Es gibt Tage, da scheint einem alles auf den Kopf zu fallen. Die Räume verengen sich, der Alltag gerät zu einem wirren Knäuel von Gewohnheiten, der Himmel ist eingetrübt, und die Laune liegt zertrümmert auf dem Novilon-Fussboden herum. In solchen Situationen hilft eigentlich nur noch die Flucht in eine fremde Stadt.
Leichtes Gepäck wäre schnell zusammengestellt, der Flughafen befindet sich in Reichweite, die Kreditkarte ist frisch entsperrt. Aber eben: Städtetrips sind anstrengend, das Verbrennen von Kerosin setzt der Umwelt zu – und mehr als einen Abend hat man sowieso nicht zur Verfügung, da anderntags wieder die Pflichterfüllung ruft.
In solchen Momenten hilft jeweils eine Exkursion in unbekanntere Gebiete der eigenen Stadt. Dabei lassen sich zwar keine Vielflieger-Meilen sammeln, aber immerhin reist man ökologisch vorbildlich mit dem 2er-Tram, das den vom Alltag zerrütteten Zeitgenossen nach Altstetten fährt. Dort draussen, irgendwo im Nirgendwo, befindet sich das Restaurant Buckhuser. Und wer es ansteuert, bekommt umgehend das Gefühl, in einer fremden Stadt zu sein. Der Weg von der Haltestelle führt hinein in ein Gewerbegebiet, in dem man sich bald schon heillos verirrt hat und – ganz der Touri am Zonenrand – zur Orientierung das Smartphone zücken und Googles Karte konsultieren muss. Bis man ihn schliesslich gefunden hat, den eher diskreten Eingang des Lokals. Dahinter betritt man einen kosmopolitisch gestalteten Speisesaal und wähnt sich sofort ganz weit weg. Ums Haus herum liegt zwar Altstetten, aber man kann problemlos so tun, als sei man in Amsterdam.
Für die benötigte Bodenhaftung sorgt dann freilich die regional und saisonal ausgerichtete Küche, aus der man sich exquisite Vorspeisen wie beispielsweise ein Tatar von geräuchertem Stör aus einheimischer Zucht bringen lassen kann. Oder herzhafte Hauptgerichte wie Kalbshacktätschli oder Limousin-Rindsfilet vom Üetliberg. Und all das begleitet von einer bemerkenswerten Weinauswahl. Den leiblichen Haussegen bringt man damit sofort wieder ins Lot. Die Räume im Kopf weiten sich, die Herzfrequenz senkt sich sanft und sachte, und für ein paar Stunden ist man einfach entschwunden in eine bessere Welt. Dann zückt man das Smartphone ein zweites Mal, schiesst ein Selfie aus verwegenem Winkel, postet es auf Facebook und schreibt dazu: «Was für eine tolle Stadt!» Die neidvoll-verblüfften Reaktionen aus dem Freundeskreis werden nicht lange auf sich warten lassen.
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