Stark geschüttelt und trotzdem gut geerdet

Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie wegen der VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Heute lautet die Frage: Wozu dient eine Erdbürste?

Normalerweise kommen Sie mit einer Erdbürste gar nicht erst in Kontakt. Es handelt sich nämlich weder um ein Werkzeug für passionierte Gärtner, noch um eine aus Naturmaterialien gefertigte Haarbürste. Ebensowenig kann man sich selbst nach einem stressigen Tag damit erden – obschon das Verb «erden» der Sache näher kommt. Wie Sie wissen, bezieht der Pantograph beim Tram oder Trolleybus Strom von der Oberleitung, damit sich das Gefährt in Bewegung setzt. Dieser Strom muss auch irgendwohin abgeleitet werden. Genau dazu dient die Erdbürste. Marco Piller, Techniker im Engineering Elektrotechnik, erklärt, wie das funktioniert und was genau diese Erdbürste im InnoTram der VBZ zu suchen hat.

Eine Bürste, die eigentlich schleift

«Der Motorstrom wird über eine am Getriebegehäuse montierte Erdbürste und einen am Rad angebrachten Schleifring auf die Schiene abgegeben», erklärt Piller. Dieser Schleifring besteht aus gesintertem Material. «Schleifringe findet man auch in anderen Elektromotoren beziehungsweise überall dort, wo Strom auf ein rotierendes Bauteil übertragen wird», so der Elektrotechniker. Vom Rad fliesst der Strom zur Schiene und nimmt von dort seinen Weg wieder zurück, bis er vom Pantograph wieder an die Leitung abgegeben wird. Anders natürlich beim Bus: Dort wird der Strom über die Minus-Oberleitung abgegeben.

«Power Plate» statt Kabelbruch

Die Platte dieser Erdbürste, dort wo die Kabel befestigt sind, ist beim Tram extremen Vibrationen ausgesetzt. Beim Standardprodukt hatten die Kabel zu wenig Spielraum, um diese Vibrationen auszugleichen. «Das führte immer wieder zu gebrochenen Kabeln», sagt Piller. Ein Instandhalter aus dem Depot Oerlikon schlug deshalb vor, eine Variante zu bauen, deren Kabel die Vibrationen besser abfedern könnten. Und so entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Engineering und der Instandhaltung eine neue Platte für die Erdbürste, die genau das erfüllen soll.  

Dieses Teil ist aktuell im InnoTram verbaut, wo getestet wird, ob die Neuentwicklung wie erhofft für eine längere Lebensdauer bei den Kabeln sorgt. Im Grunde eine kleine Sache, die aber letztlich nicht nur Material, sondern auch Arbeitszeit spart.

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