«E grüeni, zwei Stützli, weisch es no, Bappe?»

Erinnerungen an das Tram der 30er-Jahre, in einem Gedicht von Franz Ries aus dem Jahre 1986.

Nostalgischi Gedanke übers Züri-Tram

Ich weiss es no, früehner, vor circa sächzg Jahre.
Wo no für en Zwänzger bisch Tram goge fahre.
Zwei Plattforme gha, dezwüsche zwei Türe,
Wo de Kondi sich zwängt hätt vo hine bis füre.

A de Tür es chliis Feischter zum waagrächt kippe,
Im Mass zwänzg uf zwänzg, um s‘Münz anezflippe.
«Sie det uf em Trittbrätt, sie ganz eleige,
Chömet sie ufe, ums Billet go zeige».
D‘Heizig vo dazmal nur im Innre vom Wage,
De Wagefüerer im Winter mit hochglitztem Chrage.
Mit Händsche bewaffnet, kei anderi Wahl,
Bi zäh under Null no en wullige Schaal.

En Uniform gha, hüt grifft mer a d‘Chöpf,
Stehchrage, Häftli und goldigi Chnöpf.
Ame Mäntig am Morge, nur keis Gedräng,
Zyte händ gwächslet, dermasse sträng.

E Charte, e roti, drü Franke sächzg Rappe,
E grüeni, zwei Stützli, weisch es no, Bappe?
Drü Löchli is Billet, wie händ er das drächslet.
Das isch e so gsi, wänn d‘Linie häsch gwächslet.

Ändi Chrieg sinds dänn cho, die gschlossene Wäge,
Mer hätt gstuunt wäg de Tram, es isch fascht nöd zum säge.
De Kondi hätt trohnt, säb isch au wahr,
Fascht wie en Mixer, hinder de Bar.

Es Gspräch mit em Kondi übers Wätter und s‘Gscheeh,
Das vermissi hüt würkli, je länger je meeh.
En Blick no id Zuekunft: Roboter am Stüür?
Mit Sunnekoläkter … nüme wie hüür.

Uf Luftchüssi schwebend, kei Schine, kei Draht,
Es nimmt mi hüt wunder, wies dännzumal gaht.
Eis isch ganz sicher, da gits e kei Damm,
Au im nöchschte Jahrhundert blauwissi Tram!

 

Über den Autor Franz Ries, ✝1996

Franz Ries, geboren im Jahr 1914, wuchs im Utohofquartier auf und besass in Zürich-Höngg ein Schneider-Atelier. Sein Sohn Martin Ries erinnert sich: «Wie die Verdienste damals so waren, mussten meine Eltern, wohnhaft beim Brunnenhof in Zürich-Nord, jeden Franken zweimal umdrehen. Für ihre Arbeit, die Kraft und Energie bewundere ich diese Generation noch heute. Natürlich fuhr mein Vater mit dem Tram, aber er besass auch ein Mobylette-Töffli. Nach einem Sturz – ausgerechnet in den Tramschienen – war es aber derart kaputt, dass es nur noch als Bastelobjekt für uns Buben zu gebrauchen war.»  Franz Ries grösstes Hobby war das Schreiben von Gedichten. Schon in jungen Jahren schrieb er Schnitzelbänke und formulierte in Versform seine Gedanken zu Themen, die ihn bewegten: den Weltkrieg und Militärdienst, Gesetze, das Zusammenleben, Liebe, Krankheit... Er starb 1996 nach langer Parkinson-Krankheit. Gedichte indes schrieb er, so gut es ging, bis zum Schluss.

 

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren