Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie ob den VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Das heutige Thema lautet: Wie entsteht ein Fahrplan?
Momentan sind sie wieder an zahlreichen Haltestellen zu sehen; die blauen, runden Signete, welche den bevorstehenden Fahrplanwechsel ankündigen. Wozu aber überhaupt ein Fahrplan, wenn doch in der Stadt eh alle paar Minuten ein Fahrzeug kommt? Und wie kommt es zu so einem Fahrplan? Johannes Eckert, Angebotsplaner bei den Verkehrsbetrieben Zürich, erklärt, wozu der Fahrplan dient und wie er entsteht.
Zahlreiche Faktoren spielen mit
Soviel vorab: Die exakte Angabe, wann ein Fahrzeug zu erwarten ist, dient auch (aber nicht nur) der Information unserer Fahrgäste. Mit einem Fahrplan kann ausserdem festgelegt werden, wann und wo ein Fahrzeug im Einsatz ist und zu welchem Zeitpunkt es gereinigt und gewartet werden soll. Der Fahrplan bildet auch die Grundlage für die Dienstpläne der rund 1500 Fahrdienstmitarbeitenden und bestimmt so, wann und wo sie ihren Dienst anzutreten haben.
Bei der Erstellung des Fahrplans werden verschiedene Faktoren in die Waagschale gelegt:
- Die Nachfrage auf einer bestimmten Strecke
- Die Menge an möglichen Fahrten pro Stunde auf einer Strecke, ohne dass sich die Fahrzeuge gegenseitig behindern
- Die Anzahl und Kapazität der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge
- Anschlüsse an andere Verkehrsmittel
- Last but not least – die entstehenden Kosten
Bedürfnisse der Fahrgäste, zu einem Angebot geschnürt
In einem ersten Schritt verarbeiten unsere Angebotsplaner die bestehenden Bedürfnisse – meist in enger Zusammenarbeit mit den Quartieren und Gemeinden – und erstellen daraus einen provisorischen Fahrplan. Dieser wird der Regionalen Verkehrskonferenz (RVK) vorgestellt, priorisiert und schliesslich dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) vorgelegt. Dort nämlich werden die finanziellen Mittel gesprochen. Der ZVV definiert nun also finanzielle und inhaltliche Vorgaben und speist diese zurück an die RVK. Danach werden die vorläufigen Fahrpläne öffentlich gemacht. Die Politik, also letztlich Sie als Bürgerinnen und Bürger, können dann zusätzliche Anliegen einbringen. Zu guter Letzt fällt der ZVV den definitiven Entscheid. Auf diese Weise werden freilich nicht nur neue Tram- und Buslinien konzipiert, sondern jährlich auch das bestehende Angebot an die Bedürfnisse der Fahrgäste angepasst.
Die Daten, also Uhrzeiten, Taktfrequenz und die zu befahrende Strecke, werden in einem entsprechenden IT-Programm geplant und daraus die definitiven Fahrpläne erstellt. Sichtbare Konflikte mit anderen Linien können nun durch den Fahrplangestalter bereinigt werden. Nachdem diese gelöst sind, steht der endgültige Fahrplan fest. «Als Endprodukt erhält man die grafischen Fahrpläne, die intern quasi den Ursprung der <VBZ-Programmierung> darstellen und noch heute für das Fahrdienstpersonal und alle Mitarbeitenden, die sich um den Betrieb kümmern, ein wichtiges Arbeitsinstrument sind», so Eckert. Die Detailplanung der Umsetzung kann beginnen.
Jederzeit auf dem aktuellsten Stand
Bis 1974 war der gedruckte Fahrplan die einzige Orientierungshilfe für die Betriebsmitarbeitenden, die Leitstelle und auch für die Fahrgäste. Heute kennen wir – digitales Zeitalter sei Dank – auch die unmittelbare, tatsächliche fahrplanmässige Situation mit ihren Abweichungen. Das Fahrpersonal kennt dank der Standortermittlung die Lage auf zehn Sekunden genau. Die Leitstelle kann bei entstehenden Unregelmässigkeiten eingreifen und Korrekturen vornehmen. Auch Sie als Fahrgäste haben verschiedene Möglichkeiten, beizeiten nachzuprüfen, ob das Fahrzeug pünktlich fährt oder nicht. Sei es durch die elektronischen Anzeigen an den Haltestellen und in den Fahrzeugen oder auch im elektronischen Fahrplan auf www.vbz.ch und in der ZVV-App.
Sich frühzeitig schlau zu machen lohnt sich: «Der Fahrplanwechsel bedeutet auch für das Leitsystem ‹einen harten Schnitt›: Auf einen Schlag verlieren alle vorhandenen Fahrpläne ihre Gültigkeit und die neuen werden aktiv.», erklärt Peter Flury, Leiter der Leitstelle. Sie finden das neue Angebot wie erwähnt elektronisch, aber auch an den Fahrplänen an der Haltestelle, im Fahrplanbuch und auf www.vbz.ch/fahrplanwechsel.
Dieser Artikel erschien erstmals am 16.11.2018.