestaltung eines glücklichen Lebens benötigt. Vom Hot-Dog bis zur Seidenkrawatte, vom japanischen Dosenbier der Premium-Klasse bis hin zur singenden Geburtstagskarte. Man braucht bloss durch die verschiedenen Stockwerke zu spazieren, und schon entdeckt man die interessantesten Dinge.
Wenn ich an dieser Stelle nun eine genaue Anleitung für gelungene Exkursionen in den Hauptbahnhof aufstellen würde, wäre die Magie dieses Ortes natürlich bereits dahin. Denn hier ist die Ziellosigkeit das Ziel.
Und doch haben am Zürcher Hauptbahnhof zwischen dem 19. November und dem 24. Dezember Tausende nur ein Ziel vor Augen. Naja, vielleicht zwei. Einerseits ist da der Geschenkeeinkauf und andererseits natürlich das Glühweintrinken. Ideal verbinden kann man diese zwei Dinge am 22. Zürcher Christkindlimarkt mitten in der Hauptbahnhof-Halle.
PS: Übrigens – das Weihnachtsdorf auf dem Sechsläuten-Platz ist fast noch etwas weihnachtlicher als der Weihnachtsmarkt am HB. Weil kleiner, dafür aber so irgendwie mit echtem Charme. Und eigener Schlittschuhbahn! Und integriertem Food-Festival! We like!
Zur Webseite des Zürich Hauptbahnhofs.
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