Was wäre Ihr Lösungsansatz, wenn Sie während fünf Tagen zwei Kilometer Tram-Schienen abdecken müssten? Die Rad-WM in Zürich stellte die VBZ genau vor diese Herausforderung: Um die Sicherheit der Athlet*innen zu gewährleisten, mussten die Schienen auf dem Limmatquai abgedeckt werden. Eine Aufgabe, die Kreativität und Innovation verlangte – und von Michael Burger, Maschineningenieur der VBZ, mit einem engagierten Team umgesetzt wurde.
Die Vorgaben des Welt-Radsportverbandes UCI waren klar: Eine Tramstrecke von 500 Metern mit vier Schienensträngen, musste abgedeckt werden. Die Gefahr, dass die Athlet*innen in die Schienen geraten könnten, sollte damit vollständig eliminiert werden. Vor allem beim Limmatquai, wo über eine lange Strecke parallel zu den Gleisen gefahren wurde, war eine umfassende Abdeckung notwendig. Die VBZ entwickelten in enger Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt Zürich und dem OK eine völlig neue Methode, die erstmals bei einem solchen Event zum Einsatz kam.
«Für den Bürkliplatz und das Kunsthaus mussten wir zudem eine rutschfeste und stabile Abdeckung sicherstellen, die schnell montiert und wieder entfernt werden konnte.» erklärt uns Michael Burger, Leiter Anlagenmanagement bei den VBZ. Für die Absicherung entwickelte das Team zwei Hauptsysteme: Eine fürs Limmatquai und eine für Bürkliplatz und Kunsthaus.
Die Blechabdeckung beim Limmatquai
Der Trambetrieb beim Limmatquai war während der gesamtem Rad-WM eingestellt. Daher kam dort eine permanente Abdeckung aus Stahlblech zum Einsatz. Sie ist mit einer rauen Schutzfolie versehen und seitlich ca. 10 Grad abgekantet. Damit wird ein Hängenbleiben des Velorads verhindert. Das Blech hat eine Dicke von 1,5 mm und eine Breite von 155 mm, wovon Stücke in Längen von 1 und 3 Metern entworfen wurden. Diese Konstruktion, die mit einem speziellen Baukleber fixiert wurde, hatte sich bereits bei mehreren Testläufen als stabil und zuverlässig erwiesen. Das Team konnte die Strecke innerhalb von sechs Stunden abdecken.
Teamwork gefragt
Die Installation der Gleisabdeckungen war eine logistische Meisterleistung. Die Arbeiten starteten am Samstagmorgen vor Beginn der Rad-WM. Zwei Teams, bestehend aus je sechs Personen, waren parallel im Einsatz, um die beiden Gleise auf dem Limmatquai mit den vorbereiteten Stahlblechen abzudecken. Jedes Teammitglied hatte eine spezifische Aufgabe: vom Auftragen des Klebers über das Holen und Verlegen der Bleche bis hin zur Koordination der gesamten Aktion.
Das Zeitfenster war straff und es musste sichergestellt werden, dass alles pünktlich und präzise montiert wurde. Jedes Teammitglied wusste genau, was zu tun war.
Die Abdeckungen beim Kunsthaus und Bürkliplatz
Beim Kunsthaus und Bürkliplatz überquerten die Teilnehmer die Gleise im 45°-Winkel, deshalb kamen Gummiprofile und Klebeband zum Einsatz. Diese mussten jeweils zwei Stunden bevor das erste Rennen über die Stelle fuhr, montiert werden.
«Täglich haben wir um 19 Uhr den Trambetrieb wieder freigegeben, daher mussten die Abdeckungen am Bürkliplatz und am Kunsthaus wieder demontiert werden. Am nächsten Tag wurden die Abdeckungen vor den Rennen wieder angebracht.»
Michael Burger, Leiter Anlagenmanagement VBZ
Innovationen und verworfene Ideen
Die Suche nach der richtigen Lösung war ein langwieriger Prozess, der über ein Jahr in Anspruch nahm. Einer der kritischsten Punkte war das Limmatquai, wo nicht nur die Querkräfte, sondern auch Bremsvorgänge von Fahrzeugen die Konstruktion belasten konnten. Michael Burger berichtet: «Wir haben viele Ideen verworfen, bevor wir die passende Lösung gefunden haben.» Eine Methode, die bei der Tour de Suisse in Bern genutzt wurde, bei der die Schienen mit Asphalt gefüllt und anschliessend mit Klebeband abgedeckt wurden, erwies sich als nicht geeignet für diesen Fall. Auch das Befüllen der Schienen mit Sand war nicht möglich, da die Füllung viel zu weich war und die Räder einsinken konnten.
«Letztlich entschieden wir uns für die Abdeckung mit Stahlblech, kombiniert mit einer speziellen Folie und einem robusten Baukleber. Diese Lösung hat den Vorteil, dass sie sich leicht montieren und ebenso einfach wieder entfernen lässt.»
Michael Burger, Leiter Anlagenmanagement VBZ
Sind die VBZ zufrieden mit dieser Lösung?
Zwei Tage nach der Rad-WM schaut Michael Burger zurück: «Ich bin sehr zufrieden, die entwickelte Lösung hat funktioniert; die Beklebung hat natürlich im Laufe der Zeit etwas gelitten, aber das haben wir erwartet. Es gab an keiner Stelle Stürze oder sonstige Probleme.»
Die Zusammenarbeit zwischen den VBZ und dem Tiefbauamt der Stadt Zürich funktionierte reibungslos, und die Rad-WM konnte ohne jegliche Beeinträchtigung durch ungesicherte Gleise stattfinden. Die Rad-WM war damit nicht nur sportlich ein Highlight, sondern auch für die VBZ ein Erfolg.