Roxy Parties

Mit ihrer neuesten Inseratekampagne wecken die VBZ Erinnerungen an die Jugendjahre der «Generation Ü50», um diese zum Einsteigen als Busfahrer*in oder Trampilot*in zu gewinnen. Dazu schwelgt Autor Thomas Wyss in seinen Erinnerungen an die berühmt-berüchtigten Roxy-Partys und seinen unerfüllten Wunsch, sich eines der begehrten Tickets zu ergattern.

In den frühen 80er-Jahren war Zürich für angehende Erwachsene, die sich nicht eindeutig dem links-alternativen Lager zugehörig fühlten (welches sich in der Roten Fabrik gerade ein von Ideologie und Sinnsuche geprägtes Nest einzurichten begann), die also am Wochenende in einem richtigen Nightclub mit Drinks und Drogen und Beats und Lichtorgel und möglichst unkomplizierten Menschen feiern wollte, gelinde gesagt eine schwierige Stadt.

Für das Pasadena am Carparkplatz und seine naiv fröhlichen Feten war man langsam zu alt. Fürs Flamingo an der Limmatstrasse, wo die Getränke selbst mitgebracht wurden, wo flügge gewordene Bordsteinschwalben und anderes Milieuvolk verkehrte und der unvergleichliche DJ Roger Giger neun schweisstreibende Stunden lang House-Platten ineinander mixte (und dabei selbst den Gang aufs Klo ausliess, wenn er deswegen einen Übergang zu verpassen drohte), handkehrum noch nicht alt genug. Das Mascotte am Bellevue? Schickimicki. Das Flash im Kongresshaus? Mickischicki. Das Blackout beim Flughafen? Landei-Zone. Das Dillon’s bei der Allmend Brunau? Stadtei-Zone. Wie gesagt: Es war schwierig.

Einen richtig coolen «Laden» aber gabs. Er hiess Roxy und befand sich an der Beatengasse 11, zwischen Bahnhofstrasse und Kino ABC. Nur war da für angehende Erwachsene kein Reinkommen. Jedenfalls nicht ohne Superpower in Form von Vitamin B(eziehung), einer mit Taschendieb-Trickserei angeeigneten Membercard oder sonstigem luschen Gebaren. Deshalb war dieser Club ein Sehnsuchtsort, umrankt von märchenhaften Mythen.

Ein richtig cooler Laden

Diesen Legendenstatus hatte er quasi schon vor der Eröffnung im Dezember 1983 auf sicher. Was vor allem mit seinem Patron Jean-Pierre Grätzer zu tun hatte. Der Zürcher Beau und Lebemann war nämlich in den frühen Sixties als DJ an die Costa Brava ausgewandert und hatte dort unten mit dem Tiffany’s die moderne Diskothek erfunden.

Natürlich überliess Grätzer auch in Zürich nichts dem Zufall. Einrichtung, Lichtshow, Signet oder Soundanlage – alles musste vom Feinsten sein, die Vorfinanzierung organsierte er durch sein hervorragendes Netzwerk. Die Membercard kostete 600 Franken, wichtige Leute erhielten sie natürlich gratis. Es wurden Models engagiert, die nicht viel mehr zu tun hatten, als sich «dekorativ» auf den Sofas zu räkeln (andere Zeiten, andere Sitten; heute ist es bereits heikel, das so hinzuschreiben). Auf den Toiletten «fuhr man «Ski», wie die Szene das Koksen nannte, schmiss lustig machende Pillen, ging sich an die Wäsche – das jedenfalls wurden denen erzählt, die draussen bleiben mussten.

Heiss war nicht nur der Sound im angesagtesten Klub seiner Zeit, dem Roxy.
Heiss war nicht nur der Sound im angesagtesten Klub seiner Zeit, dem Roxy.

Der Sound, der dieses Gebaren begleitete, war eine nightfeverige, enthemmte Melange aus Disco, Acid House, New Wave, Rock und Soul, gemixt von Leuten wie Oli Stumm oder Mike Terranova, die bereits damals einen gewissen Starstatus hatten.

Ein entscheidendes Puzzle-Teil des Roxy-Konzepts waren die Promis – angefangen bei den damals noch erfolgsverwöhnten GC-Fussballern bis hinauf in den Olymp, sprich zu Weltgrössen wie Prince, Elton John, Freddie Mercury, Ivan Lendl oder Carl Lewis, die nach ihren Konzerten oder Sportauftritten in Zürichs weltberühmtem Club die Nacht zum Tag machten.

Wie viel von dem, was wir da draussen über das orgiastische Treiben im Roxy hörten, tatsächlich stimmte, wissen nur die, die drinnen waren. Selbst Besitzer Jean-Pierre Grätzer, der noch immer aktiv ist und mit jüngeren Leuten den Club Supermarket im Kreis 5 betreibt, gestand mal in einem Interview: «Der Ruf war wilder als die Realität.» Wahrscheinlich verklären wir damals angehenden Erwachsenen, die eben bloss diesen Ruf kannten, das Roxy bis heute so sehr.

PS: Ein kleiner Trost für uns war, dass die Roxy-Türsteher auch den lässigen Reporter des «Züritip» (damals noch mit einem «p» geschrieben) nicht reinliessen – was er in einem Bericht mit der säuerlichen Bemerkung «nicht mal mein Presseausweis liess den Sesam öffnen» gleich selbst offenbart hatte.

Jetzt bitte einsteigen

Mit einer Inseratekampagne sprechen die VBZ gezielt über 50-Jährige an, um sie - und alle anderen Interessierten - zum Umstieg als Trampilot*in oder Busfahrer*in zu motivieren. https://vbz.jobs/weisst-du-noch-damals/

Hier bewerben Sie sich als Trampilot*in oder Busfahrer*in: vbz.jobs/einsteigen 

Parallel zu den Inseraten erscheinen hier Geschichten von Autor Thomas Wyss, der - passend zur Inseratekampagne - in seinen Erinnerungen schwelgt.

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