Niederflurig in die «Bluescht»

Frühling

Bald geht's wieder los: Wir zeigen, wie man auch mit Tram und Bus dahin kommt, wo der Zürcher Frühling seine magische Blütenpracht präsentiert.

Pflegt Ihre Grossmutter an einem schönen Frühlingstag mitunter ins Tram zu steigen und sich von ihrem Sitzplatz nicht mehr zu erheben, bis eine volle Runde gedreht ist und eben dieses Tram an die Ausgangshaltestelle zurückkehrt? Wir stellen diese Frage deshalb in den Raum, weil wir von etlichen Seniorinnen und Senioren wissen, die den ÖV auf exakt diese Weise auskosten und für eine «Blueschtfahrt» nutzen (ein bärndüütscher Ausdruck, der trotz des entfernt ähnlichen Wortklangs übrigens rein gar nichts mit einer «Bluetwurscht» zu tun hat). Gerade im hügeligen Zürich finden sich an den Enden vieler Tramstrecken zauberhafte Orte, für die es sich lohnt, sogar aus dem Fahrzeug auszusteigen.

Diese sternförmig angeordneten Plätze (mit blühender Fantasie kann man im Bild natürlich auch eine Ente erkennen) wollen wir Ihnen, werte Leserinnen und Leser, hier im Uhrzeigersinn präsentieren. Und beginnen möchten dieses Frühlingsausflugsprogramm an einem Ort, der nun die eine oder andere Person überraschen dürfte.

Schlieren, Geissweid

Tramlinie 2
Seit Dezember 2019 endet die Linie 2 an einer Haltestelle, die beim Klang ihres Namens wahre Heimatgefühle weckt. Wir denken an Heidi und den Geissenpeter, entsteigen entzückt dem Tram und finden alles Mögliche, aber ganz bestimmt keine Geissen. Trotzdem lassen sich nur die Verzagten von den Industriebauten abschrecken. Alle anderen nehmen die Füsse in die Hand und begeben sich mit einem kurzen Fussmarsch zum nahegelegenen Waldrand, zur Trublerhütte etwa, die mit einer tollen Aussicht belohnt. Für alle, die Trubel mögen: Die Trublerhütte kann für kleine Feste gemietet werden.

Hardturm

Tramlinien 8, 6
Das Stadion kommt (wahrscheinlich) doch noch. Bis es soweit ist, dauert es aber noch ein Weilchen. Aktuell befindet sich dort jedenfalls ein «Park für alle», und dieser entpuppt sich als kreative, nachhaltige Oase inmitten von Neubauten. Neuerdings gibt es dort ein paar neue Bewohnerinnen und Bewohner, doch die Stadionbrache bietet Platz für alle.

Bahnhof Altstetten Nord

Tramlinien 4, Businien 485, 304, 308
Um den Reiz der Gegend zu erkunden, müssen Sie erst mal die Autobahnbrücke überqueren. Dann spazieren Sie durch den Park in der Wohnsiedlung Grünau, von dort einmal im Zick-Zack gehen und schwupps, schon stehen Sie beim Höngger Wehr. Kein Geheimtipp, zugegebenermassen, aber es gilt doch wieder mal festzuhalten, dass die Kieselstrände der Werdinsel schlicht sehr schön sind.

Eines der schönsten Fleckchen Erde in Zürich: Die Strände der Werdinsel. (Bild: Roland ZH, Wikimedia.org)

Werdhölzli

Tramlinien 6, (17), Buslinien 78, 307
Möglicherweise assoziieren Sie mit dem Werdhölzli den Recyclinghof oder – noch schlimmer – die Kläranlage. Das muss nicht sein! Es ist nämlich bestrickend einfach: Sie lassen beides hinter sich, begeben sich schnurstracks, wie schon im obigen Abschnitt, auf die schöne Werdinsel, und atmen tief durch.

Frankental

Tramlinie 13, Buslinien 89, 304, 308
Nahe des Frankentals befindet sich die Badi mit dem lauschigen Namen «Zwischen den Hölzern». Badenixen werden hier bestens bedient, alle anderen sind bestimmt nicht auf dem Holzweg, wenn sie durch den kleinen Waldabschnitt in Richtung Rütihof weitergehen. An der nächsten Lichtung ist die Versuchung – wegen der ausgedehnten, von Wald umsäumten Felder, die zu gewissen Tageszeiten wirken, als wäre man irgendwo in Asien – gross, linkerhand abzubiegen. Der Umweg via Rütihof lohnt sich aber, denn wenn Sie auf dem Parallelweg etwas weiter nördlich links halten, gelangen Sie zum Bauernhof Sonnenberg, wo es nicht nur eine grandiose Aussicht gibt, sondern auch herzige Tiere, die einen stets neugierig begrüssen.

Bucheggplatz

Linien 15, 11, 32, 40, 69, 72, 83
Die Überführung beim Bucheggplatz ist ein Erlebnis für sich. Vor allem führt sie aber auf den Käferberg, der – typisch Züri! – wiederum mit einigen tollen Aussichtspunkten punktet. Besonders zu erwähnen ist aber auch die Feuerstelle im Rehsprung, die sich im Sommer für Familien zum Grillieren und Herumtoben anbietet.

Seebach

Tramlinie 14, Buslinie 75
Seebach im Leutschenbach mit seinem Katzenbach? Das klingt ziemlich vielversprechend. Tatsächlich aber finden wir weder einen See, noch sprengt die Zahl der Katzen den üblichen Rahmen. Ein Bächlein indes hat es.  Es bekam seinen Namen, weil es einst vom Katzensee abfloss, was heute allerdings nicht mehr der Fall ist. Und es lässt sich entlang dieses Bachs auch prima auf die Leutsch gehen, bis zum Restaurant Waidhof etwa oder auch zum Riedenholzhof, wo zur Beerensaison selbst gepflückt werden darf.

Entsprungen am Leutschenbach entwässert der Katzenbach den Weiler Katzenrüti.

Flughafen

Tramlinien 10, 12
Manche Menschen assoziieren den Flughafen mit Lärm und Gestank, für viele andere wiederum ist er der Sehnsuchts-Ort schlechthin. Trotz oder gerade wegen seiner polarisierenden Wirkung suchen wir doch gar nicht erst nach Ausflugs-Alternativen in der durchaus landschaftlich sehr ansprechenden Umgebung von Kloten. Der Flughafen als solches ist Ziel genug, und sei es nur, um mit den Kindern die Nase an der Scheibe platt zu drücken und die Abflüge zu beobachten.

Lauschiges Grün mit Turm: Die Gegend beim Auzelg hat auch für Spaziergänger etwas zu bieten. (Bild: VBZ)

Auzelg

Tramlinien 11, 12, 79
Sie haben ja gewiss auch schon mal etwas in den Recyclinghof Hagenholz getragen. Nun, unweit davon befindet sich Auzelg und – unter der Autobahn durch – für alle, die ins Wallis händ wellä, Wallisellen. Wir empfehlen, entweder der Glatt entlang zu flanieren, oder an den Schrebergärten vorbei Waldluft in Opfikon zu schnuppern.

Stettbach und Hirzenbach

Tramlinien 7, 9, 12, Buslinien 743, 744, 745, 752, 754, 760
Mit Stettbach verbindet man möglicherweise den (Bus-)Bahnhof und das eher weniger pittoreske Dübendorf. Aber damit hat es sich noch lange nicht. Stettbach hat ein herziges Dörfli, ausserdem gelangt man von hier zum Sagentobelbach mit seinem Wasserfall, der – besonders in gefrorenem Zustand (was wir Ihnen für die Blueschtfahrt nicht wünschen) – einen beeindruckend coolen Anblick bietet. Der Ausgangspunkt bietet sich entsprechend auch für eine Wanderung an: vom oder zum Zoo. Von der Haltestelle Hirzenbach gibt es die exakt gleiche Tierpark-Option, es sind bloss noch ein paar Schritte mehr.

Zoo

Tramlinien (5), 6, Buslinie 39
Auch hier möchten wir Ihnen weitere Erläuterungen ersparen, die Schwierigkeit hier oben bestünde nämlich, wenn schon, eher darin,  KEINE herrlichen, entspannenden und zauberhaften Orte zu finden.

Klusplatz

Tramlinien 3, 8, Buslinien 31, 701, 703, 704
Der Klusplatz ist der Ausgangsort zu den verwunschenen Winkeln von Zürich schlechthin. Und zwar nicht, weil Hottingen als Quartier der Kultur schon immer hot war, sondern weil Sie die Qual der Wahl haben, etwa zwischen der historischen Biberlinsburg, die sich zwischen den Bäumen erhebt, oder dem friedlichen Degenried-Weiher.

Stadelhofen

Linien 15, 8, 11
Mit dem Stadelhofen haben wir tatsächlich mal eine Haltestelle, die für wenigstens eine Linie nicht irgendwo an der Peripherie und im Grünen endet, sondern mitten in der Stadt. Und weil die City von Zürich, allen voran natürlich der «Sächsilüüteplatz» mit dem Opernhaus, das mondäne Seefeld oder – weiter oben – natürlich das gediegene Hottingen ganz viel Strahlkraft besitzen, belassen wir es dabei. Sie sind am schönsten Flecken überhaupt angekommen: mitten in der Stadt Zürich.

Rehalp

Tramlinien 11, Forchbahn
Wer gut zu Fuss ist, dem empfehlen wir ab Rehalp doch wieder einmal die beliebte Wanderung durchs Küsnachter Tobel zum Vorderen Pfannenstiel, Küsnacht oder nach Meilen. Warum denn in die Ferne schweifen…?

Bahnhof Tiefenbrunnen

Tramlinien 2, 4, Buslinien 910, 912, 916
Wo beim Bahnhof Tiefenbrunnen ein lauschiger Ort zu finden ist, bedarf nun gewiss keiner besonderen Erklärung – und zwar unabhängig davon, ob Sie auf direktem Weg ins gleichnamige Strandbad steuern, oder ob Sie noch ein paar Schritte weiter bis zum Zürihorn gehen. So oder so bietet sich Ihnen eine unglaubliche Aussicht über den See bis tief hinein in die Bergwelt. Sofern Sie sich nicht einen nebligen Tag ausgesucht haben.

Wollishoferplatz

Tramlinien 7, Buslinien 185, 185
Da sich Wollishofen bekanntermassen unweit vom Seeufer befindet, ist auch hier sonnenklar, wohin die Reise geht: Immer geradeaus, Richtung Hafen. Dort angekommen, werden Sie ganz gewiss Ihren eigenen «magic place» finden, und der kann – in der Dämmerung etwa, durchaus auch auf dem Bootssteg sein.

Albisgütli und Laubegg

Tramlinie 5, 10, 13, (17), Buslinie 89
Das Albisgüetli und die Laubegg möchten wir zu einem Ganzen zusammenfügen, wie sich auch die Allmend und der Wald als Gesamtheit an die Strecke unserer Tram- und Buslinien schmiegt. So könnten Sie beispielsweise vom Albisgüetli hinunter zur Laubegg spazieren oder, wenn Sie mit der Linie 5 anreisen, in umgekehrter Weise hinauf. Weitere Hinweise dazu finden Sie auch im Linienpsychogramm der Buslinie 89.

Triemli

Tramlinien 9, 14, Buslinien 33, 80, 89
Natürlich müsste man vom Albisgüetli gar nicht erst wieder ins Tram steigen, um dem Fusse des Uetlibergs entlang auf dem Panorama-Weg bis zum Triemli zu gelangen, und von dort weiter dem Waldrand entlang bis nach Albisrieden. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären.

Albisrieden

Tramlinien 3, 80
Rechterhand der Tramhaltestelle biegen Sie in die Albisriederstrasse ein und laufen an der Kirche und schönen Fachwerkhäusern vorbei weiter stadtauswärts, bis links ein kleines lauschiges Weglein abgeht. Dort verlassen Sie die Hauptstrasse und geniessen die Natur und den mit jedem Schritt grösser werdenden Weitblick. Ob Sie schliesslich rechterhand über das hölzerne Brücklein Richtung Hasenrain steuern oder auf dem Hügel Richtung Uetliberg, spielt keine Rolle. Schön ist es hier allemal!

Damit sind wir am Ende der Endhaltestellen angelangt, zumindest, was die Tramlinien betrifft. Natürlich erschliessen die Stadtzürcher Buslinien noch etliche weitere, mindestens so spektakuläre Fleckchen Zürich. Darauf kommen wir aber, wenn Sie mögen, ein andermal zurück. Oder, noch besser: Probieren Sie es einfach aus!

 

Dieser Artikel wurde erstmals am 3. Mai 2021 veröffentlicht. 

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