Nach über 45 Jahren Einsatz erhält die Seilbahn Rigiblick neue Fahrzeuge – barrierefrei, geräumig und im VBZ-Look. Stephan Kobler und Christian Gsell erzählen, was das Projekt so besonders macht – technisch, gestalterisch und menschlich.
Die Seilbahn Rigiblick gehört zu Zürich wie der Uetliberg. Seit 1901 verbindet sie den oberen Zürichberg mit dem Stadtzentrum über eine kurze, aber steile Strecke mit einzigartiger Atmosphäre. Nun bekommt die Bahn neue Fahrzeuge: moderner, bequemer, barrierefrei – und mit unverkennbarem VBZ-Design.
Für Stephan Kobler, technischer Leiter der Seilbahn Rigiblick, ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. «Die Rigiblick war meine erste Begegnung mit einer Seilbahn – seither hat mich das Thema nie mehr losgelassen», sagt er. Heute ist Kobler verantwortlich für die technische Gesamtleitung des Umbaus inklusive Schulung aller Mitarbeitenden auf dem neuen System.

«Jede Standseilbahn ist technisch ein Unikat – ein Prototyp.»
Die bisherigen Fahrzeuge stammen aus dem Jahr 1979. Nach über vier Jahrzehnten im Betrieb war klar: Eine Erneuerung ist unvermeidlich. «Bei einem solchen Projekt wird nichts von der Stange gekauft», so Kobler. «Jede Standseilbahn ist technisch ein Unikat – ein Prototyp. Das bedeutet: Viel Abstimmungsarbeit, viele Schnittstellen, viele Herausforderungen.» Besonders anspruchsvoll ist das Zusammenspiel zwischen den neuen Fahrzeugen und der bestehenden Infrastruktur aus den Siebzigerjahren. Umso wichtiger war die Wahl der richtigen Partner: Mit den renommierten Schweizer Firmen Garaventa, CWA und Frey Stans konnten starke Akteure mit Erfahrung, Fachwissen und Innovationsgeist gewonnen werden.






«Die neuen Fahrzeuge werden mich vielleicht sogar überdauern.»
Auch Christian Gsell, Projektleiter für den Fahrzeugersatz, begleitet das Projekt von Beginn an. Für ihn ist es eine Reise mit persönlicher Note: «Die Bahn hat den gleichen Jahrgang wie ich. Jetzt wird sie erneuert – und die neuen Fahrzeuge werden mich vielleicht sogar überdauern.» Besonders stolz ist Gsell auf das von Milani entworfene Design: «Die Gestaltung ist kein Zufall. Die Fahrzeuge erinnern bewusst an unsere modernen Trams – sie sollen als VBZ-Fahrzeug erkennbar sein. Gleichzeitig nimmt das Design Bezug auf den Ort: Der erhöhte Sitzbereich mit der runden Fensteröffnung darüber gleicht einer Bühne mit Oberlicht und ist eine Hommage ans Theater Rigiblick.»

Die neuen Fahrzeuge geben nicht nur optisch etwas her. Sie erfüllen die Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG), sind geräumiger und haben alle technischen Elemente platzsparend unter dem Boden oder in der Decke verstaut. «Der Fahrgastkomfort verbessert sich deutlich», so Kobler. Auch die Fahrgastinformation an den Stationen wird moderner.
«Der Fahrgastkomfort verbessert sich deutlich.»
Technisch bleibt die Seilbahn Rigiblick ein faszinierendes Stück Verkehrstechnik: ein vollautomatisches System, das von frühmorgens bis nach Mitternacht zuverlässig fährt – ohne Bedienpersonal, aber mit viel Know-how im Hintergrund. Besonders sind die drei Zwischenstationen, die eine dynamische Anpassung der Seilführung während der Fahrt notwendig machen – ein Umstand, den es so nur selten gibt.



Die Inbetriebnahme ist für den 26. September 2025 geplant. Bis dahin wird intensiv getestet, geschult und feinjustiert. «Das ganze Team zieht am gleichen Seil – im wahrsten Sinne des Wortes», sagt Kobler. «Und unser Ziel ist klar: Eine technisch einwandfreie, praktische und optisch schöne Seilbahn, die bereit ist für die nächsten 45 Jahre.»