Erfahrungsbericht zu Batteriebus-Testbetrieben

Sie fielen auf – die «elektrischen Exoten», die einige Zeit in der VBZ-Busflotte zu Gast waren. Mit den beiden Batteriebussen «SOR» und «Caetano» sammelten die VBZ Erfahrungen im Umgang mit der neuen Technologie. Der Bericht ist jetzt öffentlich.

Im Oktober 2016 fand auf Zürichs Strassen eine Premiere statt: Zum ersten Mal startete ein batteriebetriebener Quartierbus in den Linienbetrieb. Das kleine, unscheinbare «Büssli» des tschechischen Herstellers SOR bedeutete für die VBZ den Einstieg in die Welt der Batteriebusse. Zwischenzeitlich erhielt der Quartier-eBus Gesellschaft: Zwischen Mai und Oktober 2018 verkehrte zusätzlich ein zwölf Meter langer Bus des portugiesischen Herstellers Caetano. Auch dieses Fahrzeug bezieht seine Antriebsenergie ausschliesslich aus einer Batterie, die in der Garage aufgeladen wurde.

Die Probebetriebe mit den beiden Batteriebussen liefen Ende November 2018 aus. Daraufhin galt es, die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen zu bündeln. Die VBZ informieren im hier verlinkten Bericht detailliert über die Resultate ihrer Tests mit den Batteriebussen. Der Bericht kann auch am Schluss dieses Artikels heruntergeladen werden.

Wozu dienten jedoch diese Probebetriebe mit neuartigen Antriebskonzepten? Und wenn es ja bereits Batteriebusse auf dem Markt gibt: Wieso wurden diese nicht einfach ab der Stange gekauft und sofort eingesetzt?

Probebetriebe mit Mietfahrzeugen

Christian Böckmann, Projektleiter der Batteriebus-Probebetriebe, erläutert: «Wir wollten prüfen, wie viel Strom die Busse auf einzelnen Linienabschnitten und unter unterschiedlichen Bedingungen benötigen. Dies kann je nach Jahreszeit und Anzahl Fahrgästen stark schwanken. Es war unser Ziel, repräsentative, langfristige und verlässliche Daten zu erheben – deshalb mieteten wir den Quartierbus für zwei Jahre.» Aus diesen Erkenntnissen geht hervor, wie gross die Batterie sein muss, wie viel Antriebsleistung benötigt wird oder welche Lade-, Heiz- und Klimatisierungskonzepte gewählt werden müssen.

Der Elektrobus CAETANO im Testbetrieb bei der VBZ. Bild Tom Kawara fuer VBZ, 12. und 13. Juli 2018.
Der innovative 12-Meter-Batteriebus wurde in der Garage Hardau mit Strom aus vollständig erneuerbarer Energie «aufgetankt».

Mit den Probebetrieben konnten auch Einsatz- und Betriebskonzepte direkt im Realbetrieb überprüft und wichtige Fragen geklärt werden: Wie viele Batteriefahrzeuge sind in Zukunft erforderlich, um ein Linienpaket zu betreiben, auf dem heute Dieselbusse eingesetzt werden? Wie müssen die Umläufe definiert sein, damit die Batteriereichweite optimal ausgenützt wird? Wie lange dauert die Ladezeit einer Batterie unter verschiedenen Bedingungen? Was gilt es beim Ladevorgang zu beachten? Welche Sicherheitsanforderungen müssen berücksichtigt werden?

«Wir müssen unsere Unternehmen mit modernen Technologien und dem dafür nötigen Denken und Handeln voranbringen. Die Elektrobusstrategie der VBZ ist ein gutes Beispiel dafür.»
Michael Baumer, Stadtrat

Auch Christoph Rütimann, Leiter Technik VBZ, ist davon überzeugt, dass ein grosser Erfahrungsschatz in der Handhabung elektrischer Busantriebe nur förderlich für die Beschaffung solcher Fahrzeuge sein kann: «Mit den Probebetrieben setzen wir unsere ganzheitliche Elektrobusstrategie schrittweise in die Tat um – wir reden nicht nur, wir tun.» Wichtig sei jedoch auch, die eigene Belegschaft aus Werkstatt und Fahrdienst frühzeitig auf diesem Weg mitzunehmen: «Dabei spüre ich ein ausserordentlich hohes Engagement und die Bereitschaft, sich auf Zukunftsthemen einzulassen, selbst wenn einmal etwas nicht auf Anhieb klappt», ergänzt Rütimann.

Der Elektrobus SOR EBN8 im Testbetrieb bei der VBZ. Bild Tom Kawara fuer VBZ, 12. und 13. Juli 2018.
Der gemietete Quartier-eBus SOR im Testbetrieb.

An technischen Herausforderungen wachsen

Tatsächlich lief während der Tests nicht immer alles reibungslos. Vor allem die provisorische Ladeinfrastruktur für die Probefahrzeuge hielt die Mitarbeitenden in der Werkstatt immer wieder auf Trab. «Alles ist neu – nicht nur für die Techniker in der Garage, sondern auch für unsere Lieferanten. Wir müssen uns bei jedem neuen Probefahrzeug erst mit seinen Eigenheiten vertraut machen. Da kann es schon mal sein, dass etwas schiefläuft. Aber dafür sind Testbetriebe ja da. Wir lernen ständig dazu», räumt Lars Kipfer, Garagenchef bei den VBZ, ein.

Der Elektrobus SOR EBN8 im Testbetrieb bei der VBZ. Andy Fischer vom Depot Hagenhol . Bild Tom Kawara fuer VBZ, 12. und 13. Juli 2018.
Andreas Fischer, Werkstattleiter bei den VBZ, inspizierte die grosse Batterie, die sich im Kofferraum vom Quartier-eBus befindet.

Der Einsatz der beiden Probefahrzeuge verlangte dem Fahrdienst, der Werkstatt und auch den Fahrgästen einiges an Flexibilität und Verständnis ab. Die Probefahrzeuge entsprachen nicht in allen Punkten den gewohnten VBZ-Standards – etwa bei der Türsteuerung oder den Multifunktionsabteilen. Andererseits boten die Probebetriebe den Vorteil, dass wertvolle Erfahrungen gemacht und Lektionen gelernt werden konnten, ohne dass bereits grosse Ausgaben getätigt und langfristige Verpflichtungen eingegangen werden mussten.

Der Elektrobus SOR EBN8 im Testbetrieb bei der VBZ. Bild Tom Kawara fuer VBZ, 12. und 13. Juli 2018.
Unterwegs in die Zukunft: Auf Quartierbuslinien werden die VBZ-Fahrgäste zukünftig mit umweltfreundlichen Batteriebussen reisen.

Mehr Lebensqualität dank umweltfreundlichem ÖV

Auslöser für die Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zu umweltfreundlicheren Antrieben sind Vorgaben von Stadt, Kanton und Bund, die mittelfristig eine markante Reduktion der Treibhausgasemissionen und des Primärenergieverbrauchs verlangen. So hat das Stadtzürcher Stimmvolk 2008 die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft angenommen, die auch im Programm «Stadtverkehr 2025» ihren Niederschlag finden. Dem öffentlichen Verkehr kommt dabei eine tragende Rolle zu. Er ist als kollektiv genutztes Verkehrsmittel deutlich energieeffizienter und umweltfreundlicher als der motorisierte Individualverkehr. Die VBZ befördern dank Tram und Trolleybus bereits heute mehr als 80% ihrer Fahrgäste mit elektrischer Energie. Dafür beziehen sie einen Strommix, der vollständig aus erneuerbaren Energien zusammengesetzt ist. Auch der ZVV hat sich zum Ziel gesetzt, den Dieselverbrauch und die Treibhausgasemissionen im Busbetrieb zu verringern. Die VBZ wollen ihre Busflotte deshalb bis 2030 auf einen weitgehend emissionsfreien Betrieb umstellen.

 

 

BESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswyBESbswy

 

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren