Wenn sich beim Theater Spektakel auf der Landiwiese Künstler aus allen Ecken des Globus treffen, um Freude, Nachdenklichkeit und neue Sichtweisen zu verbreiten, ist das fürwahr ein Spektakel – eine geballte Ladung kreativer Schaffenskraft. Eine der Bühnen steht allen Besuchern offen, auch jenen ohne Ticket: Die Zentral-Bühne.
Inmitten der Landiwiese, auf der Zentral-Bühne, zeigt ein bunter Schwarm von «Strassenkünstlern» die Welt aus einer neuen Perspektive. Wobei der Begriff «Strassenkünstler» dem kaum gerecht wird, was hier geschieht: Theater wird mit Musik, Artistik und Tanz verwoben. Marionetten erwachen zum Leben, fast wie einst Pinocchio. Zarte, tiefsinnige Töne wechseln sich ab mit grellen, dynamischen Performances. Das Publikum, sei es alt oder ganz jung, darf herzhaft lachen und wird im Innersten berührt.
Kontraste statt Hierarchie
Den Organisatorinnen der Zentral-Bühne, Miriam Walther Kohn und Ronja Rinderknecht, sind genau diese Kontraste wichtig. «Das Anliegen war es, die Hierarchie zwischen den Akteuren aufzuheben”. Was heisst das? Nicht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Genre war entscheidend, kein Schubladendenken, sondern die künstlerische Idee. Einschlagen soll sie, Bestehendes aufbrechen. Das Anliegen der beiden ist auch im Gespräch spürbar. Unbeirrbar fair wird keine Gruppe, kein einzelner Kunstschaffender speziell hervorgehoben. Das Programm wurde aus über 200 Bewerbungen von interessierten Künstlerinnen und Künstlern zusammengestellt. Zudem sind die Kuratorinnen auf Kunstschaffende zugegangen, die sie aufgrund ihres Netzwerks in der Kulturszene kennen.
Treffpunkt im Herzen der Landiwiese
Gleichzeitig ist die Zentral-Bühne quasi eine Art Treffpunkt auf der Landiwiese. Ein Ort, an dem Brücken geschlagen werden und Kontakte entstehen. Die Künstler entschwinden nach der Darbietung nicht in die Garderobe, nein, sie steigen von der Bühne herab und mitten ins Gespräch mit dem Publikum. Auch untereinander knüpfen die Darsteller neben der Zentral-Bühne Kontakte und schliessen sich nicht selten für gemeinsame, zukünftige Projekte zusammen.
Die Stücke sind aufs Laufpublikum ausgerichtet: Später dazukommen, früher gehen, dabei bleiben – und in jedem Fall etwas mitnehmen. Sprachprobleme gibt es übrigens nicht – die internationalen Künstler vermögen ihre Botschaften non-verbal zu vermitteln. Zu sehen sind auch Teaser der anderen Produktionen vom Hauptprogramm des Theater Spektakels. Die Zentral-Bühne ist Teil eines grossen Ganzen. Manche Künstler reisen auf eigene Faust ans Theater Spektakel, um abseits der Bühne zur Farbigkeit des Spektakels beizutragen. Auch sie haben eine Chance, offiziell im Rampenlicht zu stehen. Immer um 17 Uhr entscheidet das Los, wer von den am Theater Spektakel frei gastierenden Kunstschaffenden einen Auftritt auf der Zentral-Bühne erhält. Das erfordert Spontanität. Eine Eigenschaft, welche die Darsteller ohnehin mitbringen. Geprobt wird kaum: Rauf auf die Bühne, Achtung-fertig-los und Toi-toi-toi!
Die Neuen sind Profis
Die Zentral-Bühne gibt es seit drei Jahren. Miriam Walther Kohn und Ronja Rinderknecht organisieren das Programm seit Januar – für beide ist es das erste Mal. Neulinge in der Bühnenwelt sind sie indes nicht. Rinderknecht kann als Sängerin und Cellistin von diversen Bands auf zahlreiche Konzerte in der Schweiz und im Ausland zurückblicken. Walther Kohn hat Theaterregie und Tanz studiert – sie kennt die Kunst durch ihr Engagement schon seit Jahren bestens von der anderen, der darstellenden Seite. Sie hat letztes Jahr am «Watch + Talk» teilgenommen, ein Projekt des Migros-Kulturprozent, das auch am Theater Spektakel Künstlerinnen und Künstlern Gelegenheit bietet, Aufführungen zu besuchen, sich mit Kollegen auszutauschen und neue Sichtweisen einzunehmen.
Das Engagement als Kuratorinnen gilt für die nächsten drei Ausgaben des Theater Spektakels. Die geballte Ladung positive Energie, die so ein Projekt freisetzt, ist auch bei den beiden Frauen spürbar. Sie wirken fokussiert, bestimmt, zielorientiert – die Dynamik schwingt in der Stimmlage mit. Abgesehen vom Festival ist das Kuratieren der Zentral-Bühne jedoch kein 100-Prozent-Job – weshalb es auch nicht das einzige Projekt ist, dem die beiden derzeit nachgehen. «Immerhin habe ich die letzten 48 Stunden wieder mal richtig geschlafen», schmunzelt Walther Kohn, und wirkt kein bisschen müde.
Das Team der Zentral-Bühne besteht neben den Organisatorinnen aus zwei Technikern (Tashi Dobler und Lukas Kälin) und zwei Personen am Infodesk (Steffi Maag und Thea Rinderli) sowie Klaus Geser, dem Leiter Betrieb Landiwiese. Die gute Stimmung im Team, das wird betont, trage dazu bei, dass höchstens mal positiver Stress entstehe.
Werden Sie Teil des Spektakels
Die Zuschauer der Zentral-Bühne werden nach wie vor kostenlos verzaubert; am Ende der Vorführung macht jeweils ein Hut die Runde. Kneifen gilt nicht – das Theater Spektakel und auch manch ein Künstler lebt unter anderem davon.
Die Vorstellungen auf der Zentral-Bühne starten zu jeder vollen Stunde und dauern im Schnitt etwa 30 Minuten. Das volle Programm und die Zeiten finden Sie auf theaterspektakel.ch.
Ohne Theater ans Theater Spektakel: Mit dem Shuttlebus.
Das Theater Spektakel findet dieses Jahr vom 6. August bis 23. August auf der Landiwiese, in der Roten Fabrik sowie am Mythenquai in der Werft statt. Parkplätze gibt es keine. Dafür aber Shuttlebusse.Alle, die’s gern schnell und einfach mögen, konsultieren ganz einfach den Online-Fahrplan. Da sind alle Fahrten drin.Für den allgemeinen Überblick gibt’s hier die Details:Zwischen Bürkliplatz und Landiwiese fahren Sie einerseits wie üblich mit den Bussen der Linien 161 und 165. Zusätzlich sind mit «E» beschriebene Shuttlebusse unterwegs. Diese Busse fahren die Strecke Bürkliplatz – General Guisan-Quai – Bahnhof Enge – Seestrasse – Mythenquai – Bahnhof Wollishofen – Landiwiese. Bedient werden die Haltestellen Bürkliplatz, Bahnhof Wollishofen, Landiwiese, Sukkulentensammlung, Schweizer Rück, Rentenanstalt und wieder Bürkliplatz.Während des Theater Spektakels haben Sie alle 3 bis 8 Minuten einen Bus, der zur Landiwiese fährt, und zwar bis 00.14 Uhr. In die Gegenrichtung, von der Landiwiese zum Bürkliplatz, bieten wir bis um 00.25 Uhr den selben Service. Also alle 3 bis 8 Minuten ein Bus. Auf dem Rückweg fahren wir allerdings nicht über den Bahnhof Enge, sondern direkt der Seepromenade entlang.In den Nächten vom Freitag und Samstag haben Sie für die Heimreise etwas länger Zeit. Von der Landiwiese bis zum Bürkliplatz gibt’s zusätzlich bis 1.19 Uhr alle 9 bis 15 Minuten eine Fahrt. Danach verkehren die Nachtbusse halbstündlich bis 4.03 Uhr. Übrigens: Am Bürkliplatz fahren die mit «E» bezeichneten Shuttlebusse ab Mitternacht weiter über die Quaibrücke und den Utoquai bis zur Kreuzstrasse, von dort durch die Seefeldstrasse zurück zum Bellevue und via Rämistasse / Neumarkt bis Central und Hauptbahnhof.Auf allen Bussen gilt der übliche ZVV-Tarif. Zwischen Bürkliplatz und Landiwiese ist das eine Kurzstrecke . Wenn Sie die Nachtbusse nutzen möchten, vergessen Sie nicht, vorher einen Nachtnetzzuschlag zu lösen.