Kleine Temperatur, grosse Wirkung

Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie wegen den VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Heute lauten die Fragen: Wie werden die Temperaturen in den Fahrzeugen eingestellt?

Sind Sie eher ein «Gfrörli» oder ist Ihnen schnell zu warm? Beides wäre ganz normal: Das Temperaturempfinden ist so individuell wie der Mensch selbst. Das spüren auch die VBZ. Besonders bei extremen Temperaturen erreichen uns ab und an Zuschriften von Fahrgästen, die es lieber etwas wärmer hätten – oder umgekehrt.

Das Thema hat spätestens im Zuge der Energiespar-Diskussion an Brisanz gewonnen. Wie Sie den Medien entnehmen konnten, haben die VBZ aus diesem Grund unlängst auch die Innentemperaturen im Cobra angepasst. Doch was bedeutet dies für Sie, die Fahrgäste, und auf welcher Basis werden die Temperaturen überhaupt festgelegt?

Geoffrey Klein und Fabio Inderbitzin haben mit Unterstützung des Bundesamts für Verkehr eine Arbeit geschrieben, die sich mit der Frage befasst, wie durch eine Anpassung der Temperaturwerte in den Fahrzeugen Energie gespart werden kann. Wir haben mit den beiden Profis aus der Technikabteilung darüber gesprochen.

Kaum Einfluss auf die Wahrnehmung bei kleinen Temperaturunterschieden

Das wichtigste gleich vorab: Sie. Bei allem Sparwillen soll es Ihnen wohl sein. Aus diesem Grund haben die VBZ im Jahr 2022 Umfragen durchgeführt, eine im Januar und Februar, die zweite in den Monaten Juli und August. Dabei wurden Fahrgäste in den Cobra-Trams gefragt, ob sie die Temperatur als zu kalt, zu heiss oder als gerade angenehm empfanden. Für einen Vergleich wurden die Fahrzeuge unterschiedlich stark beheizt beziehungsweise gekühlt.

Das Ergebnis lautet einfach ausgedrückt gesagt wie folgt: Die Unterschiede in der Wahrnehmung der Temperaturen sind marginal. Grundsätzlich empfinden eine grosse Mehrheit der Fahrgäste die Temperatur als angenehm, die übrigen haben unabhängig der Jahreszeit entweder zu kalt oder zu warm. Die meisten zufriedenen Fahrgäste nämlich konnte diejenige Variante hinter sich einen, welche auch am meisten Stromsparpotenzial in sich birgt. Aktuell werden jährlich 2.3 Gigawattstunden beim Heizen, und 70 Megawattstunden beim Kühlen, basierend auf einer Flotte von 88 Cobras, eingespart.

Heizen braucht viel mehr Strom als Kühlen

Obschon es eher die Klimaanlagen sind, die einen schlechten Ruf geniessen, frisst das Heizen ungleich viel mehr Strom als das Kühlen. «Das Heizen im Winter verbraucht je nach Temperatur annähernd so viel Strom, wie die Fahrt als solches», sagt Geoffrey Klein.

Im Winter herrscht in den Fahrzeugen eine in etwa gleichbleibende Temperatur, die auch in der Jacke noch angenehm sein soll. Beim Cobra ist die Kühlung etwas komplexer: «Die Kühlung setzt ein, sobald die Temperaturen steigen, und passt sich laufend an – bis zu einem Höchstwert von 28 Grad Celsius im Fahrzeuginnern. Herrschen also draussen beispielsweise 40 Grad – was wir nicht hoffen –, bleibt es bei maximal 28 Grad im Fahrzeug. Ganz anders läuft es beim Tram 2000 – dort wird mit Ventilation gearbeitet», so Inderbitzin.

Nun ist die Aussentemperatur nicht der alleinig massgebende Faktor. Ist das Tram voll, ist es drinnen zwangsläufig etwas wärmer als in einem leeren Fahrzeug. Das moderne Flexity-Tram verfügt über einen CO2-Sensor und weiss daher, ob viele Menschen im Tram sind oder nicht. Anhand dieser Info wird mehr oder weniger Frischluft zugeführt, die wiederum einen kühlenden Effekt hat. Auch im Winter ist das Flexity dank einer Wärmepumpe energieeffizienter unterwegs als etwa das Cobra.

Fazit

Die Mehrheit der Fahrgäste in Tram und Bus erwarten keine Wohnzimmer-Temperaturen im Fahrzeug. Mit der heutigen Lösung spart Zürich total rund 2.3 Gigawattstunden Strom pro Jahr – das entspricht dem jährlichen Verbrauch von rund 500 Haushalten. Gute Aussichten: Langfristig kann dank den modernen Flexity noch mehr Strom eingespart werden.

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