Man nennt sie Zombies, genauer Smartphone-Zombies oder einfach Smombies. Smartphone-Zombies sind Menschen, die wir auf der Strasse oder im Tram antreffen und die fast unentwegt auf ihr Mobiltelefon starren oder darauf herumtippen. Zombies nennt man sie, weil sie – so scheint es – keinerlei Verbindung mit ihrer Umwelt aufnehmen und die soziale Interaktion nur über ihr Smartphone läuft. Zeit, sich diese Menschen etwas genauer anzusehen. Ein sogenannter «Tweetup» war angesagt. Und zwar im Tram.
Tweetup steht für «to tweet» (ein Begriff für das Gezwitscher auf dem sozialen Netzwerk Twitter) und «to meet-up», sich zu treffen. Die zehnte Ausgabe des Treffens in Zürich, das #tweetupZH, fand im Tram statt.
Du, ich, Twitterer
Rund 70 Twitterinnen und Twitterer – einige reisten gar von Bern an – standen in einer Januarnacht in der Kälte am Bellevue und warteten aufs Tram. Von einem Bein aufs andere tretend, mahnten ihre Aufwärmbewegungen tatsächlich derer ihrer untoten Namensvettern, die in den Kinofilmen nur so mit Körperteilen um sich werfen. Doch kaum war das Tram in Sicht, hellte sich die Atmosphäre auf, nicht nur wegen der gezückten Handys. Wärme naht! Das Gefährt und die Bar rasch in Beschlag genommen und die kurze Ansprache der Organisatoren angehört, nahmen sowohl das Tram wie auch die Gespräche Fahrt auf. Einige der Teilnehmenden kannten sich bereits, andere sahen sich zum ersten Mal, manche einfach zum ersten Mal in Fleisch und Blut. Es zeigte sich: Twitterer haben keine Kontaktschwierigkeiten. Wie selbstverständlich tauschten sie Geschichten aus ihrem Leben, Neues aus dem Beruf oder auch technisches Wissen aus. So zeigte die PR-Beraterin ihrer jüngeren Berufskollegin, wie ein Video-Livestreaming über das Handy funktioniert, der Fotograf unterhielt sich mit dem Hobby-Fotografen über die neusten Kameramodelle und der Polizist sprach mit dem Kantonsrat über die aktuellen Abstimmungsvorlagen. Wiederum andere gönnten sich eine Pause und verfolgten das Geschehen zwischendurch online, quasi im virtuellen Tram.
Es ist so einfach, einander zu begegnen
Nach rund einer Stunde war die Rundfahrt zu Ende und eine Schar unterschiedlichster Menschen, die sie neu oder einfach wieder etwas besser kannten versammelte sich erneut auf dem Bellevueplatz. Zwei Sachen waren ihnen gemein: Das breite Lachen auf dem Gesicht und die Freude am Austausch mit anderem Menschen, sich kennenlernen; online genauso wie in der direkten Begegnung. So war der Anlass nach der Stunde auch nicht zu Ende, sondern fand seine Fortsetzung im nahe gelegenen Restaurant; und das bis spät in die Nacht. Und schon morgen würden sie sich ja wieder treffen, im virtuellen Tram.