«Viele Affoltemer wünschen sich das blau-weisse Züri-Tram»

Wo Zürich wächst, sollen neue Tramlinien entstehen. Besonders dynamisch hat sich Zürich-Affoltern entwickelt. Was bringt das geplante neue Tram Affoltern? Wir haben mit Oliver Tabbert und René Volken gesprochen.

Oliver Tabbert (links), Projektleiter Marktentwicklung und René Volken, Projektleiter Infrastruktur (Bild: Elina Fleischmann)

Weshalb braucht Zürich-Affoltern ein eigenes Tram?

Oliver Tabbert: Affoltern ist stark gewachsen, heute leben rund 40 Prozent mehr Menschen im Quartier als vor 15 Jahren – und bis ins Jahr 2030 sollen nochmals 6‘000 Einwohnerinnen und Einwohner hinzukommen. Viele der Neuzuzüger nutzen den ÖV, und so steigen erfreulicherweise auch die Fahrgastzahlen auf unseren Buslinien in Affoltern spürbar an. Die Busse sind deshalb schon heute während der Spitzenzeiten stark ausgelastet. Mit der weiteren Zunahme reichen selbst die Kapazitäten unserer Doppelgelenkbusse bald nicht mehr aus. Affoltern ist nebst Witikon heute das einzige Quartier ohne direkte Verbindung ins Stadtzentrum. Während wir von Witikon her mit der Verlängerung der Linie 31 diese Verbindung schaffen, ist für die stark nachgefragte Verbindung von Affoltern ins Stadtzentrum das Tram das geeignetere Verkehrsmittel.
René Volken: Die Zahlen und Prognosen sprechen für sich. Der ÖV befördert mit minimalstem Flächenverbrauch sehr viele Personen pro Zeiteinheit. Eine Tramspur entspricht zum Beispiel der Kapazität von acht Autospuren. Daher ist er sehr effizient und die Zukunft für Zürich. Der motorisierte Verkehr müsste, um gleich viele Personen in derselben Zeit zu befördern, immens zunehmen. Viele Affoltemer wünschen sich das blau-weisse Züri-Tram, weil auch sie von dessen Leistungsfähigkeit überzeugt sind und davon profitieren möchten – so wie viele andere «Fans» im Stadtgebiet auch. Unsere «Fans», d.h. unsere Kundinnen und Kunden, wollen nicht enttäuscht werden.

Weshalb reicht der Betrieb mit Bussen nicht mehr?

Oliver Tabbert: Den steigenden Fahrgastzahlen können wir mit einer weiteren Verdichtung des Angebotes begegnen. In einigen Jahren müssten wir auf der Linie 32 wieder im 5-Minuten-Takt fahren, wie er vor der Einführung der Doppelgelenktrolleys bestand. Unsere Erfahrungen zeigen aber, dass es bei einem derart dichten Takt häufiger zu «Päcklibildungen» kommt, d.h. die Busse fahren sehr unregelmässig – erst kommt lange gar kein Bus, dann zwei aufs Mal. Dies ist für unsere Fahrgäste sehr ärgerlich, weil Anschlüsse verpasst werden und die Reisezeiten nicht mehr planbar sind.
René Volken: Matchentscheidend ist das Eigentrassee. Ob zwei oder drei Busse hintereinander herfahren, oder ein einzelnes Tram kommt? Was ist ökonomischer, was ist schöner? Ich persönlich bevorzuge das wunderschöne blau-weisse Trämli. Zürich ist eine Tramstadt.

Was sind die Vorteile eines Trams für Zürich-Affoltern?

René Volken: Mit einem Tram erfüllen wir unseren Transportauftrag am allerbesten, weil es, nebst unzähliger Pluspunkte, wie grösserer Leistungsfähigkeit und grösserem Komfort, in Affoltern das Bild der Stadt Zürich ergänzt.
Oliver Tabbert: Das Tram bietet mehr Kapazität (im Vergleich zum Doppelgelenk-Trolleybus etwa 50 bis 60 zusätzliche Plätze) und einen höheren Fahrkomfort. Durch die vorgesehene Eigentrassierung kann ein effizienter, zuverlässiger Betrieb gewährleistet werden. Und nicht zuletzt: Heute müssen die Fahrgäste aus Affoltern auf ihrem Weg ins Stadtzentrum am Bucheggplatz umsteigen, mit dem Tram fahren sie direkt bis vor den Hauptbahnhof oder zum Paradeplatz. Mit anderen Worten: Das Tram ist direkt, pünktlich, schnell und bequem.

«Heute müssen die Fahrgäste aus Affoltern auf ihrem Weg ins Stadtzentrum am Bucheggplatz umsteigen, mit dem Tram fahren sie direkt bis vor den Hauptbahnhof oder zum Paradeplatz.»

Wo steht das Projekt zurzeit?

Oliver Tabbert: In den vergangenen zwei Jahren wurde unter Federführung des Tiefbauamts eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die nun nahezu abgeschlossen ist. Es hat sich gezeigt, dass für die gesamte Strecke vom Radiostudio bis ins Holzerhurd eine Lösung gefunden werden kann, welche den Anforderungen des ÖV, aber auch denen des Fuss-, Velo- und Autoverkehrs gerecht wird und gleichzeitig eine attraktivere Gestaltung der Wehntaler­strasse ermöglicht. Noch offen ist ein Variantenentscheid für den Zehntenhausplatz. Beim Autoverkehr können die heutigen Kapazitäten je nach Variante ganz oder annähernd gewährleistet werden.

Und wie geht es nun weiter?

René Volken: Unter der Voraussetzung, dass der Variantenentscheid bis Ende Jahr gefällt werden kann, ist die Inbetriebnahme des neuen Trams per 2025 vorgesehen. Die Projektierungsphasen und Bewilligungsverfahren werden im Anschluss an den Variantenentscheid gestartet und dauern bis zirka Ende 2021. Das Ausführungsprojekt und die Realisierung laufen dann voraussichtlich von 2022 bis 2025.

Zum Schluss: Wo seid ihr vor allem unterwegs auf dem VBZ-Netz?

Oliver Tabbert: Meine «Lebenslinien» sind das 13er-Tram, der 46er und der 80er. Und bei Terminen mit unseren Projektpartnern im Tiefbauamt bringt mich der 2er zuverlässig von den VBZ in Altstetten ins Stadtzentrum.
René Volken: Ich bin meistens mit dem Velo unterwegs entlang der Linie 14.

Quartierveranstaltung

Im Rahmen einer Quartierveranstaltung präsentierten die Stadträte Andres Türler und Filippo Leutenegger am 19. April 2016 den aktuellen Stand der Planung des Trams Affoltern sowie das weitere Vorgehen. Hier geht es zu den Downloads.

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