In der Trinkstadt Zürich kennt man sie als Raffi und Ursi. Und als Raffi und Ursi standen sie lange Jahre an der Theke, mitten im Niederdorf, oft am selben Abend, aber doch stets geschätzte 15 Meter voneinander entfernt – weil er in der Züri-Bar und sie im Kontiki die Bar schmiss.
Dann, Ende Dezember 2015, mit der (vorläufigen) Schliessung dieser altgedienten Geschwisterlokale, verschwanden auch diese beiden Tresen-Legenden aus der Barlandschaft, und manch ewiger Stammgast fragte sich ernsthaft besorgt, ob man sie oder ihn jemals wieder würde Bier zapfen sehen oder Räubergeschichten erzählen hören.
Inzwischen ist die Frage beantwortet. Und zwar mit einem erleichterten «Yeah! Yeah! Yeah!» Weil Raffi zehn Monate nach dem Aus der Züri-Bar mit Geschäftspartnern das vormalige Feinkost-Restaurant Exer übernahm. Und als erste Amtshandlung Ursi anfragte, ob sie als Barfrau mittun wollte. Was sie bejahte. Weshalb die zwei nun oft am selben Abend an der Theke stehen, mitten im Kreis 4, und höchstens geschätzte 1,5 Meter voneinander entfernt.
Damit hat diese Episode nun quasi bereits ihr Happyend erreicht. Und weil solche Happyends in der Regel am Ende angesiedelt sind, könnte ich hier eigentlich aufhören, eine gute Nacht wünschen und mich elegant aus dem Staub machen. Das wäre allerdings echt bescheuert. Weil so die fünf Gründe unerwähnt blieben, die dafür sorgen, dass ich längst gar nicht mehr anders kann, als mindestens einmal pro Woche diese gemütlich-stilvolle Trinkkulturstube zu betreten:
- Der neue Exer hat sieben (!!!!!!!) Zapfhähne, und aus dreien davon läuft permanent saisonales Spezialbier!
- Ich liebe schöne Toiletten, ich liebe spezielle Toiletten. Der Exer hat beides vereint.
- Wenn ich eine berühmte Kirche oder ein legendäres Fussballstadion oder sowas in der Art betrete, überkommt mich immer so ein erhabenes Gefühl, so eine kleine Epiphanie. Dieses Gefühl überkommt mich auch, wenn ich die Treppe zum Exer hochsteige und dabei unter dem Schriftzug «Trinkkultur seit 1886» durchgehe.
- «Vier Fäuste für ein Halleluja» war gestern, im Exer reichen bereits zwei: Das Fuscht-Brot mit Porkbelly oder der Fuscht-Znacht mit Wurst oder Käse. Halleluja, sag I!
- Der Exer ist keine überbordende Sportbar. Der Exer ist eine Quartierbeiz mit charakterlich illustren Menschen und einem Fernsehapparat, in dem ab und zu ein gutes Fussballspiel läuft. Klingt ein bisschen wie Heimat, nicht? Ist im Fall ein bisschen wie Heimat!
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