Wenn die Blätter im Wind wie goldene Sterne von den Bäumen regnen, tauchen wir in das warme Licht des herbstlichen Himmels ein. Wo das rund um Zürich am schönsten möglich ist, verrät unsere Redaktion mit ihren persönlichen Ausflugstipps.
Für manche ist der Herbst die schönste Jahreszeit. Jetzt, wo die Sonne nicht mehr sengend ist, aber auch die Kälte unser Land noch nicht in ihrem eisigen Griff hat, sind Wanderungen durch buntgefärbte Landschaften besonders angenehm. Und: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah? Hier folgen die persönlichen Tipps unserer Redaktion für entspannte Ausflüge in die nähere Region.
Unsere Herbstausflugs-Tipps
1. Von der Forch bis Küsnacht
2. Vom Tiefenbrunnen bis Auzelg
3. Von Seebach bis zu den Katzenseen
4. Vom Üetliberg bis zum Türlersee
5. Von der Passhöhe Albispass bis Hausen am Albis
6. Vom Bürkliplatz zum «Park im Grüene»
Ein Ausflug ins Drachenterrain
Elina Fleischmann
Haltestelle: S18, Forch
Route: Forch – Kaltenstein – Wangen – Tobelmüli – Küsnachter Tobel mit Drachenhöhle – Küsnachter Dorfplatz
Gehzeit: 2 Stunden
Höhen: 70m aufwärts, 330m abwärts
Wer nicht weit weg von Zürich eine andere Welt aufsuchen möchte, der mache sich auf zum Küsnachter Tobel. Die Fahrt vom Bahnhof Stadelhofen auf die Forch dauert nur 20 Minuten und schon befinden wir uns in einer hügeligen, gemütlichen Landschaft. Von der Forch aus folgen wir dem Wanderwegweiser zum Küsnachter Tobel, das uns übers Feld zum Weiler Wangen führt. Schon bald führt eine Treppe rechts zum kühlen Bach hinunter, und hier beginnt unsere Erkundungstour durchs Tobel. Augenblicklich befinden wir uns in einer anderen Welt. Der gemütliche Weg folgt dem leise plätschernden Bach, die Bäume riechen herbstlich nach Tau. Auf dem Weg begegnen wir einigen anderen Ausflüglern. Die meiste Zeit aber sind wir, trotz Sonntag und Sonnenschein, alleine unterwegs. Nach der Tobelmüli kommt schon bald die Drachenhöhle. Die Sage erzählt: Vor langer Zeit hauste ein Drachen in der Höhle, der die Häuser im Dorf verwüstete. Ein mutiger Ritter hat dann den Drachen getötet, doch die zwei rot-glühenden Augen des Drachens erschreckten ihn so sehr, dass er erstarrte. In Todesangst rief er die Jungfrau Maria zu Hilfe, die den Drachen mit einem Halsband an die Felswand kettete. Mit dem wütenden Drachen ist vielleicht der Tobelbach gemeint. Er verwüstete im Juli 1778 nach einem unheimlichen Gewitter das Dorf.
Immer im Schatten des schönen Tobels weiter flanierend, gelangen wir langsam Richtung Küsnacht am See. Wir schaffen es aber heute nicht bis zum See und bleiben beim Dorfplatz hängen, da uns die uralten Reben der Wirtschaft Ochsen (die unterdessen zum Oxen mutiert ist) so sehr gefallen, dass wir sie doch gleich probieren müssen.
Von wegen Endstation: Die urbane Zone als Wanderrevier
Reto Hähnlein
Haltestelle: Linien 2 und 4, Tiefenbrunnen
Route: Tiefenbrunnen – Trichtenhausen – Lorenchopf – Stettbach – Auzelg
Gehzeit: 4.50 Stunden
Höhen: 370m aufwärts, 350m abwärts
Wer zu Fuss die urbane Zone erkundet, belebt Körper und Seele. Die Sinnesorgane sind bereit, Neues und Spannendes zu entdecken, aber auch Unbekanntes und Verborgenes. Wir können jederzeit stehenbleiben, uns umschauen, den Plan ändern oder uns vom Wanderer zum Flaneur wandeln. So beispielweise auf dem Weg der Gegensätze von der VBZ-Endhaltestelle Tiefenbrunnen über Rehalp und Stettbach nach Auzelg. Immer der Nase nach und manchmal mit dem Wegweiser im Augenwinkel.
Wir verlassen das Seefeld und marschieren durch das Weinegg-Quartier an der Endhaltestelle Rehalp vorbei. Unser Weg führt uns durch das Wehrentobel hoch zur Trichtenhausermühle. Wir lauschen dem Wind und hören das Plätschern des Dorfbaches, bevor wir wieder vom Alltagslärm erfasst werden. Unsere Neugier erlaubt uns eine gute Portion Frechheit, uns über dieses oder jenes zu amüsieren und unsere Blicke in fremde Gärten schweifen zu lassen. Wir durchqueren den schmucken Dorfkern von Witikon und tauchen wieder in die Ruhe und Besinnlichkeit ein, die uns der herbstliche Wald bietet.
Nach einer Wanderzeit von rund drei Stunden erreichen wir den Lorenchopf. Freier Blick ins Land hinaus hat allerdings nur, wer den 30 Meter hohen Aussichtsturm besteigt. Das Panorama reicht vom Zürcher Oberland zu den Churfirsten über die Glarner Alpen bis hin zu den Berner Oberländer Wahrzeichen Eiger, Mönch und Jungfrau: Einfach eine traumhafte Rundumsicht. Wir folgen dem Weg durch Wälder und über Hügel, durchqueren moderne Wohnsiedlungen, wandern an lauschigen Bächen vorbei durchs Sagentobel und kreuzen den Verkehrsknotenpunkt Stettbach. Der Schlussteil der Wanderung führt der Glatt entlang, links des Weges Möbelhäuser, Autogaragen und Grossverteiler und rechts die Ruhe der Natur mit Blick auf einen davon fliegenden Fischreiher. Die gewonnenen Eindrücke lassen die urbane Zone in einem anderen Licht erscheinen und mit einer grossen Portion Zufriedenheit erreichen wir unser Endziel im Quartier Auzelg. Hier ist nun definitiv Endstation!
Details zur Wanderung sind auch auf der Website der Zürcher Wanderwege abrufbar.
Dem Katzenbach entlang zum Flachmoor der Katzenseen
Ursula Heiniger
Haltestelle: Linie 14 , Endhaltestelle Zürich Seebach
Route: Tramschlaufe Linie 14 – Freibad Seebach – Katzenbachweg – Büsisee – Moorlandschaft – Katzenseen
Gehzeit: 2 Stunden
Höhen: flach, weitgehend geteerter Weg
Das Katzenseegebiet mit seinen Seen, Mooren und Gehölzen gehört zu einem der wertvollsten Naturgebiete im Kanton Zürich. Viele, zum Teil seltene, Pflanzen und Tiere finden hier ihr Rückzugsgebiet. Höchste Zeit, diesem Gebiet der Stadt wieder einmal einen Besuch abzustatten. Wir starten unsere zweistündige Tour bei der Volière Seebach (mit integriertem Vogelhotel) und folgen dem Katzenbach. Früher Seebach genannt und in die Leutschenbach mündend, entwässert er das ganze Naherholungsgebiet rund um den Weiler Katzenrüti. Für viele Stadtzürcher ist der unaufgeregte Stadtteil Seebach womöglich eine unbekannte Gegend. So kann es den einen oder anderen überraschen, dass sich bald nach dem Freibad Seebach, dem Gemeinschaftszentrum mit Spielplatz, eine ländliche Umgebung mit hohem Erholungswert eröffnet. Das wird uns an diesem sonnige Herbsttag schnell bewusst: Denn der Weg am «Chatzenbach» ist das Ziel für alle Arten von Naturliebhabern, sei es auf festen Sohlen zu Fuss, auf rasanten Rädern der Inlineskates oder auf dem Sattel eines Drahtesels.
Vorbei an Ackerparzellen, Schrebergärten und Biobauernbetrieben führt unser Spaziergang, wo man Produkte direkt vom Hof kaufen oder seinen Blumenstrauss gleich selber pflücken kann. War die Wanderstrecke bislang ruhig und gemächlich, erhöht sich der Lärmpegel über die Nordumfahrung, eine der meistbefahrenen Strassen der Schweiz. «Schnell weiter», denken wir und stehen bereits vor dem idyllischen Büsisee, der Heimat von Löffelenten, Blesshühnern und Libellen. Erstaunlich schnell verschwindet auch wieder das Rauschen der Autobahn und was folgt, ist eine herrliche Landschaft durch verschiedene, seit 2003 geschützte Flachmoore bis zu den Katzenseen.
Eine anspruchsvolle Intervall-Wanderung im Herzen von Zürich
Sherin Madassery
Haltestelle: Üetliberg
Route: Üetliberg bis Türlersee
Gehzeit: 2.30 h
Höhen: 117m aufwärt, 323m abwärts
Für eine ehemalige „Laufetalere“ ist so mancher Ort in Zürich mehr oder weniger atemberaubend. Auf dem schönen Üetliberg fällt die Luft ja ohnehin schon dünner aus als auf der Bahnhofstrasse. Spätestens aber auf der Felsenegg, kommt der Atem – weniger wegen der Anstrengung, sondern der Aussicht geschuldet – auf dieser Wanderung endgültig ins Stocken. Das Ziel ist jedoch nicht die Felsenegg, sondern der Türlersee. Zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs nämlich hatten wir auf Google-Maps einfach einen vielversprechenden See entdeckt und sind von Oerlikon aus, unverdrossen in die verheissungsvolle Richtung gesteuert. Der Weg ist ja das Ziel, wie man so schön zu sagen pflegt. Nun gut, jetzt sind wir also auf der Felsenegg gelandet. Nach einer kleinen Verschnaufpause und etlichen tiefgründigen Gesprächen später, marschieren wir unter der willkommenen, aber zum Zeitpunkt unserer Wanderung noch brennenden Sonne am Ende dieses langen Sommers (aka Herbst) in Richtung Aeugstertal.
Steinige und holprige Wege: Das meditative Geräusch unserer Schuhe auf den Kieseln und das beruhigende Grün lassen zeitweise ein wenig Übermut aufkommen, so dass wir eine Abkürzung durch eine Farm – abenteuerlustig wie wir sind – wagen. Durch die Waid dem vorgegebenen Asphaltweg entlang (wir persönlich haben dies genau nicht getan, sondern sind unter den Stromzäunen durchgekrochen und über die Wiese gezottelt, was wir aber an dieser Stelle nicht weiterempfehlen möchten), gelangen wir an eine endlose Strasse, wo ÖV-technisch nur noch das Postauto durchfährt, also – wie wir Laufentaler sagen würden – ziemlich im Chabis. Der Weg ist gesäumt von einem imposanten Maisfeld und einem Waldpanorama, das uns vollends in Einklang mit der Natur bringt.
Nach einem flotten Marsch durch Feld und Wald erreichen wir endlich den Türlersee, suchen uns ein gemütliches Plätzchen auf einem Steg und tauchen unsere heiss aufgequollenen Polenta-Füsse (sorry für diese Metapher, aber wir haben unterdessen auch einen Bärenhunger!) in das erfrischende dunkle Blau. Eine empfehlenswerte Wanderung, die es in sich hat. Steil hoch, genau so steil abwärts: Ein valables Intervall-Training, wie man es Zuhause auf dem Crosstrainer programmieren kann – nur bei weitem schöner.
Da, wo Touris beinahe in Ohnmacht fallen
Thomas Wyss
Haltestelle: Passhöhe Albispass (erreichbar von Zürich via S2 bis Thalwil Bahnhof, ab dort Postauto 240 bis Passhöhe, Fahrzeit rund 24 Minuten)Route: Albispasshöhe – Albis Hochwacht und zurück (empfehlenswerte Verlängerung via Ruine Schnabellücken, Bürglensturz, Bergrestaurant Albishorn bis Hausen a. Albis).
Gehzeit: rund 50 Minuten bis Albis Hochwacht und zurück (Verlängerung via Albishorn bis Hausen a. Albis: rund zwei Stunden).
Höhen: 88 m auf- und abwärts bis /von obere Plattform Turm Hochwacht (Verlängerung via Albishorn bis Hausen a. Albis: 260 m aufwärts, 439 m abwärts).
Klar gibt es nicht DEN schönsten Herbstspaziergang oder DIE spektakulärste Aussichtsturmaussicht. Doch wenn es sie gäbe, bekämen der legere Fussmarsch von der Albispasshöhe hinauf zum hölzernen Hochwachturm und dessen Panoramaschau meine Stimme. Gleich zu Beginn geht es an einem Bauernhof vorbei, dann folgt man rund zehn Minuten lang einem nicht allzu gäch obsi gehenden Waldrandweg. Es bimmeln die Kuhglocken, es umschlingen sich die Frischverliebten (oder solche, die es werden wollen), es hüpfen die Kinder, es keuchen die Mountainbiker (ja, es ist, wenn man so will, eine Mischverkehrsstrecke; selbst berittene Pferde dürfen hier durch). Danach flacht der Weg ab und führt in den noch erstaunlich belaubten und grünen Herbstwald hinein, die Sonne blinzelt zwischen den Bäumen durch, und immer wieder trifft man gutgelaunt Grüssende. Wen hier an einem solch verrückt prächtigen Herbsttag wie dem 14. Oktober 2018 nicht das Glück findet, der sollte dringend einen Psychologen aufsuchen.
Und dann, eine gemütlich verzottelte Viertelstunde später, steht man plötzlich vor diesem irgendwie schmächtigen und doch mächtigen Holzturm. Finanziert wurde das 33 Meter hohe Bauwerk anno 1978 von vier Zürcher Rotary-Club-Sektionen, die Stadt stellte den Boden zur Verfügung. Obwohl der Turm präzis 40 Jahre auf dem Buckel (beziehungsweise seinem Holzgebälk) hat, wirkt er nach wie vor fit und rüstig. Vor allem aber hat er in diesen vier Dekaden nichts von seinem «Können» eingebüsst – nämlich seinen Besuchern an guten wie an schlechten Tagen einen faszinierenden 360-Grad-Blick zu ermöglichen, der (mit besten Sichtverhältnissen) bei der Stadt Zürich beginnt und danach das ganze Panorama vom Säntis über das legendäre Vrenelis Gärtli, die Innenschweizer Gipfel mit dem Pilatus bis hin zu den Berner Alpen einschliesst. Dass hier auf der obersten Plattform dann und wann ein Touri vor Ergriffenheit beinahe in Ohnmacht fällt, sei normal, hört man. Nicht unbedingt erwartet hätte man jedoch die wehende LGBT-Flagge, mit der an sexuelle und soziale Gleichberechtigung gemahnt wird; womöglich aber macht dieses Symbol an einem solchen, von natursensiblen Menschen frequentierten Ort gar mehr Sinn als einem Balkon in der Grossstadt, wo es sonst anzutreffen ist.
Hat man sich dann satt gesehen und die schmale Wendeltreppe auch beim Abgang unbeschadet gemeistert, stehen einem zwei Optionen offen. Die erste (und dringend zu empfehlende) ist die Fortsetzung des Waldweges zur Ruine Schnabellücken und dann weiter zum Restaurant Albishorn, dessen Küche einen der besten Siedfleischsalate der nördlichen Hemisphäre zubereitet, und von da runter bis Hausen am Albis, wo einem das Postauto beispielsweise zurück nach Zürich-Wiedikon kutschiert. Variante zwei ist einfacher – man nimmt den gleichen Weg zurück zur Albispasshöhe (der aber wegen nun anderer Perspektive und entsprechend veränderten Aus- und Einblicken doch nie langweilig wird) und macht dort Einkehr in einer der ansässigen Gaststätten.
Der Dutti-Park – Ein grünes Ausflugsziel für Jung und Alt
Daniela Tobler
Haltestelle: Bus Nr. 165, ab Bürkliplatz, Richtung Rüschlikon, Park im Grüene
Route: 5 Minuten zum «Park im Grüene»
Gehzeit: nach Belieben Spaziergang durch den Park
Höhen: Weitgehend flach
Sie möchten der Stadthektik entfliehen? Der VBZ-Bus bringt Sie in 22 Minuten zur Endhaltestelle «Park im Grüene». Von hier gelangen Sie in wenigen Minuten zu Fuss zum «Dutti-Park», wie er im Volksmund auch genannt wird. Vielleicht teilen Sie ja mit mir die Kindheitserinnerung ans legendäre Kasperlitheater?
Der Park im Grüene ist malerisch über dem Zürichsee gelegen. Die Migros-Gründer Gottlieb und Adele Duttweiler haben ihren idyllischen Privatbesitz mit wunderschönem Ausblick auf See und Alpen der Stiftung „Im Grüene“ geschenkt mit dem Wunsch, dass hier eine Erholungstätte für die Allgemeinheit entstehe. Seit 1947 steht der Park der Öffentlichkeit zur Verfügung. Am Sonntagnachmittag, an dem wir durch die grosszügige Parkanlage flanieren, ist einiges los. Ein multikultureller Mix von Familien geniesst die noch milde Herbstsonne, Kinder vergnügen sich auf dem gepflegten Rasen oder lassen sich auf den Eseli durch den Park tragen. Zwei alte Damen erholen sich, in ein Gespräch vertieft, auf einer Holzbank. Die klassischen Holzliegestühle laden zum Entspannen ein. Und wer mehr über das Leben und die Ideen des Migros-Gründers erfahren möchte, dem sei die permanente Ausstellung im Strohhaus empfohlen. Zu einem richtigen Sonntagsspaziergang gehört aber auch eine kleine Stärkung. Diese gönnen wir uns im einladenden Self-Service-Restaurant und bestellen uns – passend zum Herbst – feine Vermicelles!
Wer die Stille sucht, dem sei ein Rundgang durch den nahegelegenen Friedhof Rüschlikon empfohlen, auf dem Gottfried und Adele Duttweiler begraben liegen. Eine grüne Oase, mit alten Bäumen, die sich im Herbst wunderschön verfärben.
Erstmals veröffentlicht am 1. November 2018.