Wo morgen schon jetzt ist – auf den Spuren von Berlins JELBI

Fahrrad, E-Scooter oder doch ganz klassisch mit dem Tram? Die Fortbewegungsmöglichkeiten in der Stadt sind heute vielfältiger denn je. Umso grösser ist das Bedürfnis nach einem einheitlichen Angebot, wie zum Beispiel der ZüriMobil-App. Aber auch Berlin hat punkto multimodaler Mobilitätslösungen die Nase vorn.

Ein attraktives Mobilitätsangebot für alle ist eine grosse Aufgabe für die Verkehrsbetriebe. Um den bestehenden und zukünftigen Bedürfnissen der Bevölkerung adäquat zu begegnen, werden im Rahmen des Projekts «Zukunftsbild ÖV 2050», das Teil der Netzentwicklungsstrategie 2040 ist, verschiedene Massnahmen in Zürich angedacht.

Um den Herausforderungen gerecht zu werden, könnten an verschiedenen Orten in der Stadt sogenannte Mobilitätshubs zum Einsatz kommen. Dies sind Knotenpunkte, an denen verschiedene Verkehrsangebote konzentriert werden. Den ersten Schritt in die Zukunft haben die VBZ vor einem Jahr mit «ZüriMobil» bereits gemacht. Denn die ZüriMobil-App erlaubt beispielsweise, eine Reise mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu planen und anzutreten. Dennoch wollen wir heute für einmal den Blick über die Landesgrenze hinaus richten.

Ein Mobilitätsangebot, das gut in der Hand liegt: Die Jelbi-App. (Bild: Andreas Süss)

In Berlin sind Mobilitätshubs und die App für alle Verkehrsmittel schon seit 2019 etabliert. Und das mit gutem Grund: In der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland werden bis im Jahr 2030 ungefähr 4 Millionen Menschen (heute ca. 3,5 Millionen) wohnen. Zudem wird die heutige Anzahl von ca. 1,2 Millionen Pkws um weitere 100’000 Autos zunehmen. Würden sich die Menschen die Autos jedoch teilen, könnten nur 350’000 Pkws den Bedarf bereits komplett decken. Deshalb wurde die Initiative #BerlinSteigtUm von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ins Leben gerufen. Ziel ist ein attraktives Mobilitätsangebot – vom eigenen E-Auto über ÖV bis hin zu vielfältigen Sharing-Angeboten. In einem ersten Schritt wurden die verschiedenen Möglichkeiten der Mobilität analysiert und dann in einem Kernangebot zusammengefasst. Das Resultat heisst Jelbi.

Bereits 250’000 App-Downloads

Die Mission von Jelbi: Durch die smarte Kombination aus Mobilitätsmöglichkeiten mehr Menschen ein Leben ohne Auto ermöglichen. Jelbi ist die Verbindung aus einer App, einem Mobilitätsbudget (also einem Guthaben, das hinterlegt wird), verschiedenen Standorten – sogenannten Hubs –  und namhaften Partnern. So kann das Angebot zu jedem Zeitpunkt sichergestellt werden. «Nutzerinnen und Nutzer des Angebots können morgens einen Motorroller für Besorgungen mieten, am Mittag mit dem Fahrrad zum Lunch fahren, mit den ÖV den Arbeitsort erreichen und nach der Party einen Fahrservice nach Hause in Anspruch nehmen», erklärt Michael Bartnik, Projektleiter bei Jelbi.

Die Nutzung ist einfach. Alle Userinnen und User der BVG haben entweder bereits ein bestehendes BVG-Login oder können sich direkt auf der Jelbi-App registrieren. Anschliessend kann das gewünschte Mobilitätsangebot ausgewählt und direkt gebucht sowie bezahlt werden. Heute sind bereits 30’000 Fahrzeuge, vom Bus bis zum E-Tretroller, bei Jelbi registriert. Der Erfolg gibt den Betreibern recht, bis heute wurden 250’000 App-Downloads gezählt. Das Netz umfasst im Raum Berlin 36 Stationen und soll bis Ende 2021 verdoppelt werden. Somit scheint Jelbi mit seinem Angebot einen Nerv getroffen zu haben.

Die Gründe für das schnelle Wachstum liegen in der praktischen Umsetzung. Die BVG stehen mit den zuständigen Behörden in regem Kontakt, damit Jelbi politisch und rechtlich breit abgestützt ist. Daneben konnten die BVG unter anderem mit Gewobag, Apcoa Parking und der Berliner Charité namhafte Partner gewinnen, welche sie für Mobilitätsstationen und -punkte nutzen können. Der Vorteil dabei ist, dass langwierige Bewilligungsverfahren so entfallen und die Mobilitätshubs dort gebaut werden können, wo die Nutzerinnen und Nutzer diese am meisten benötigen. Denn die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass eine Station nur genutzt wird, wenn sie günstig gelegen ist – zum Beispiel in der Nähe von Umsteigemöglichkeiten. «Für die Nutzerinnen und Nutzer ist es natürlich sehr attraktiv, wenn sie aus der U-Bahn steigen und quasi über eine Jelbi-Station stolpern», wie Bartnik bestätigt.

Mobilitätsstationen mit besonderem Service

Mit Jelbi werden die Mobilitätsangebote an Bahnhöfen und in Quartieren gebündelt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass alle Mobilitätshubs den gleichen Aufbau aufweisen. Die grossen Mobilitätsstationen finden sich an ÖV-Stationen und bieten WiFi, Car- und Scooter-Sharing, Abholstationen für Pakete und Stellflächen für Fahrräder. Zusätzliche Services wie Toiletten, Trinkgelegenheiten, kleine Shops oder Reparaturstationen sind auf Wunsch möglich. Die kleineren Mobilitätspunkte sind auf Zweiradlösungen ausgerichtet, bieten also Fahrrad- und Scooterstationen.

Bis 2025 testet Jelbi auch neue Modelle. So sollen laut Bartnik neu entstandene Quartiere, wie Berlin-Buch, mit noch entstehenden Zukunftsorten verbunden werden. «Wir wollen auch in Zukunft wachsen und beispielsweise vermehrt mit Firmen zusammenarbeiten.»

Mehr Artikel zum Zukunftsbild ÖV 2050

Weitere Informationen mit Übersichtskarte unter vbz2050.ch

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