«Nach dem Spiel ist vor dem Spiel»: Bei den VBZ hat diese so oft gehörte Aussage eine besondere Bedeutung: Je nach siegreicher Mannschaft folgt auf die Jubelgesten der Spieler ein ebenso ausuferndes Jubelfest auf den Zürcher Strassen. Für die Mitarbeitenden der VBZ gilt es dann, den Betrieb trotz feiernder Menschenmassen wo immer möglich aufrecht zu erhalten und für die Sicherheit aller zu sorgen.
Die Fussball Weltmeisterschaft ist die Zeit der kleinen Fähnchen auf Autodächern, der Public Viewings und der grossen Emotionen, wo sowohl Unmengen Bier wie auch etliche Tränen fliessen. Was bisweilen aber nicht mehr fliesst, ist der Verkehr. Für die Mitarbeitenden des Ereignismanagements der VBZ hiess «nach dem Spiel» darum häufig vor der Arbeit. Vor entscheidenden Partien schien die halbe Stadt auf den Beinen zu sein und wegen der Kombination von Sommer und WM lag bisweilen eine fiebrige Unruhe über der Stadt. Für die VBZ galt es deshalb, nach Abpfiff besonders aufzupassen, damit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden konnte.
Besprechung der Startaufstellung der VBZ
Zur Vorbereitung konsultierten die Mitarbeitenden des Ereignismanagements in jeder WM-Woche den Spielplan und stellten sich entsprechen personell auf. Wirklich planbar war dennoch nichts: Trotz jahrelanger Tippspiel-Erfahrung kennen nämlich auch die Serviceleiter und Serviceleiterinnen den Ausgang der Partien nicht im Voraus. Zusätzlich hat das Wetter einen sehr grossen Einfluss – wer feiert schon gerne im Regen? Allerdings gibt es Erfahrungswerte aus vergangenen Jahren: Die Fans der spanischen Nationalmannschaft (welche bei vergangenen fussballerischen Grossanlässen häufig zu feiern hatten) versammeln sich beispielsweise immer bei der Torobar, unweit der Kreuzung Militär-/Langstrasse. Auch die Fans der Brasilianer und jene der deutschen Equipe feiern ihre Siege bevorzugt an der Langstrasse. Die italienischen Fans wären (bzw. waren) ebenfalls mehrheitlich dort anzutreffen. Die serbischen Fans halten sich hingegen eher in Zürich-Nord auf. Der Hotspot für die meisten Fans ist und bleibt allerdings unbestritten der «Chreis Cheib».
Die Faustregel besagt, je südlicher die Heimat des siegreichen Teams liegt, desto heissblütiger und ausgelassener feiern die Fans – sie gilt mit Blick auf die Einsatzplanung der VBZ allerdings nur bedingt: Siege der Portugiesen locken logischerweise viel mehr Leute auf die Strassen, als siegreiche Partien der Uruguayer. Auch die kroatischen Fans feiern nach den Siegen in Scharen – sie hatten dieses Jahr ausgiebig Grund dazu. Und selbstverständlich haben vor allem die erfolgreichen Spiele der Schweizer Nationalmannschaft die Massen zum Feiern auf die Strasse getrieben.
Die Schweiz im WM-Fieber
Am Freitagabend, nach der erfolgreichen Partie der Schweizer gegen das Team aus Serbien, kamen auch erfahrene Einsatzleiter/-innen ins Staunen. «Solche Bilder habe ich in all den Jahren in Zürich noch nie gesehen», erzählt ein Einsatzleiter. Nach dem Siegtreffer in letzter Minute brachen alle Dämme. Eigentlich war mit der Verkehrspolizei abgesprochen, dass die VBZ auf Spielende hin die Linie 32 zwischen Limmatplatz und Kalkbreite auftrennen würden, da mit einem Autokorso und feiernden Fans zu rechnen war. Kurze Zeit nach Schlusspfiff war die Durchfahrt über die Kreuzung Militär-/Langstrasse aufgrund des hohen Menschenaufkommens aber bereits nicht mehr möglich, sodass auch die Linie 31 und später die Linie 8 im Bereich Helvetiaplatz umgeleitet werden mussten.
«Solche Bilder habe ich in all den Jahren in Zürich noch nie gesehen.»
Der nächste Schwerpunkt betraf kurz darauf die Haltestelle Limmatplatz und die Limmatstrasse: Ein Autokorso gigantischen Ausmasses strömte von allen Seiten in Richtung Langstrasse, worauf der Verkehr auf den Zubringerstrassen (vor allem auf der Kornhausbrücke) komplett zusammenbrach. In der Folge musste die Linie 32 bereits am Bucheggplatz gewendet werden. Mit vereinten Kräften konnten die Mitarbeitenden des Ereignismanagements sicherstellen, dass wenigstens die Tramlinien einigermassen gefahrfrei verkehren konnten.
Die Fans waren ausgelassen, Motoren heulten auf, es wurde dauergehupt. Menschen sassen auf den Dächern der Autos. Eindrückliche Bilder und eine friedlich-fröhliche Stimmung bestimmten die Atmosphäre nach diesem Spiel, dessen Nachspielzeit die Mitarbeitenden des Ereignismanagements dennoch gut auf Trab hielt.
Ruhe bewahren – in allen Situationen
Damit nach den Spielen auf unterschiedliche Entwicklungen reagiert werden kann, sprechen sich die Einsatzleiterin oder der Einsatzleiter der VBZ und der Verkehrspolizei jeweils vor Ort ab. Je nach dem Ausmass des Personenaufkommens wird die Langstrasse bereits während des Spiels gesperrt. Laufend werden sodann weitere Umleitungen oder Sperrungen von Strassen veranlasst. Sofern möglich, versucht man die bestehenden Linien weiterzuführen. Die Sicherheit geht allerdings immer vor.
Je mehr Leute sich in einem Abschnitt bewegen und je mehr gehupt und gefeiert wird, desto mehr Abschnitte werden für den öV-Betrieb gesperrt. Es wird also quasi von innen nach aussen gesperrt, damit der reguläre Betrieb so lange wie vertretbar sichergestellt werden kann. Manchmal füllen sich gewisse Strassen allerdings schneller als gedacht, sodass noch Busse durch die bereits verstopften Strassen zu führen sind. Die VBZ können in solchen Situationen auf die Unterstützung der Polizei zählen, um die Busse sicher aus der Menschenmenge zu begleiten.
Da im Sommer auch ohne Fussball-WM viele Leute unterwegs sind, zieht sich die Arbeit der VBZ-Mitarbeitenden oft bis spät in die Nacht hinein. Häufig müssen nämlich auch Nachtbuslinien umgeleitet werden, bis ein regulärer Betrieb in den Morgenstunden möglich wird. Früher oder später (an einer WM manchmal leider schon bevor sie begonnen hat) ist allerdings auch die ausgelassenste Feier zu Ende, sodass sämtliche Linien normal verkehren können und auch andere «Helden der Nacht » ihre Arbeit aufnehmen.
Neben verkehrstechnischen Herausforderungen erleben die Mitarbeitenden der VBZ inmitten der feiernden Masse immer wieder lustige Szenen. Der Einsatzleiter vor Ort musste nach einem Spiel zusammen mit der Polizei einen steckengebliebenen Bus durch die Menschenmenge auf der Langstrasse bringen. Dazu benütze er zur Verkehrsregelung einen langen Leuchtstab. Sobald der Bus sicher aus den Massen gebracht war, fragte ein Fan, ob er den Leuchtstab kurz ausleihen dürfe. Unter Aufsicht durfte der junge Mann den Leuchtstab unter tosendem Applaus der Menge wild über dem Kopf schwenken, danach gab er ihn dankend zurück und zog singend weiter.