Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» offeriert mehr als 170 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.
Auf dem Carparkplatz sieht man Autobusse, die Gastarbeiter in ihre Heimatländer oder Touristen in den Billigurlaub oder Rentner zum Mercato in Luino oder an den Christkindl-Markt in Nürnberg transportieren. Da sieht man auch ein Parkhaus, ein Bürogebäude, Teile des Hauptbahnhofs und die Rückseite des Landesmuseums. Zudem sah man hier 10 Jahre lang auch eine ausrangierte Titlisbahn-Gondel – sie hat als (pseudo-)originelles Kassenhäuschen für die Buchung von «Best of Switzerland»-Touren gedient, bis man endlich einsah, dass es für die armen Mitarbeiterinnen in dieser engen Kabine im Winter zu kalt und im Sommer zu heiss war, weshalb man den Damen im Dezember 2012 eine komfortablere Containerkasse hingestellt hat. Man sieht also eine ganze Menge (wenn auch nichts wirklich Spektakuläres), aber was man wirklich sehen müsste, sieht man nicht – eine Gedenktafel nämlich!
Diese Gedenktafel würde an jenes Haus erinnern, das im Epizentrum der Zürcher Jugendunruhen von 1980 stand – das Autonome Jugendzentrum AJZ. Die rebellische Jugend hatte viele Strassenkämpfe ausfechten, viel Tränengas schlucken und viel Gummischrot einstecken müssen, bis sie ihn endlich bekam, diesen Treffpunkt in einer alten Fabrikhalle, wo sie Rocksound hören, abgefahrene Filme sehen oder einfach mit Gleichgesinnten abhängen und diskutieren konnte – notabene unter der Leitung der Sozialdemokratischen Partei Zürichs und der Stiftung Pro Juventute.
Den bürgerlichen Politikern und den bürgerlichen Bürgern ging es dann aber bald zu wild und zu heftig zu und her im AJZ, weshalb die uniformierten Freunde und Helfer ausrücken und Razzien durchführen mussten, wobei sie dann auch gewisse Mengen eines weissen Pulvers entdeckten, das sie nicht hätten entdecken dürfen, weil dies für all die genannten (Füdli-)Bürgerlichen dann jener Tatbestand war, auf den sie sehnlichst gewartet hatten, um den «Schandfleck», wie sie das AJZ nannten, knapp zwei Jahre nach dessen Eröffnung wieder schliessen zu können. Und um jegliche Spuren an die bewegte Zeit zu verwischen, wurde das Gebäude dann auch noch grad dem Erdboden gleichgemacht, ganz nach dem Motto «aus den Augen, aus dem Sinn».
Es hat leider geklappt. In jeder anderen Metropole werden solche Orte auf irgendeine Art gewürdigt, nicht aber in Zürich. Daran sollte man immer denken, wenn man auf dem Carparkplatz auf den Bus wartet. Wer sich für die damaligen Vorkommnisse interessiert, sollte sich unbedingt mal die DVD «Züri brännt» anschauen. Grosses Revolutionskino!
Zur Website des Carparkplatzes Sihlquai.
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